Engagiert und leidenschaftlich: Das Darßer Naturfilmfestival
Bis Sonntag lockt das 19. Darßer Naturfilmfestival mit außergewöhnlichen deutschen und internationalen Produktionen. Andreas Liolios, Festivalleiter und Geschäftsführer der deutschen Naturfilm-Stiftung, erzählt im Interview mit NDR Kultur, was die Besucher erwartet.
Herr Liolios, seit 2005 gibt es das Darßer Naturfilmfestival, eine Plattform für Kreativität, Engagement und Leidenschaft, wie sie es selbst beschreiben. Was zeichnet das Programm in diesem Jahr besonders aus? Was würden Sie hervorheben wollen?
Andreas Liolios: Wir bieten wieder über 60 Filmvorführungen und Veranstaltungen an und das Programm ist für Groß und Klein geeignet - das Ganze an acht Spielorten auf und vor der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst. Das Highlight ist natürlich der deutsche Naturfilmpreis, der dann am Samstag verliehen wird in der Darßer Arche. Zwölf der Filme, die wir zeigen, sind von einer unabhängigen Jury für den Preis nominiert worden. Und ich bin auch sehr froh und stolz darauf, dass wir unsere Schirmherren des Festivals, Bundesumweltministerin Steffi Lemke, dabei haben, die auch die beiden Hauptpreise selbst übergeben wird. Was ich auch klasse finde ist, dass wir auch dem Publikum die Möglichkeit geben, abzustimmen über einen Gewinner, nämlich über den Gewinner des Publikumspreises und das zum ersten Mal nicht nur in den Kinosälen hier vor Ort, sondern sogar auch online über unsere Plattform.
Wenn Natur- und Umweltfilmproduktionen an einem Wettbewerb teilnehmen, wie sind dann die Kriterien? Was zeichnet einen preiswürdigen Film aus?
Liolios: Da haben wir verschiedene Kategorien. Unsere beiden Hauptkategorien sind "Wildnis Natur" und "Mensch und Natur". Das eine, das kann von einer Tier-Monografie über besondere Verhaltensweisen und außergewöhnliches Verhalten gehen. Das andere ist natürlich eher der Umweltaspekt, also Mensch und Tier oder Mensch und Umwelt in der Interaktion. Wie beeinflusst man sich gegenseitig? Uns ist wichtig, dass das Ganze so vermittelt wird, dass man es auch wirklich nachvollziehen kann, dass es beim Menschen auch etwas wachrüttelt, dass etwas hängen bleibt und dass es den einen oder anderen ein bisschen mehr sensibilisiert für genau diese Themen, die heutzutage so wichtig sind.
Haben Sie die Filme schon gesehen und könnten ein eigenes Highlight nennen?
Liolios: Das könnte jetzt dazu führen, dass ich Filme bevorzuge und das möchte ich natürlich nicht. Sie sind alle großartig. Ich habe die meisten tatsächlich gesehen, von allen auf jeden Fall die Trailer. Sie sind spannend, sie sind toll. Ich kann nur jedem empfehlen, da einfach reinzugehen oder sich das online anzusehen.
Sie haben in ihrem Grußwort von einer Huldigung an die Schönheit und Verletzlichkeit unserer Umwelt gesprochen und jetzt noch eben von der Kategorie Naturschutz. Hat der Naturfilm in einer Zeit, die von extremen Wetterereignissen geprägt ist, von ungebremstem Klimawandel, wie kürzlich berichtet wurde, eine besondere Bedeutung?
Liolios: Ich würde sagen, mehr denn je. Je mehr Menschen wir erreichen mit unseren Themen, desto mehr werden sich auch mal links und rechts umschauen und vielleicht auch das ein oder andere an Zusammenhängen verstehen, was in diesem Naturfilm gezeigt wird. Der Natur- und Umweltfilm trägt seit Jahrzehnten zur Natur- und Umweltbildung bei. Ich finde es extrem wichtig, dass wir als deutsche Naturfilm-Stiftung genau diesen Bereich unterstützen und auch den Filmemachern, da Rückhalt und auch eine Plattform bieten. Es ist Wahnsinn, wieviel Arbeit die da teilweise reinstecken. Die Produktionen dauern drei Jahre oder mehr. Natur und Umwelt, die spielen nicht nach einem Drehbuch. Da muss man halt gucken, bis man die entsprechenden Szenen im Kasten hat. Ich finde es toll, mit welchem Engagement und welcher Leidenschaft unsere Filmschaffenden dabei sind und jedes Jahr wieder tolle Produktionen abliefern. Und ich finde es extrem wichtig, dass gerade in der heutigen Zeit Menschen damit erreicht werden. Deswegen gibt es auch die Variante mit der Online-Plattform, dass wir mehr Menschen erreichen können.
Und die deutschen Naturfilm-Stiftung macht ja nicht nur das Festival. Wir machen ja auch andere Dinge. Wir hatten zum Beispiel auch unsere "GrünStreifen" Jugend-Naturfilm-Camps in den Osterferien und den Sommerferien. Da haben vier Gruppen von Jugendlichen im Alter von zwölf bis 15 Jahren ihre Variante des Umweltfilms mit Begleitung von Medienpädagogen gedreht. Und ich war begeistert, was da wieder bei rausgekommen ist und welche Gedanken die Jugendlichen heutzutage beschäftigen. Da ist der Ansatz: Jugendliche machen Filme für Jugendliche. Vielleicht haben die einfach den besseren Ton getroffen und erreichen entsprechend ihre Peergroup. Das finde ich auch immer super spannend und ich bin auch sehr begeistert, dass wir unsere Kulturministerin Bettina Martin als Schirmherrin für die "GrünStreifen" Naturfilm-Camps gewinnen konnten. Auch sie wird dieses Jahr mit dabei sein beim Festival, und ich finde das toll, welche Aufmerksamkeit wir auch schon in der Politik damit erreicht haben und hoffe, dass das auch Multiplikatoren sind, die uns dann mehr Menschen erreichen lassen.
Fischland-Darß-Zingst wird zum Schauplatz für das 19. Darßer Naturfilmfestival. Kann man auch spontan vorbeikommen? Gibt es noch Karten?
Liolios: Man kann auf jeden Fall spontan vorbeikommen, und es lohnt sich auf jeden Fall. Allein schon die Landschaft hier zu erleben, ist grandios. Dieses Naturfilmfestival in dieser Landschaft, also im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft, zu platzieren, ist genial. Wir haben sehr viele Gäste, die zur Kranichbeobachtung herkommen und zum Beispiel bieten wir als auch ein weiteres Highlight die Fahrt mit dem Kinoschiff, das ab Born ablegt. Dort fährt man quasi in den Sonnenuntergang, und kann dabei die heimkehrenden Kraniche beobachten. Auf dem Rückweg, wo es dann schon dunkel ist, kann man sich dann einen Film anschauen. Ich glaube, wenn man erst mal hier ist, wird man schwer die Wahl haben, wo man eigentlich hingehen möchte, weil ja auch einige Veranstaltungen parallel stattfinden.
Das Gespräch führte Raliza Nikolov
Engagiert und leidenschaftlich: Das Darßer Naturfilmfestival
Bis Sonntag lockt das 19. Darßer Naturfilmfestival mit außergewöhnlichen Produktionen - Festivalleiter Andreas Liolios im Interview.
- Art:
- Fest
- Datum:
- Ende:
- Ort:
-
verschiedene Veranstaltungsorte auf dem Darß und in der Umgebung
- Preis:
- Einzelticket ab 9,00 € / ermäßigt 5,00 €