Neu im Kino: "Wunderschöner" Raus aus der Komfortzone!
Mit 1,7 Millionen verkauften Kinokarten hat die Regisseurin Karoline Herfurth vor drei Jahren mit "Wunderschön" einen Hit gelandet. Jetzt kommt mit "Wunderschöner" die Fortsetzung ins Kino.
Eigentlich wollte Karoline Herfurth gar keine Fortsetzung machen, denn die 40-jährige Schauspielerin, Regisseurin und Drehbuchautorin hatte das Gefühl, mit "Wunderschön" alles erzählt zu haben. Aber wie so oft im Leben, ist es doch anders gekommen, denn beim Nachdenken über ein neues Projekt war sie gleich wieder beim Thema von "Wunderschön".
Verschiedene Blickwinkel auf große Themen
![Die Schauspielerin Nora Tschirner schaut nachdenklich. Die Schauspielerin Nora Tschirner schaut nachdenklich. © 2024 Hellinger / Doll Filmproduktion GmbH / Warner Bros. Entertainment GmbH Foto: Anne Wilk](/kultur/film/tipps/wunderschoener104_v-contentgross.jpg)
"Wenn man das Thema des Körperdrucks ein bisschen weiter dreht und ein bisschen mehr in die Tiefe gräbt, dann kommt man relativ schnell bei dem Thema Sexualität an und bei den Fragen: 'Was ist Sexualität eigentlich? Wie sind wir da drin aufgewachsen? Was für Bilder haben wir davon? Wie sind wir da geprägt?'" Das Schöne am episodischen Erzählen sei, dass man so große Themen aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten und in verschiedenen Graden erzählen kann - die leichten, lustigen und komischen Momente, aber auch die dramatischen Momente, sagt Herfurth.
Logische Konsequenz von "Wunderschön"
"Wunderschöner" ist in der Tat die logische Konsequenz von "Wunderschön". Statt sich auf den Lorbeeren auszuruhen und sich einfach nur mit einer beliebigen Variation des Episodenfilms zu wiederholen, ist es Herfurth gelungen, das Thema nicht nur zu vertiefen, sondern weiterzudrehen - mit den altbekannten Figuren aus "Wunderschön". Etwa das Paar Sonja und Milan, die getrennt leben, das Ex-Model Julie, die als Aufnahmeleiterin einer Boulevardshow schnell an ihre Grenzen gerät oder die resolute Lehrerin Vicky, gespielt von Nora Tschirner, die ihre Schülerinnen mit ihren feministischen Sichtweisen nervt.
Vicky: Aber, kann denn jede bauchfrei tragen? Und müsste dabei keine Angst haben sich zu zeigen?
Schülerin: Wenn man sich gehen lässt. Zur Not kann man immer was machen. Meine Mutter zum Beispiel ist immer noch super sexy.
Vicky: Aha, also ich muss sexy sein. Oder bin ich das freiwillig? Oder muss ich? Da komm ich jetzt schon ins Schleudern. Was ist denn, wenn ich gar nicht sexy sein will?
Schülerin: Dann werde ich Lehrerin wie Sie.
Filmzitat: "Wunderschöner"
Neue Figurenkonstellationen
Neben den Altbekannten gibt es auch neue Konstellationen, mit denen sie erzählerisch tiefer in das Thema Sexualität eintaucht. Wie die von Nadine und ihrem Mann, einem Lokalpolitiker, der zu einer Prostituierten gegangen ist. Der Ton der story ist schwerer geworden.
- Ach so, ja, ich hab deine Nutte mitgebracht.
- Was macht die hier?
- Das ist deine erste Frage?
- Ach Gott, Nadine, natürlich nicht, aber du kannst die doch nicht hier herbringen.
- Sie braucht Hilfe.
- Okay, können wir bitte kurz in Ruhe darüber reden? Was hast du jetzt vor?
- Auf jeden Fall möchte ich nicht vögeln in ihrer Notlage.
- Notlage? Das ist eine Prostituierte. Sie wirkte jetzt nicht so, als wäre sie in Not.
- Sie ist 21.
Filmzitat: "Wunderschöner"
Publikum muss Komfortzone verlassen
Herfurth zwingt das Publikum, seine Komfortzone zu verlassen - und das ganz bewusst. Sie arbeitet sich mit ihrem Ensemble episodisch an Themen ab: sexuelle Übergriffe, Grenzen, Körperbilder, Beziehungsentwürfe, Prostitution. All das nicht im Sinne der Vollständigkeit, sondern der Ambivalenz und der Notwendigkeit, das Publikum zu fordern. "Gerade jetzt, glaube ich, fällt es vielen Menschen ja ein bisschen schwer, so zuversichtlich zu bleiben, weil wir uns in so einem Backlash vom Patriarchat befinden und merken, es wird gerade wieder enger und die Luft, die wir gerade zum Atmen bekommen haben, die wird gerade wieder ein bisschen dünner", findet Herfurth. Sie wolle Räume schaffen, in denen man sich abgeholt fühlt. "Wo man auch merkt, man ist damit nicht alleine, mit dieser Haltung und eben Räume schafft, in denen man sich in dieser Hoffnung auf eine schönere, buntere, gemeinsamere, sichere Zukunft verbinden kann."
Ein klares Statement ohne moralischen Zeigefinger
Es ist ein klares Statement - genauso wie der Film, der nie moralisch den Zeigefinger erhebt, sondern einfach genau hinguckt. Eben auch dahin, wo es weh tut. Ein Film und eine Filmemacherin mit klarer Haltung.
Wunderschöner
- Genre:
- Komödie, Drama
- Produktionsjahr:
- 2025
- Produktionsland:
- Deutschland
- Zusatzinfo:
- Mit Annecke Kim Sarnau, Nora Tschirner, Maximilian Brückner, Godehard Giese und anderen
- Regie:
- Karoline Herfurth
- Länge:
- 132 Minuten
- FSK:
- 12
- Kinostart:
- 13. Februar 2025
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Spielfilm
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