Komödie "Eine Million Minuten": Die Überforderung des Alltags
Die Komödie mit Karoline Herfurth und Tom Schilling basiert auf dem autobiografischen Roman von Wolf Küper. Es sind Dialoge, Diskussionen aus dem Alltag, die aus "Eine Million Minuten" nicht nur einen belanglosen Reisefilm machen.
Einfach mal ausbrechen. Einfach mal den Alltag hinter sich lassen, für ein paar Wochen, ein paar Monate oder gleich ein paar Jahre. Den Traum vieler hat das Paar Vera und Wolf Küper vor ein paar Jahren in die Tat umgesetzt und ist mit den beiden kleinen Kindern für fast zwei Jahre um die Welt gereist. Auf ihrer Geschichte basierend kommt nun ein deutscher starbesetzter Film in den Kinos: "Eine Million Minuten" mit Karoline Herfurth und Tom Schilling in den Hauptrollen.
"Eine Million Minuten": Dem Alltag entfliehen
Es entsteht aus einer Schnapsidee. Wolf und seine Frau Vera haben das scheinbar perfekte Berlin-Mitte-Leben. Er macht Karriere bei der UN, sie arbeitet halbtags und kümmert sich um die Kinder Nina und Simon. Allerdings wächst bei ihr der Frust:
"Ich bin völlig fertig. Nina braucht extrem viel Sonderbehandlung. Ich hab' auch einen Job und einen Einjährigen und du kommst einfach nach Hause und sagst: Sorry, die nächsten zwei Jahre werden extrem herausfordernd? Unsere Tochter hat eine Entwicklungsverzögerung oder eine andere Symptomatik. Jedes halbe Jahr eine neue Verdachtsdiagnose. Das ist keine Besonderheit oder Eigenart - das ist eine extreme Herausforderung. Es geht nicht um ein fucking Au pair - es geht um uns, als Familie." Filmszene
Der Plan entsteht nach einem Streit: eine Million Minuten Zeit nehmen nur für die Familie, ganz weit weg, dem Alltag in Deutschland entfliehen.
"Eine Million Minuten" ist die erste schauspielerische Zusammenarbeit von Karoline Herfurth und Tom Schilling seit "Crazy" vor fast 25 Jahren und "Pornorama" von 2006. Der Film basiert auf dem gleichnamigen, autobiografischen Roman von Wolf Küper und nimmt daher immer eher die Perspektive des überforderten Vaters auf, der beides will: mit der Familie reisen und weiterarbeiten.
Karoline Herfurths Ehemann Christopher Doll führt Regie
Karoline Herfurth, die in den letzten Jahren bei ihren Projekten wie "Wunderschön" und "Einfach mal was Schönes" selbst Regie übernommen hat, überlässt das hier ihrem Ehemann und Produzenten Christopher Doll: "Den Wunsch, dass Chris die Regie macht, habe ich schon lange. (...) Dass wir uns jetzt am Set nicht neu begegnen, ist ja klar. Wir haben eine sehr enge Arbeitsbeziehung, schon sehr, sehr lange. Er ist immer der Produzent meiner Filme gewesen, auch ein Produzent, der extrem anwesend ist am Set. Ich habe mir schon lange gewünscht eine Geschichte durch seine Augen zu sehen und ihm in seiner Vision als Regisseur zu folgen."
Luxusprobleme, die man sich leisten können muss
Es sind Dialoge, Diskussionen aus dem Alltag, die aus "Eine Million Minuten" nicht nur einen belanglosen Reisefilm machen. Vielmehr ist es eine Auseinandersetzung mit Werten, mit Wünschen, der Vereinbarkeit von Beruf und Familie - wenn auch in einer gutsituierten, weil finanziell abgesicherten Fallhöhe. Dabei ist es - Vorlage und Regisseur geschuldet - leider zu oft der männliche Blick, der hier verhandelt wird. Der männliche Blick auf die Überforderung mit der Care-Arbeit und Mental Load, der männliche Blick auf die Work-Life-Balance. Das alles nett und konventionell verpackt vor malerischer Urlaubskulisse in Thailand und Island. Luxusprobleme, die man sich leisten können muss - auch im Kino.
Eine Million Minuten
- Genre:
- Komödie | Drama
- Produktionsjahr:
- 2023
- Produktionsland:
- Deutschland
- Zusatzinfo:
- Mit Hannah Herzsprung, Hassan Akkouch, Albrecht Schuch u.a.
- Regie:
- Christopher Doll
- Länge:
- 125 Minuten
- FSK:
- ab 0 Jahren
- Kinostart:
- 1. Februar