Filmkunstfest MV: Ehrenpreis für Barbara Sukowa
Barbara Sukowa wird im Mai für ihre herausragenden Leistungen in Filmen wie "Hannah Arendt" und "Rosa Luxemburg" mit dem Ehrenpreis des Filmkunstfestes Mecklenburg-Vorpommern geehrt. Bei Arte läuft noch bis zum 17. März eine Doku über die Schauspielerin.
Es ist eine Szene, die vielen in Erinnerung geblieben ist: Als Lola im gleichnamigen Film von Rainer Werner Fassbinder trägt Barbara Sukowa ihre Version der "Capri-Fischer" in einem Nachtclub vor. Im Rückblick sagt sie dazu: "Meine Stimme war nicht gut. Ich wäre wahnsinnig gerne Tänzerin geworden, oder Sängerin. Aber meine Stimme war nicht gut genug als Sängerin."
Rollen in Filmen von Rainer Werner Fassbinder und Margarethe von Trotta
Doch Barbara Sukowa wurde Schauspielerin und Sängerin. Seit Anfang der 1990er-Jahre gab sie Konzerte mit klassischer Musik, später auch mit Chansons und Rock. Zu jenem Zeitpunkt hatte sie als Mieze in Fassbinders "Berlin Alexanderplatz", als bereits erwähnte Lola, als RAF-Terroristin Marianne in Margarethe von Trottas "Die bleierne Zeit" und als Hauptfigur im Film "Rosa Luxemburg" überzeugt, bei dem ebenfalls von Trotta Regie führte.
Gerade mit von Trotta drehte Barbara Sukowa oft und erfolgreich. "Bei diesen ganzen Rollen, die ich gespielt habe, Hannah Arendt oder Hildegard von Bingen, hatte ich immer wahnsinnige Angst", blickt die mittlerweile 75-Jährige in einer Arte-Dokumentation zurück. "So eine geistige Größe wie Hannah Arendt - kann ich das überhaupt? Und irgendwie klappt es dann doch. Ich glaube, das ist die Gelassenheit, dass man schon einiges überlebt hat. Das ist schon einfacher, als wenn man jung ist."
"Ohne Barbara hätte ich die Filme nicht machen können"
Margarethe von Trotta sagt über Barbara Sukowa: "Ohne Barbara hätte ich nicht die Filme machen können, die ich gemacht habe. Bei jedem Film, den ich ohne sie mache, bin ich traurig. Bei 'Hannah Arendt' habe ich wirklich um sie gekämpft, weil meine Produzenten und auch die vom Fernsehen gesagt haben: Du kannst nicht schon wieder mit ihr arbeiten. Dann habe ich gesagt: Wieso? Ingmar Bergman hat auch immer wieder dieselben Schauspieler genommen."
Die so gelobte Darstellerin fühlt sich bei ihrer Arbeit vor der Kamera oder auf einer Theaterbühne an die Kindheit erinnert: "Es ist wie die Freiheit, wenn man mit Puppen spielt oder sich kostümiert als Kind. Man läuft herum, zieht die Hackenschuhe von der Mutter an. Es ist eigentlich etwas ganz Naives." Bremen, die Stadt in der sie aufwuchs, sei sehr bürgerlich gewesen - auch das Mädchengymnasium, auf dem sie war. Durch das Spielen habe sie die Freiheit davon gespürt.
Zugleich suchte Sukowa auch die herausfordernde Veränderung. "Auf künstlerischer Ebene muss ich immer etwas ausprobieren, was ich nicht so gut kann", so die Schauspielerin. Wenn sie das Gefühl hätte, etwas fiele ihr plötzlich leichter, finge das an, sie zu irritieren. "Dann muss ich mir etwas suchen, wo ich mir Schwierigkeiten in den Weg baue - so dass ich wieder als Anfänger oder Nicht-Könnerin loslegen kann."
Goldener Ochse für Barbara Sukowa
Diese Nicht-Könnerin wird nun Anfang Mai mit dem Ehrenpreis des Filmkunstfestes Mecklenburg-Vorpommern geehrt. Damit steht Barbara Sukowa in einer Reihe mit Schauspielerinnen wie Hannelore Elsner, Katrin Sass, Hanna Schygulla, Christine Schorn, Iris Berben, Katharina Thalbach und Corinna Harfouch, die bislang mit dem Goldenen Ochsen in Schwerin ausgezeichnet wurden.
Die Dokumentation über Barbara Sukowa "Spielen wie ein Kind" ist noch bis zum 17. März in der Arte-Mediathek zu sehen.
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