"The Art of Love": Drama um Sex, Einsamkeit und Sehnsucht
Ein bisschen romantische Komödie mit einem Schuss Satire, einer guten Prise Gesellschaftskritik und rührendes Drama - diesen wilden Genremix vereint die britisch-schweizerische Koproduktion "The Art of Love" in sich.
Die Wohnung von Adam, 35, ist spartanisch eingerichtet, "cool" würden es vielleicht andere nennen. An der Wand blinkt eine digitale Tafel, die die stetig steigende Anzahl von Followern auf seiner Social-Media-Plattform anzeigt, denn davon und dafür lebt Adam. Der Mann mit dem durchtrainierten Bilderbuch-Body ist Influencer für Sex-Toys und gerade bei der Arbeit - mit virtueller Brille auf der Nase und vor einem Gerät stehend, das irgendwie an einen Staubsauger erinnert. Aber es erfüllt offensichtlich seinen Zweck:
"Morgen Leute, ich bin's, euer Adam Kowinski, und ob ihr's glaubt oder nicht, gestern hatte ich den Prototypen des brandneuen XT5 vor meinen Lenden baumeln. Und um es kurz zu machen: Das Ding ist der Hammer." Filmszene
Der "Hammer" passt natürlich gut ins Bild, und bei der jährlichen Preisverleihung für die erfolgreichsten Mitarbeiter der Startup-Firma "The Art of Love", die die Sex-Toys herstellt, die Adam testet und dann an den Mann oder die Frau bringt, ist Adam auch immer die Nummer eins.
Adam und Eva: Die Sex-Toy-Experten
Doch bei der diesjährigen Verleihung bekommt Adam Gesellschaft, und zwar eine, die er überhaupt nicht schätzt. Eva, 55, eine unscheinbare Angestellte bei den Londoner Verkehrsbetrieben, steckt in einer Ehekrise und wünscht sich nichts sehnlicher, als eine Reise mit ihrem Mann zu machen, die ihre Ehe retten soll. Um das Geld dafür zusammenzubekommen, schreibt sie heimlich Bewertungen über eben jene Sex-Toys von "The Art of Love", die sie allerdings nie ausprobiert. Evas Fantasie reicht aus, um sie zu so etwas wie den "Shakespeare der Sex-Toys" zu machen, wie der Firmenchef sie betitelt, als er ihr ebenfalls eine "Best of"- Trophäe überreicht.
Und dann wird auch noch verkündet, dass ab jetzt eine neue Generation von Liebesspielzeug hergestellt wird. Für dieses Projekt sollen nun ausgerechnet Adam und Eva zusammenarbeiten, ihre intimsten Wünsche miteinander teilen und weitergeben, was Adam sehr schnell sehr verletzend werden lässt:
"Dieses Toy hat eine hohe künstliche Intelligenz. Eure Aufgabe ist es, das Toy mit realen Informationen und Verhaltensmustern zu füttern."
"Ich will nicht mit dir über Liebe reden, schon gar nicht über Sex. Mann, sieh dich an!"
Filmszene
Aber es nützt nun mal nichts, beide brauchen den Job, und Eva versucht es auf die sanftere Art:
"Es mag eine Frage des Alters sein, aber ich denke, wir haben eine sehr unterschiedliche Vorstellung von Romantik."
"Was du nicht sagst."
Filmszene
Komödiantische Schale - harter Dramakern
Wie sich notgedrungen aus der erzwungenen, feindlichen Zusammenarbeit eine Freundschaft zwischen den beiden letztlich gleichermaßen einsamen Menschen entwickelt, das ist oftmals wirklich berührend. Genau wie der überwiegende Grundton dieses Filmes, der mit einer komödiantischen Schale daherkommt, aber darunter einen ziemlich harten Dramakern offenbart.
The Art of Love
- Genre:
- Komödie | Drama
- Produktionsjahr:
- 2022
- Produktionsland:
- Schweiz, Großbritannien
- Zusatzinfo:
- Mit Alexandra Gilbreath, Oliver Walker, Jeremy Swift u. a.
- Regie:
- Philippe Weibel
- Länge:
- 107 Minuten
- FSK:
- ab 16 Jahren
- Kinostart:
- ab 13. Juli 2023