Film "Andrea lässt sich scheiden": Österreichische Provinzposse

Stand: 02.04.2024 14:10 Uhr

Joseph Hader versteht es auch in seiner zweiten Regiearbeit "Andrea lässt sich scheiden", die komischen und tragischen Seiten des Lebens furios miteinander zu verknüpfen - in einer wunderbar grotesken Melange aus Humor und Melancholie.

von Anna Wollner

Zwei Polizisten, gespielt von Birgit Minichmayr und Thomas Schubert, stehen in der österreichischen Provinz am Straßenrand mit einer Laserpistole in der Hand, warten auf einen Verkehrssünder und sinnieren über das Leben.

Das erste Auto, das vorbeifährt, ist ein Traktor - eher zu langsam als zu schnell. Das zweite Auto fährt ein alter Schulfreund von Polizistin Andrea, der sich herausredet. Hier ist Österreich, hier ist Provinz, hier kennt wirklich jeder jeden. Mit ein Grund, warum Andrea eigentlich weg will. Der andere Grund ist ihr Noch-Ehemann Andy, der ihr mit seiner toxischen Männlichkeit immer mehr auf die Nerven geht.

Andrea wird ungeplant zur Witwe

"Andrea lässt sich scheiden" - selten war ein Filmtitel von der intrinsischen Motivation seiner Hauptfigur präziser. Doch eigentlich müsste der genaue Titel von Joseph Haders zweitem Spielfilm sein: "Andrea würde sich gerne scheiden lassen, überfährt dann im Vollrausch aber leider ihren Mann und wird ungeplant zur Witwe". Ein Titel, der natürlich auf keine Kinokarte passt, der das gesamte Drama aber gut auf den Punkt bringt.

Doch Andrea begeht Fahrerflucht, und verhaftet wird der Religionslehrer Franz, ein trockener Alkoholiker, der sich selbst auch als Täter sieht. Während er wieder anfängt zu trinken und langsam in seinen Untergang taumelt, versucht Andrea ihre Spuren zu verwischen.

Tragik und Komik in der österreichischen Provinz

Nach dem urbanen Film "Wilde Maus" ist Haders zweite Arbeit als Regisseur das genaue Gegenteil. Eine Tragikomödie, die sowohl die Elemente Tragik als auch Komödie ernst nimmt und vor allem den Schauplatz: die österreichische Provinz: "Die Österreicher sind total davon überzeugt, dass die österreichische Provinz etwas ganz Besonderes ist. Aber ich glaube das nicht, weil ich, als ich jung war, den Film 'Karniggels' von Detlev Buck gesehen habe und mir gedacht habe: Das ist ja wie bei uns."

Allerdings wird in "Andrea lässt sich scheiden" das schönste Österreichisch gesprochen. Die Schauspielenden um Birgit Minichmayr, Hader selbst, Robert Stadlober und Thomas Schubert bräuchten eigentlich Untertitel. Hader versteht es auch in seiner zweiten Regiearbeit, die komischen und tragischen Seiten des Lebens furios miteinander zu verknüpfen - in einer wunderbar grotesken Melange aus Humor und Melancholie.