"Sterne zum Dessert", "Geliebte Köchin": Filme über Genies am Herd
"Sterne zum Dessert" läuft im Kino, im Februar startet "Geliebte Köchin" mit Juliette Binoche. Ein Blick auf die Filmgeschichte mit gelungenen Filmen über Genies am Herd. Etwa "Julie und Julia" und "Bella Martha".
Truthahn oder Gänsebraten, Fondue oder Raclette: zu Weihnachten und Silvester gehört für viele das Festessen mit der Familie oder Freunden. Im Kino gibt es nun den passenden Augenschmaus dazu: "Sterne zum Dessert" erzählt die wahre Geschichte eines französischen Kochs (Yazid Ichemrahen), der es vom Underdog zum Spitzen-Patissier schafft. Und wie immer, wenn im Kino Köche am Werk sind, isst das Auge mit!
"Sterne zum Dessert" - Wahre Geschichte
Der Schneebesen ist für Yazid nicht zum Rühren da, sondern zum Zaubern. Aus Eiern, Zucker, Butter, Mehl wird bei ihm kein Kuchen, sondern ein Gedicht. Und genau das fängt die Kamera ein in "Sterne zum Dessert". Der Küchenchef schärft seinen Lehrlingen ein: "Ihr sollt nicht als Patissiers denken! Ich will, dass Ihr als Künstler denkt! Als Entdecker! Macht die Textur zu einem Geschmackserlebnis, respektiert die Substanz der Produkte, verfremdet sie nicht!" Für den Protagonisten, einen arabisch-stämmigen Heimjungen, ist seine Koch- und Back-Leidenschaft der Weg heraus aus der Perspektivlosigkeit. Denn sein einzigartiges Talent wird schnell erkannt.
- Ehrlich, ich kapier's nicht. Wir nehmen doch die gleichen Zutaten.
- Ich sag doch, Du musst puristisch sein.
- Nein, unmöglich.
- Langsam, nicht so rumstochern!
- Was hast Du rein gemacht?“
(Yazid und ein Freund in "Sterne zum Dessert")
Nein, in Kochfilmen geht es nicht um Köche oder Köchinnen, sondern um Genies am Herd. Ein Bissen Omelette reicht, und Helen Mirren weiß als Restaurantbesitzerin Bescheid in "Madame Mallory und der Duft von Curry": "Ja, Du hast es. Du hast es in Dir. Scharf und kühl und heiß im Mund, und alles auf einmal. Weißt Du, wie lange Chef-Köche brauchen, das zu erlernen?"
Koch Jan-Philipp Iwersen: "Man braucht Talent und vor allem Ruhe"
Ob es auch in Wirklichkeit so außergewöhnlich Begabte gibt? Durchaus, meint Koch Jan-Philipp Iwersen, dessen "Küche 13" in Bremen feine Kost serviert: "Ich denke schon, dass manche Leute mehr oder weniger Talent haben. Grade diese Patisserie- oder Dessert-Geschichte ist auch eine Arbeit, wo man ganz genau arbeiten muss. Man kann nicht einfach Sachen zusammenkippen, und dann hat man irgendein Ergebnis, wie in der Resteküche. Man muss da schon sehr auf den Punkt arbeiten und Temperaturen und Garzeiten einhalten. Da braucht man Talent, und vor allem braucht man die Ruhe dafür."
"Julie und Julia", "Eat Drink Man Woman" und "Bella Martha"
Gar kein Talent hat zunächst Julia Child. Eher aus Langeweile beginnt die amerikanische Diplomatengattin in Paris, mit der französischen Küche zu experimentieren und wird in den 60ern zur berühmten US-Fernseh-Köchin. Großer Auftritt für Meryl Streep in "Julie und Julia".
"Diese Franzosen essen französisch, hahaha, jeden Tag in der Woche. Es ist nicht zu fassen!" Julie in "Julie und Julia"
Sie fragt sich auch: "Gibt es etwas Besseres als Butter? Überlegt mal, jedes Mal, wenn Ihr was esst, in das Ihr Euch am liebsten reinlegen würdet und Ihr Euch fragt, was ist da bloß drin, dann lautet die Antwort immer: Butter!" Auch italienische Küche wurde im Kino schon aufgetischt in "Bella Martha", taiwanesische Spezialitäten in Ang Lees "Eat Drink Man Woman" und indische Currys in "Lunchbox". Das Schnippeln von Gemüse und das Rühren im Kochtopf wird dabei in sinnlichen Nahaufnahmen eingefangen.
Das Sehen muss sich fürs Publikum wie Riechen und Schmecken anfühlen - dann wird die Koch- zu richtiger Film-Kunst. Das funktioniert übrigens bei opulenten Sterne-Menüs genauso gut, wie bei karger Wurzel-Kost, wie sie der japanische Zen-Koch in "Das Zen-Tagebuch" zubereitet. Und immer gehören natürlich auch die dazu, die bekocht werden.
Kochen als Form von Zuwendung - etwa in "Geliebte Köchin" mit Juliette Binoche
Kochen ist in den Filmen stets eine Form von Zuwendung. Eine eigene Sprache, die Juliette Binoche perfekt beherrscht in "Geliebte Köchin", dem französischen Oscar-Vorschlag. Ein historischer Kochfilm, in dem eine Herren-Runde Ende des 19. Jahrhunderts bei ihr schmaust, wie Gott in Frankreich:
- Ihre Anwesenheit bei Tisch wäre uns wirklich allen höchst willkommen!
- Bei Tisch bin ich schon mit Ihnen im Gespräch durch das, was Sie essen. Da bleibt nicht viel zu sagen.
Dialog aus "Geliebte Köchin"
Dieser Film, der Anfang Februar in die Kinos kommt, zelebriert fast ohne Worte die Zubereitung der erlesenen Speisen. Das hat auch Koch Jan Philipp Iwersen beim Vorabsehen richtig genossen. "Diese französische klassische Küche haben die echt total gut 'rübergebracht. Das hat richtig Spaß gemacht, das zu gucken. Auch diese klassischen Rezepte mal wieder zu sehen, diese Blätterteiggeschichten, die die machen und den Steinbutt, in Milch gegart: super!"
Dokumentarfilm "She Chef"
Noch realistischer kann nur ein Dokumentarfilm die Kunst des Kochens einfangen. "She Chef" begleitet die junge Sterneköchin Agnes Karrasch auf ihren Wanderjahren durch europäische Gourmet-Tempel, gewährt Einblick in das Reich der Haute Cuisine-Zauberer, fängt aber auch Enge und Stress in der Küche ein.
Es ist halt bei uns immer so, hü oder hott. Du gehst entweder in ein normales Restaurant und hast 8-Stunden-Tage, aber dann bist Du kulinarisch einfach deprimiert. Und dann gehst Du wieder in die Sterne-Küche, dann fühlst Du Dich geil, aber Dein sonstiges Leben existiert halt nicht. Agnes Karrasch in "She Chef"
Am schönsten ist Kochen für die meisten eben, wenn sie sich gemütlich zurücklehnen und von kulinarischen Bildern verwöhnen lassen können.