Szene aus dem Film: "Ironie des Lebens" © Warner Bros
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AUDIO: Filmtipp: "Die Ironie des Lebens" (5 Min)

"Die Ironie des Lebens": Tragikomödie mit Harfouch und Ochsenknecht

Stand: 05.09.2024 06:00 Uhr

In "Die Ironie des Lebens" begegnet Star Comedian Edgar (Uwe Ochsenknecht) seiner Ex-Frau Eva (Corinna Harfouch), die unheilbar an Krebs erkrankt ist. Ein paar Tage später steht er mit einem ausgeklügeltem Rettungsplan vor ihrer Tür.

von Walli Müller

Sitzen eine Frau und ein Mann vor einem weißen Flügel und singen ein Duett. Das könnte schrecklich kitschig sein, wenn nicht Corinna Harfouch sänge - völlig ungekünstelt. Uwe Ochsenknecht muss da nur noch vorsichtig mit einstimmen in "Halt Dich an Deiner Liebe fest" von Ton Steine Scherben. Es ist einer der schönsten Momente in "Die Ironie des Lebens", weil während des Songs zwei, die sich weit voneinander entfernt hatten, auf dem Klavierhocker wieder etwas näher zusammenrücken.

Harfouch und Ochsenknecht als Ex-Paar, das wieder zusammenfindet

Vor 30 Jahren hat Edgar seine Frau Eva, gespielt von Corinna Harfouch, mit zwei kleinen Kindern sitzen lassen, zum Nachwuchs nie Kontakt gesucht. Er lebt seither für die Karriere - mit Assistentin und Chauffeur, aber ohne verbindliche menschliche Beziehungen. Und nun steht die Frau, die er mal geliebt hat, nach der Show in der Garderobe - um ihm persönlich mitzuteilen, dass sie bald an Krebs sterben wird. Eine bittere Pointe, die der Star-Komiker so nicht stehen lassen will. Ein paar Tage später steht er mit ausgeklügeltem Rettungsplan vor Evas Tür.

"Ich hab' viel recherchiert die letzten Tage. Und mir ist aufgefallen, dass es durchaus Ärzte gibt, die operieren können, wenn andere sagen, das ist nicht operabel. Also hab ich meinen Manager angerufen, und wenn irgendjemand die besten Ärzte organisieren kann, dann ist er das." Filmszene

Dass Eva, die keine Heilungschance mehr sieht, auf jede Behandlung verzichten und die verbleibende Zeit einfach in Würde verbringen möchte, versteht Edgar nicht. So war es schon immer mit den beiden: Wo er eine Sechs sah, hatte sie eine Neun vor Augen. Dieser ständig konträre Blick auf Dinge, das konnte nicht auf Dauer gut gehen. Nun aber merkt Edgar, wie sehr er Eva immer noch schätzt.

"Ich kann’s einfach nicht zulassen, dass Du so 'ne fatale Entscheidung triffst."
"Was kannst Du nicht zulassen? Du kommst hier rein, und das Einzige, was Du mir anzubieten hast, ist, mir zu sagen, was ich tun soll."
"Ich sage Dir nicht, was Du tun sollst, ich versuche zu helfen.""
Hahaha, das ist doch kein Helfen! Das ist Narzissmus. Das ist die ganz große Edgar-Rettungs-Show. Seit Du hier reingekommen bist, geht es um Dich." Filmszene

Wäre Edgar durch und durch Narzisst, die nun folgende Läuterung wäre kaum glaubwürdig. Doch es gibt ja auch durchlässigere Persönlichkeiten. Freigeister, die in fortgeschrittenem Alter doch noch beginnen, ihr Lebensmodell zu hinterfragen. In "Die Ironie des Lebens" gibt die Wiederbegegnung mit der Ex-Frau den Anstoß dazu. Es entwickelt sich eine wunderbar wahrhaftige neue Beziehung zwischen beiden.

Überzeugendes Schauspiel-Ensemble

Dass Uwe Ochsenknecht den Bühnen-Clown drauf hat, ist klar. Aber er kann in dieser Rolle darüber hinauswachsen, weil er solche Schauspiel-Schwergewichte zur Seite hat. Corinna Harfouch ist ohnehin eine Klasse für sich. Dann aber treten auch noch die verlassenen Kinder in Erscheinung: Emilia Schüle als Tochter, die verzeihen kann, und Robert Gwisdek als Sohn, der nur Verachtung für den Vater übrig hat. Sein Auftritt ist eine Wucht:

"Hast Du keine Pointen mehr parat? Hä? Ist nichts in Deinem fucking Repertoire drin, was sagt, entschuldige, dass ich all die fucking Jahre die Eier nicht in der Hose hatte, ein einziges Mal vorbeizuschauen?!
Hä? Hau ab!" Filmszene

Da wähnt man sich plötzlich in einer Fortsetzung von Matthias Glasners Familien-Groteske "Sterben", ebenfalls mit Mutter Harfouch und Sohn Gwisdek im Doppelpack. "Die Ironie des Lebens" aber hat Markus Goller inszeniert, in dessen Komödien - "25 km/h" oder "One For The Road" - immer das Tragische einfließt. Uwe Ochsenknecht bringt es so auf den Punkt: "Es menschelt sehr. Was Menschen ausmacht, was sie sind, was sie sein sollen, was sie nicht sind, das kann man da alles sehen." Dass man darüber lachen und weinen kann, ohne sich von einem sentimentalen Drehbuch dazu genötigt zu fühlen, daran erkennt man die höhere Kunst der Tragikomödie.

Die Ironie des Lebens

Genre:
Komödie, Drama
Produktionsjahr:
2024
Produktionsland:
Deutschland
Zusatzinfo:
Mit Uwe Ochsenknecht, Corinna Harfouch, Emilia Schüle und anderen
Regie:
Markus Golle
Länge:
109 Minuten
FSK:
ab 12 Jahren
Kinostart:
5. September 2024

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Der Morgen | 02.09.2024 | 07:20 Uhr

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