Loriots Trickfilme das erste Mal gesammelt im Kino
Loriot ist seit mehr als zehn Jahren tot. Jetzt kommen seine Sketche als Trickfilme das erste Mal gesammelt ins Kino: "Loriots große Trickfilmrevue" zeigt 31 Klassiker in neuer Brillanz. Was macht Loriots Humor so zeitlos?
"Die Ente bleibt draußen!"
"Herr Müller-Lüdenscheidt!"
"Die Ente bleibt draußen!"
"Herr Müller-Lüdenscheidt, ich bade immer mit dieser Ente!"
"Nicht mit mir."
Dialog aus "Herren im Bad"
Ente, Nudel, Ei - simple Zutaten, die im Alltag zu den größten Katastrophen führen. So brachte Loriot den Deutschen das Lachen bei - im Fernsehen über 30 Jahre lang. Der Witz ist immer da, wo die bürgerliche Fassade bröckelt, wo das verkrampfte Bemühen um Anständigkeit zu Fall kommt.
Loriot spielt mit den Konventionen
Loriot spielte in seinem Leben viele Rollen, aber in den allermeisten steckte etwas von ihm selbst: Bernhard-Viktor Christoph-Carl von Bülow. Er stammte aus einer aristokratischen Familie, altes mecklenburgisches Adelsgeschlecht. Die Zwanghaftigkeit wusste er spielerisch zu konterkarieren. "Gerade weil ich aus einer Familie und Kreisen komme, die auf Formen sehr viel Wert legten, war es reizvoll für mich, diese Formen zu unterlaufen", sagte Loriot in einem Interview 1998. "Ich glaube, dass wir ohne Formen überhaupt nicht leben könnten. Genauso, wie wir ohne Rot, Grün und Gelb nicht im Straßenverkehr auskommen, können wir nicht ohne Konventionen, wie wir uns gegenseitig behandeln wollen, auskommen."
Auch in Loriots Komik gab es bis zu einem gewissen Grad Konventionen: "Was auch immer einen Menschen persönlich betrifft, es kann kein Anlass sein, sich darüber zu mokieren". Vielleicht sind seine Sketche deshalb so gut gealtert. Männer und Frauen passen nicht zusammen, hat Loriot immer wieder gesagt, nur: Sie versuchen es halt trotzdem.
"Das Erhabene kommt bei ihm immer zu Fall"
Warum sind Loriots Sketche immer noch so lustig? "Das Erhabene kommt bei ihm immer zu Fall. Das sich überlegen Fühlen, das sich sozusagen als etwas Besseres Geben als man ist", sagt Psychologe Mathias Lohmer, dessen Familie mit Loriot befreundet war. "Loriot zeigt uns, wie uns das natürlich misslingen muss, weil psychoanalytisch gesprochen: Das Abgewehrte, der Impuls, der Affekt meldet sich immer." Im stetigen Streben nach Harmonie kommunizieren bei Loriot alle verlässlich aneinander vorbei.
"Bello hat das Recht über Atomstrom zu sprechen, wie ein Politiker"
"Aber er weiß ja nicht, wovon er spricht."
"Wie ein Politiker!"
"Also gut, aber nicht länger, als eine Minute!"
Dialog aus "Der sprechende Hund"
Die Struktur der Verfehlung
Die Themen, die verhandelt werden, wechseln bei Loriot häufig: Von Kaffee trinken, Eier kochen über Geschlechterrollen. "Die Struktur des Missverstehens, die Struktur der Verfehlung, die Grammatik des Paarkrieges, das sind Sachen, die nach wie vor passieren", erklärt Lohmer die Zeitlosigkeit von Loriots Humor. "Was passiert, wenn zwei Menschen sich miteinander verbinden, es miteinander aushalten müssen, diese Dynamik ist ein Klassiker, der bleiben wird."
Das richtige Timing
Das Timing ist entscheidend und die Frage: Wann entgleist das Gespräch?
"Hermann..."
"Ja..."
"Was machst du da?"
"Nichts..."
"Nichts? Wieso nichts?"
"Ich mache nichts..."
"Gar nichts?"
"Nein..."
"Überhaupt nichts?"
"Nein...Ich sitze hier..."
(...)
"Du tust eben nicht, was dir Spaß macht... stattdessen sitzt du da!"
"Ich sitze hier, weil es mir Spaß macht..."
"Sei doch nicht gleich so aggressiv!"
"Ich bin doch nicht aggressiv"
"Warum schreist du mich dann so an?"
(schreit:) "Ich schreie dich nicht an!"
Dialog aus "Feierabend"
Loriot ist heute so lustig wie damals. Manche Sketche wirken gar, als wären sie gerade erst geschrieben worden. Sein Humor meint alle, aber er verletzt keinen. Diese feine Linie zu treffen, gelingt wenigen. Man wüsste gern, was er heute zu sagen hätte.
Loriots große Trickfilmrevue
- Genre:
- Trickfilm
- Produktionsjahr:
- 2023
- Produktionsland:
- Deutschland
- Länge:
- 79 Minuten
- FSK:
- 0
- Kinostart:
- ab 20. April 2023