Szene aus dem Film "Bad Director" © Nachtlicht Film

Oskar Roehlers "Bad Director": Langweilige Möchtegern-Satire

Stand: 06.05.2024 06:00 Uhr

Der deutsche Regisseur und Autor hat immer das Extreme gesucht, ist nie dem Mainstream gefolgt. In "Bad Director" verbeißt er sich aber, wirkt penetrant verbittert statt entlarvend.

von Bettina Peulecke

Oskar Roehler sieht sich selbst als Erbe von Rainer Werner Fassbinder. Sein neuer Film "Bad Director" über einen abgehalfterten Filmregisseur basiert auf seinem autofiktionalen Roman "Selbstverfickung".

Ähnlichkeiten zu Kafkas "Die Verwandlung"

"Du, entschuldige Gregor, dass ich dich störe, aber ich wollte nicht allein entscheiden, welche Sockenfarbe der Fabian zu den braunen Loafers tragen soll. Also, die gewagtere Variante wäre ja wenn…"
"Warte mal, ja, und jetzt hör' mir auf mit so 'nem Quatsch die Laune zu verderben. Ja, Mensch, welche Sockenfarbe der Hauptdarsteller tragen soll? Damit hab' ich die ganze Zeit mein Leben vergeudet und mir die Nerven zerrüttet? Scheiße, was mache ich hier?" Filmszene

Diese verzweifelte Frage stellt sich der Regisseur Gregor Samsa gleich zu Beginn der Dreharbeiten zu seinem neuen Film. Er trägt nicht zufällig denselben Namen wie die Hauptfigur in Franz Kafkas Erzählung "Die Verwandlung", in der ein Mann eines Tages in Gestalt eines Käfers erwacht und somit die Kommunikation mit seiner Außenwelt deutlich erschwert wird.

Und er trägt rein äußerlich unverkennbare Züge von Oscar Roehler selbst: die langen schwarzen Haare, die markante Brille, der schlurfende Gang. Aber Autofiktion ist ja nicht gleich autobiografisch. Und auch wenn sie nahe liegen, Übereinstimmungen mit Roehler als Regisseur sind natürlich rein interpretatorisch.

Oskar Roehler fehlt die nötige Distanz

Dieser "Bad Director", wie immer grandios verkörpert von Oliver Masucci, ist eine arme Sau. Ein tablettensüchtiger, rumhurender, überheblicher, desillusionierter alternder weißer Mecker-Mann mit Erektionsstörungen, von Selbsthass getrieben und von seinem Umfeld angeekelt. Viel erbärmlicher geht es kaum.

Wer sich für die deutsche Film- und Fernsehszene interessiert, wird unschwer erkennen, welche dort zur Schau gestellte Karikaturen realen Schauspielerinnen und Produzenten nachempfunden sind. Das ist tatsächlich teilweise amüsant und treffend, bleibt aber der einzige Lichtblick in dieser ansonsten enervierend langweiligen Möchtegern-Satire, die das anvisierte Ziel nicht erreicht, weil dem Schöpfer die nötige Distanz fehlt.

Konsequenz geht anders

Oskar Roehler hat immer das Extreme gesucht, ist nie dem Mainstream gefolgt, jetzt aber verbeißt er sich, wirkt penetrant verbittert statt entlarvend. Seit langem lamentiert Roehler über das Mittelmaß der Film- und Fernsehproduktionen, kritisiert das Förderungssystem, nimmt auf der anderen Seite aber gern entsprechende Gelder an - auch für "Bad Director". Konsequenz geht anders.

Bleibt zu hoffen, dass der Film-Regisseur am Ende seinen Worten Taten folgen lässt, wenn er verkündet:

"Ich mach' das nicht mehr mit. Ich lass' mich doch hier nicht fertig machen, wegen so 'nem scheiß Film. Das ist das letzte Mal, dass ich son' scheiß Film drehe." Filmszene

Bad Director

Genre:
Komödie
Produktionsjahr:
2024
Produktionsland:
Deutschland
Zusatzinfo:
Mit Oliver Masucci, Bella Dayne, Anne Ratte-Polle u.a.
Regie:
Oskar Roehler
Länge:
131 Minuten
FSK:
ab 16 Jahre
Kinostart:
9. Mai 2024

Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Kultur | 06.05.2024 | 07:50 Uhr

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