Szene aus dem Film "The Apprentice" © APPRENTICE PRODUCTIONS ONTARIO INC. / PROFILE PRODUCTIONS 2 APS / TAILORED FILMS LTD / DCM

"The Apprentice": Zahmes Biopic über Donald Trumps Aufstieg

Stand: 14.10.2024 06:00 Uhr

"The Apprentice" kann sich einfach nicht entscheiden, was er sein will - eine comichaft überhöhte Satire, ein ernsthaftes Porträt mit dokumentarischem Anspruch oder ein einfacher Unterhaltungsfilm.

von Anna Wollner

Wenn es nach dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump ginge, dann würde der Film "The Apprentice" nie ins Kino kommen. Sein Anwaltsteam hat noch kurz vor der Premiere bei den Filmfestspielen in Cannes versucht, die Veröffentlichung mit einer einstweiligen Verfügung zu verhindern - ergebnislos. Denn es geht im Film um Donald Trump - eine Art nicht autorisiertes Biopic.

Vom naiven Millionenerben zum Immobilienmogul

"Hallo. Hier ist Donald Trump für Mister Cohn."
"Donald wer?" Filmszene

Es ist eine Frage, die Donald Trump in den 1970er-Jahren noch oft hören musste, als er gerade mal Mitte 30 in der New Yorker Upper Class noch fast ein Unbekannter war und 1973 in einem Club in Manhattan den schmierigen Anwalt und Fixer Roy Cohn kennenlernte, gespielt von "Succession"-Star Jeremy Strong.

Der Titel des Films ist natürlich eine Anspielung auf Donald Trumps Reality-Show, die 13 Jahre lang auf NBC ausgestrahlt wurde. Der Lehrling, der Praktikant - nur dass der Film des iranisch-dänischen Regisseur Ali Abbasi die Rollen hier umdreht: Der Lehrmeister ist Roy Cohn, der Lehrling Donald Trump.

Wie bei Frankenstein und seinem Monster

Es ist ein Verhältnis wie bei Frankenstein und seinem Monster. Cohn ist das kreative Genie hinter dem Aufstieg seines Mandanten und führt ihn ein in die Hinterzimmer skrupelloser Politiker. Trump lernt vom manipulativen Cohn die Kunst des Deals - die er bis heute verinnerlicht hat.

Zwei Dekaden umfasst der Film, zeigt Trumps Aufstieg vom naiven Millionenerben zum Immobilienmogul, das Verhältnis zwischen Lehrmeister und Lehrendem und die Beziehung zu seiner ersten Frau Ivana, bei der er ein ähnliches Gebaren an den Tag legt wie bei seinen Geschäftsfreunden.

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Zahmes Biopic mit schwachem Drehbuch

"The Apprentice" hat einige kontroverse Szenen, etwa eine Vergewaltigungsszene zwischen Trump und Ivana, eine Schönheitsoperation mit Fettabsaugen und Haarwurzeltransplantation, oder Trumps Diätpillensucht. Marvel-Star Sebastian Stan imitiert Trumps Bewegungen, seinen Gestus, seine Sprache, spielt ihn unsicher und überfordert, macht zum Glück aber keine Karikatur aus ihm. Dass "The Apprentice" am Ende kein wirklich guter Film geworden ist, liegt am schwachen Drehbuch. Der Film kann sich einfach nicht entscheiden, was er sein will - eine comichaft überhöhte Satire, ein ernsthaftes Porträt mit dokumentarischem Anspruch oder ein einfacher Unterhaltungsfilm. Am Ende ist er von allem ein bisschen und damit einfach zu zahm.

The Apprentice

Genre:
Biopic
Produktionsjahr:
2024
Produktionsland:
USA, Kanada
Zusatzinfo:
mit Sebastian Stan, Jeremy Strong, Maria Bakalova u.a.
Regie:
Ali Abbasi
Länge:
123 Minuten
FSK:
ab 12 Jahren
Kinostart:
17. Oktober 2024

Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Der Morgen | 14.10.2024 | 07:50 Uhr

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