Mutter Sandra steht Rücken an Rücken mit ihrem Kind. Die Tochter Emma will ihr Geschlecht umwandeln lassen und Alex heißen. © ARD Foto: Manfred Uhlig

Doku: "Ist mein Kind trans*?"

Stand: 13.12.2023 11:28 Uhr

Was tun, wenn eines Tages die 15-jährige Tochter vor einem steht und sagt, sie wolle ein Junge sein und einen anderen Namen tragen? So ist es Sandra auf Hallig Hooge geschehen. Aus Emma wurde Alex und nichts war so wie vorher.

 

"Mama, ich muss dir etwas sagen" - mit diesen Worten begann ihre Tochter ihr coming-out. Sandra (45) wird diesen Moment vor drei Jahren nie vergessen: "Mir rannen die Tränen, eine Welt brach für mich zusammen". Ihre geliebte Tochter Emma wollte ab sofort ein Junge sein und Alex genannt werden. "Was habe ich falsch gemacht?", war ihr erster Gedanke. "Hätte ich mich nicht scheiden lassen sollen, oder war ich zu viel arbeiten, war ich zu wenig zuhause? Das sind alles so Dinge, die einen natürlich schon beschäftigen." Heute, drei Jahre später, ist Alex fast volljährig, plant seine Geschlechtsangleichung. Und wieder stellt sich Sandra Fragen: Soll sie ihr Kind davon abbringen oder soll sie es unterstützen? Wo hört ihre Verantwortung auf?

Transition: Ausweg oder Trugschluss?

Immer mehr Jugendliche durchlaufen vor dem Erwachsenwerden eine Phase der Geschlechtsunsicherheit. Sie fühlen sich buchstäblich nicht wohl in ihrer Haut und sind sich nicht sicher, ob sie Mann oder Frau sind. Doch bei wie vielen Jugendlichen steckt dahinter der Leidensdruck, im falschen Körper zu sein und bei wie vielen eine pubertäre Laune? Genau lässt sich das nicht beziffern. Fachleute gehen davon aus, dass ein erheblicher Teil der Jugendlichen, die eine Geschlechtsangleichung anstreben, den radikalen Schnitt mit dem alten Geschlecht einer längeren Phase der Verunsicherung vorziehen. Die Transition - also die hormonelle und operative Umwandlung zum anderen Geschlecht - erscheint ihnen als die Lösung aller ihrer Probleme. Ein Trugschluss.

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Doku über den Alltag der Familie

Sandra, eine ausgebildete Schuhverkäuferin, hat ihr Kind als alleinerziehende Mutter auf Hallig Hooge aufgezogen, einem kleinen Eiland mitten in der Nordsee. Der Film zeigt die kleine Familie in ihrem Alltag auch mit dem neuen Lebenspartner Mirko. Zeigt die Schwierigkeiten, miteinander zu reden. Auch wenn Trans-Sein ein Trend ist, Alex ist sich sicher, er möchte ein Mann sein. "Ich möchte eine tiefe Stimme haben. Ich möchte ein eckigeres Gesicht haben. Ich will einen Bart wachsen lassen. Ich möchte keine Brust haben."

"Meine Liebe wird immer gleichbleiben."

Wenn Alex bald volljährig wird, darf er die Entscheidung über die Geschlechtsangleichungung selbst treffen. Aber kann er die weit reichenden Folgen dann bereits absehen? Das fragt sich die Mutter. Der Film begleitet Sandra auf ihrer Suche nach Antworten: Im Gespräch mit ihrem Partner Mirko, in der Auseinandersetzung mit ihrer besten Freundin Manuela, beim Besuch einer Selbsthilfegruppe für Eltern mit trans*Kindern. Doch so kompliziert diese Suche für Sandra auch ist - eines ist für sie klar: "Auch wenn mein Kind ein anderes Geschlecht annehmen sollte - meine Liebe wird immer gleichbleiben".

Die Doku ist unter der Reihe "Echtes Leben" in der ARD Mediathek zu finden.

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Ist mein Kind trans*?

Genre:
Dokumentarfilm
Produktionsjahr:
2023
Produktionsland:
Deutschland
Länge:
29 Min.

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Dokus im Ersten | 13.12.2023 | 23:50 Uhr

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Dokumentarfilm

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