Til Schweiger wird 60: Vom Klappskalli zum Helden und Rüpel
Seine Fans lieben ihn, Kritiker rollen mit den Augen, sein Markenzeichen sind leichte Komödien. Er hat die deutsche Filmindustrie geprägt, wie es nur wenige tun - mit Aussetzern.
Tatort-Kommissar, Komödienproduzent, Tarantino-Schauspieler! Seit Jahrzehnten nuschelt sich Til Schweiger durchs Kino und hat die deutsche Filmindustrie geprägt, wie es nur wenige tun. Neuerdings macht er vor allem mit Skandalen Schlagzeilen. Heute feiert er seinen 60. Geburtstag.
Großer Erfolge mit Kinofilmen wie "Keinohrhasen", "Honig im Kopf"
Sein Markenzeichen sind leichte Komödien. Witze rund um die Gürtellinie. Und die Geschichte: Weicher Macho trifft schöne Frau. Schweiger schreibt das Drehbuch, führt Regie, spielt mit. "Keinohrhasen", "Zweiohrküken", "Kokowääh", "Honig im Kopf", ein Alzheimer Film mit Dieter Hallervorden. Alles große Erfolge und immer wieder sind seine eigenen Kinder dabei.
Seine Fans lieben ihn. Kritiker rollen mit den Augen. Die "Zeit" nennt ihn den "Dieter Bohlen des Deutschen Films", die "taz" spricht bei seinem Filmen von "Machwerken". Die Folge: Es gibt bei Schweiger-Filmen keine Pressevorführungen mehr. "Es gibt viele, die meine Filme eh scheiße finden. Warum soll ich die denen zeigen? Die sollen ins Kino gehen, dann können sie sich eine Karte kaufen und dann können sie sich den angucken und auch drüber schreiben", hat Schweiger gesagt.
Erster Kinofilm "Manta, Manta"
Er will auch vom Feuilleton und von Filmpreisjurys gemocht werden. Angefangen hat er als Synchronsprecher für Pornofilme. Anfang der 90er- Jahre spielt er den Jo Zenker in der "Lindenstraße". Dann der erste Kinofilm ist die Auto-Klamotte "Manta, Manta". Schweiger spielt Bertie, einen Muskelshirt-Ruhrpott-Proll.
Durchbruch mit "Der Bewegte Mann", Sprung nach Hollywood mit "Inglorious Basterds"
Der Durchbruch als Schauspieler kommt mit der Komödie "Der Bewegte Mann" und mit "Männerpension". Damals schwärmt der "Spiegel" noch: "Seit dem jungen Horst Buchholz gab es in Deutschland keinen mehr, der so unverschämt gut aussah." Sogar Hollywood ruft an. Schweiger spielt an der Seite von Alan Rickman, Emma Thompson und Angelina Jolie.
2009 in Quentin Tarantinos Film "Inglourious Basterds" - steht er gemeinsam mit Brad Pitt (der übrigens nur einen Tag älter ist) vor der Kamera. Aber Hollywood war nur ein Flirt: "Ich sehe nicht ein, für eine Nebenrolle ein halbes Jahr für ein amerikanisches Studio als Leibeigener zur Verfügung zu stehen, wenn ich in derselben Zeit meine eigenen Geschichten machen kann."
Einstieg beim Hamburger Tatort als Kommissar Nick Tschiller
Dafür holt er Hollywood-Vibes nach Deutschland - als Tatort-Kommissar Nick Tschiller. Mit viel Krawumm und Action - ein Bruce Willis aus Hamburg: "Wir haben gesagt, wir möchten einen Tatort machen, wo die Kuh fliegt." In öffentliche Debatten mischt er sich immer wieder ein. Polarisiert. Und eskaliert in Talkshows.
2023: "Klima der Angst" am Filmset von "Manta, Manta 2"
In diesem Jahr bekommt das Spielerische, Unterhaltsame an Schweiger eine ernste Note. Der "Spiegel" berichtet von einem "Klima der Angst" an seinem Filmset von "Manta Manta 2". Er soll alkoholisiert den Herstellungsleiter am Set geschlagen haben. "Diesen Vorfall gab's. Und der Vorfall tut mir schrecklich leid. Man fasst nicht einfach jemanden ins Gesicht. Das war nicht geballert, das war auch nicht geschlagen, ich will das auch nicht relativieren", sagte er bei "RTL".
Nun dreht er weiter: keine Komödie diesmal. Er spielt einen Nazi - im Action-Spionagefilm "The Ministry of Ungentlemanly Warfare". Der Film soll im 2024 in die Kinos kommen.