"Like A Complete Unknown": Timothée Chalamet glänzt als Bob Dylan
"Like A Complete Unknown" zeigt Bob Dylans erste Berufsjahre im Big Apple. Hauptdarsteller Timothée Chalamet wurde für seine Leistung umgehend für einen Oscar nominiert. Dennoch hat der Film ein Manko: Er verschweigt die Drogeneskapaden seines Protagonisten.
Am Anfang von "Like A Complete Unknown" kommt ein junger Niemand mit Gitarrenkoffer in Manhattan an. Am Ende des Films verlässt ein Rock-Rebell auf einem Triumph-Motorrad ein Folkmusik-Festival, auf dem er gerade für einen riesigen Skandal gesorgt hat. Das ist der Zeitraum, den Regisseur James Mangold für sein elegantes Dylan-Biopic gewählt hat: die ersten Jahre des späteren Literaturnobelpreisträgers, in denen sich Dylan als wahrer Wunderknabe des 'Songwriting' erweist.
Protest-Songs gehören längst zum Weltkulturerbe
Mit unglaublich poetischen Liedtexten und Protest-Songs, die längst Weltkulturerbe sind, verändert er den Lauf der Popmusik ein für alle Mal. "Like A Complete Unknown" ist also das Porträt eines Künstlers als junger Mann. Der Zeitraum beinhaltet auch Dylans erste Häutung. Wir sehen, wie Dylan in New York Kontakt aufnimmt mit künstlerischen Vorläufern wie Woody Guthrie und der gleichaltrigen Joan Baez, damals die Queen of Folkmusik.
Gezeigt wird auch, wie Dylan zum Star der Gegenkultur wird und sich gegen die Selbstgefälligkeit der puristischen Folkszene wendet. Denn Bobby Dylan will auch elektrische Musik machen - Rock 'n' Roll und Pop, wie die Beatles oder die Rolling Stones -, was von seinem Publikum jedoch als Verrat empfunden wird.
"Like A Complete Unknown" glänzt mit grandiosem Cast
Über fünf Jahre hat sich Hauptdarsteller Timothée Chalamet auf die Rolle vorbereitet, den störrischen Troubadour, der sich Bob Dylan nennt, akribisch studiert, sich seine Marotten, sein Gitarrenspiel und seinen verschrobenen Gesangs- und Sprechstil draufgeschafft und anverwandelt. Verblüffend, ja fast gespenstisch, wie nahe er Dylan kommt - nicht nur in den Musikszenen. Eine Glanzleistung!
Überhaupt ist "Like A Complete Unknown" grandios besetzt: Oscarverdächtig auch, wie Edward Norton den Folkhelden Pete Seeger gibt - als beflissenen Idealisten mit leichtem Hang zum Spießer. Großartig auch: Elle Fanning, die Dylans inspirierende Freundin Suze Rotolo verkörpert, die im Film Sylvie Russo heißt, sowie Monica Barbaro, die sich als pragmatische Berufsmusikerin Joan Baez nicht die Butter vom Brot nehmen lässt.
Gelungenster Musikfilm seit "Walk The Line"
"Like A Complete Unknown" ist zudem eine Ausstattungsorgie allererster Güte: Selten hat man ein schöneres Amerika gesehen! Durch die Straßen zischen tolle Vintage-Oldtimer, VW-Käfer und auf Hochglanz polierte Straßenkreuzer mit Heckflossen. Die prächtigen Folk-Clubs, die Kameramann Phedon Papamichael verführerisch erfasst, möchte man gar nicht mehr verlassen.
Manko: Film klammert Drogeneskapaden seines Protagonisten aus
Das ist das Manko dieses Films, der die Drogeneskapaden seines Protagonisten ebenso ausklammert, wie den kommunistischen, gesellschaftskritischen Background seiner Freundin Suze Rotolo. "Like A Complete Unknown" kann nicht erklären, warum sich Bob Dylan - trotz all dieser angeblich wunderbaren 1960er-Jahre - immer wieder als ätzender Kotzbrocken entpuppt, was diesen Künstler zum aufsässigen Störenfried und zum coolen Individualisten macht.
Aber an Antworten auf diese Frage, das sei hinzugefügt, haben sich bereits auch andere die Zähne ausgebissen. Der gelungenste Musikfilm seit Mangolds Johnny Cash-Filmbiografie "Walk The Line" - unbedingt im Original ansehen und im Kino auf der großen Leinwand!
Like A Complete Unknown
- Genre:
- Biopic, Drama
- Produktionsjahr:
- 2024
- Produktionsland:
- USA
- Zusatzinfo:
- Mit Timothée Chalamet, Edward Norton, Elle Fanning und anderen
- Regie:
- James Mangold
- Länge:
- 140 Minuten
- FSK:
- ab 6 Jahren
- Kinostart:
- 27. Februar 2024
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