"Squaring the Circle": Doku über legendäre Plattencover-Agentur
Mit ihrer Arbeit für die Bands Pink Floyd, Led Zeppelin oder Peter Gabriel schrieb die Grafikagentur "Hipgnosis" Plattencover-Kunst-Geschichte. Die Doku "Squaring the Circle" zeigt, dass die Quadratur des Kreises manchmal eben doch möglich ist.
Auch wer die Musik nicht kennt oder mag, dürfte das Cover zu Pink Floyds "The Dark Side of the Moon" kennen: Das minimalistische Prisma auf schwarzem Untergrund hat ikonischen Charakter, ist innovativ, zeitlos und einprägsam.
Es ist eines von vielen, deren Geschichte der holländische Fotograf, Musikvideo-Künstler und Regisseur Anton Corbijn zeigt und erzählt, oder besser: erzählen lässt. Von einem der beiden Gründer der Agentur, Audrey Powell, genannt Po, und Musikern wie David Gilmour, Peter Gabriel oder Ex-Oasis Frontman Liam Gallagher. Der erklärt im Film, seine Liebe zu Vinyl gelte vor allem dem Artwork der Scheiben, für ihn "die Kunstsammlung des kleinen Mannes".
Die Anfänge von "Hipgnosis": Kunst vor Kommerz
Im London der späten 60er-Jahre wird eine illegale Party von der Polizei gewaltsam beendet. Nur die beiden Kunststudenten Po und Storm suchen nicht das Weite, konfrontieren die staatliche Gewalt und sind fortan unzertrennlich. Po erinnert sich in der Doku an das zügellose Leben damals, als alle Dope rauchten und Musik hörten und er diesen langhaarigen Typen traf, der sein Freund und Geschäftspartner werden sollte.
Gemeinsam gründen sie das Grafik-Label "Hipgnosis" und machen Cover für die noch unbekannte Band Pink Floyd. Sie stellten - zumindest anfangs - Kunst vor Kommerz. Für den Grafikdesigner Michael Camici, der selbst schon Plattencover entworfen hat, war das Neue an "Hipgosis", dass "die am Anfang auch eine Verbindung zwischen Musik und dem Cover hergestellt haben, aber zum Schluss vollkommen frei und ganz unabhängig waren, wie beispielsweise das Pink Floyd-Cover "Atomic Heart Mother", wo einfach nur eine Kuh abgebildet worden ist."
Kein Namenszug, kein Titel - und das zu einer Vor-Video-Zeit, in der das Cover das visuelle Aushängeschild einer Band war und eine der wenigen Möglichkeiten, Werbung zu machen.
"Perfekt gemachte" Plattencover
In ihrer Kreativität und Kompromisslosigkeit werden Po und Storm zu Lieblingen der Bands und machen mit ihrer Kunst nun auch Kasse. Das Geld floss in Strömen Mitte der 70er-Jahre, so Po im Film.
Die Jungs haben mehr Ideen als Kunden, also gibt es eine Schachtel mit abgelehnten Entwürfen. Wenn ein Kunde etwas nicht haben wollte, wurde es eben einem anderen angeboten. So kam Peter Gabriel mit seinem ersten Soloalbum nach seinem Ausstieg bei Genesis 1977 zu seinem Cover.
Gabriel sitzt hinter der Windschutzscheibe eines türkisfarbenen Autos, Wassertropfen reflektieren das Licht. Für Michael Camici höchste Handwerkskunst: "Die Herstellung, das ist im Grunde genommen perfekt gemacht. Ich weiß gar nicht, ob man das heute so gut mit Photoshop machen könnte, weil das aufgenommen ist, da ist jeder einzelne Wassertropfen bearbeitet worden. Die Stimmung, die dadurch entsteht, das ist einfach grandios!"
Zeitlose Kunst in der goldenen Ära des Musikbusiness
Die Firma zerbrach im Wandel der Popgeschichte, Po und Storm zerstritten sich, Storm lebt nicht mehr.
Anton Corbijn hat "Hipgnosis" ein detailliertes, liebevolles filmisches Denkmal gesetzt, das seinem mehrdeutigen Titel alle Ehre macht: "Squaring the Circle" zeigt, dass die Quadratur des Kreises manchmal eben doch möglich ist. Die Plattencover des Duos sind zeitlose Kunst und bilden, wie Liam Gallgher treffend im Film formuliert, die goldene Ära des Musikbusiness ab.
Squaring The Circle: The Story Of Hipgnosis
- Genre:
- Dokumentation
- Produktionsjahr:
- 2022
- Produktionsland:
- Großbritannien
- Regie:
- Anton Corbijn
- Länge:
- 101 Minuten
- FSK:
- ab 12 Jahre
- Kinostart:
- 14. März 2024