65. Nordische Filmtage: Preisgala in Lübeck

Stand: 05.11.2023 09:00 Uhr

"Family Time" von Regisseurin und Autorin Tia Kouvo hat bei den 65. Nordischen Filmtagen in Lübeck den mit 12.500 Euro dotierten NDR Filmpreis erhalten. Liv Ullmann ehrt "Practice" mit Debütpreis.

von Linda Ebener

Viel los bei der Filmpreisnacht der Nordischen Filmtage in Lübeck: Regisseurinnen und Regisseure, Schauspielerinnen und Schauspieler, Jurymitglieder und Gäste haben sich im Foyer des Theater Lübeck getummelt. Insgesamt elf Preise im Wert von 65.000 Euro sind vergeben worden. Für den künstlerischen Leiter Thomas Hailer eine tolle Verleihung: "Es war ein rauschendes Fest. Die Preisauswahl haben das Publikum restlos überzeugt. Man darf ja nicht vergessen, hier im Publikum sitzen Leute, die die Woche ja auch im Kino verbracht haben und die haben natürlich ihre Favoriten. Man hat das an den Reaktionen gemerkt: Das Publikum und die Jurys waren sich einig."

Schauspielerin Liv Ullmann Stargast bei den Nordischen Filmtagen

Liv Ullmann auf der Bühne der Nordischen Filmtage © NDR.de Foto: Linda Ebener
Die norwegische Schauspielerin und Regisseurin Liv Ullmann vergibt den Debütfilmpreis.

Einig waren sich die Jury-Mitglieder auch bei "Family Time" ("Mummola") von Regisseurin Tia Kouvo. Der Film ist mit dem 12.500 Euro dotierten NDR-Filmpreis ausgezeichnet worden. Die Finnin freut sich über den Preis: "Es bedeutet mir so viel, das habe ich nicht erwartet. Einfach wundervoll! Ich war so überrascht, als sie mich auf die Bühne gerufen haben. Das bedeutet auch viel für meinen Film. Schließlich stecken viele Jahre harte Arbeit dahinter." Der Film erzählt von der Begegnung mehrerer Generationen an Weihnachten und zeigt authentisch: Es geht nicht mit, aber auch nicht ohne die Familie. Ein Film, der aus dem Leben gegriffen ist, erklärt Tia Kouvo.

Roadmovie "Practice" gewinnt Debütpreis

Ein weiterer Streifen, der vom Leben inspiriert und mit der roten Backsteintrophäe prämiert wurde, ist von einem Stargast überreicht worden - der norwegischen Regisseurin und Schauspielerin Liv Ullmann: "Ich fühle mich sehr geehrt, den Debütfilm ankündigen zu können. Er heißt: 'Practice'." Der Film ist von Laurens Pérol, einem deutschen Regisseur, der in Norwegen lebt. Er bekam den Preis für das "Beste Spielfilmdebüt".

Der 28-Jährige, der zu den Nordischen Filmtagen aus Stuttgart getrampt ist, ist begeistert: "Es ist natürlich unfassbar, ich war ein bisschen sprachlos auf der Bühne. Ich habe überlegt, wen erwähne ich, aber es fällt einem alles aus dem Kopf raus. Es bedeutet so unglaublich viel, wenn man so hart gearbeitet hat und so eine Anerkennung bedeutet einem dann die Welt." In dem Roadmovie hat die Trompeterin Trine fünf Tage lang Zeit, um von den Lofoten zum Probespiel an der Osloer Oper zu trampen. Ein Film gegen die Zeit und die Reise einer jungen Frau zu sich selbst.

Berührender Moment der Filmpreisnacht

Frau mit Trompete steht auf der Bühne der Nordischen Filmtage © NDR.de Foto: Linda Ebener
Die Hauptdarstellerin Kornelia Melsaeter aus dem Film "Practice" spielt auf der Bühne des Theater Lübeck Trompete.

Vor der Auszeichnung des Films wird der Theatersaal dunkel und ruhig. Die Tür geht auf und eine junge Frau mit gelber Winterjacke und zwei Taschen kommt in den Saal. Sie geht langsam auf die Bühne, packt ihre Trompete aus und fasziniert das Publikum. Die junge Frau ist Trine, die Hauptdarstellerin von "Practice". Ein berührender Moment der Filmpreisnacht. Auch Festivalleiter Thomas Hailer begeistert das Spielfilmdebüt: "Der Film löst für einen Debütregisseur meisterlich ein, was wir von einem Roadmovie wollen: Es bewegt sich nämlich nicht nur der Protagonist und die Autos, sondern innen muss auch eine Bewegung sein. Die äußere Reise muss sich in der inneren Reise und Entwicklung der Heldin spiegeln und das hat Laurens Pérol für einen Debütregisseur fantastisch gemacht und ich gratuliere an dieser Stelle ganz herzlich."

Zwei Preise für schwedischen Film "Paradise Is Burning"

Gleich zwei Auszeichnungen gab es für den schwedischen Film "Paradise Is Burning". Er wurde mit dem Kirchlichen Filmpreis Interfilm und dem Preis der Jugendjury ausgezeichnet. Thomas Hailer ist sichtlich zufrieden: "Diese Jurys haben sich wirklich durchgekämpft und es zeigt, wie um Qualität gerungen wird und wie die einzelnen Faktoren, Qualität des Films und Qualität der visuellen Erzählungen, abgewogen werden. Es zeigt aber auch, was der Preis im Leben der Regisseurinnen oder des ausgezeichneten Regisseurs macht und das war ein sehr toller Job, den die Jurys gemacht haben. Da bin ich sehr dankbar dafür."

 

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