Sir Michael Caine wurde 90: Der Gentleman, der auch Bösewichter kann
Er ist einer der vielseitigsten britischen Schauspieler, zweifacher Oscarpreisträger und Commander of the British Empire. Am 14. März wurde Sir Michel Caine 90 Jahre alt. Auch bei uns im Norden hat er Schauspielerinnen, Schauspieler und Regisseure beeinflusst.
Für "Mittagsstunde" - Regisseur Lars Jessen ist Michael Caine ein ganz Großer, weil er selbst öfter Schauspielschulen unterrichtet und den Schauspielschülerinnen und -schülern beibringen soll, wie film acting geht: "Es gibt ein unglaublich tolles Video, im Grunde ein Tutorial, was er gemacht hat. Vor Publikum, mit drei Schauspielern, vier Schauspielern, und denen beibringt, live im Fernsehen, wie sich das Schauspiel zwischen Theater und Fernsehen oder mit der Kamera ändert - und das hat auch meinen Blick auf Schauspiel massiv verändert."
Blickt man auf die Karriere des als Maurice Joseph Micklewhite Jr. am 14. März 1933 in einem Londoner Vorort geborenen Schauspieler zurück, wird klar, dass er so einige Höhen und Tiefen durchlebt hat. Mit diversen Theatergruppen tingelte er durch England, nahm jahrelang kleine Bühnen- und Fernsehrollen an, bevor Hollywood auf den schlaksigen Mann mit dem unverkennbaren Cockney-Akzent der Londoner Arbeiterklasse aufmerksam wurde.
Durchbruch mit "Alfie", Butler für Batman
Mit "Alfie", auf Deutsch unter dem Titel "Der Verführer lässt schön grüßen", avancierte er 1966 zum erfolgreichsten englischen Schauspieler seiner Generation. Der Typ des Schwerenöters liegt ihm, aber er ist auch als cooler Gangster, schizophrener Psychiater oder treuer Butler Alfred in Christopher Nolans Batman-Trilogie zu sehen.
"Ich will Ihnen nicht sagen, was Sie mit Ihrer Vergangenheit machen sollen. Sie sollten nur wissen, dass es einige von uns kümmert, was Sie mit Ihrer Zukunft anstellen."
Michael Caine: Ein großes Vorbild für Charly Hübner
Noch steht Michael Caine für mindestens zwei Filme pro Jahr vor der Kamera. Und sein auch schon etwas älteres Handbuch "Weniger ist mehr" ist für Charly Hübner das non plus ultra: "Das ist einfach das beste Handbuch für Schauspielerei wenn man beides, Film und Theater, machen will. Er ist dieser Meister, der Persönlichkeit und Figur immer wieder zusammen kriegt. Weil er sich immer wieder in diesen Mahlstrom der Figur begibt, ohne dass er sich rausnimmt. Und das ist die höchste Kunst in dem Beruf, und deswegen ist er ein Altmeister und es ist einfach super, dass er noch da ist."
Nicht den Schauspieler, sondern die Rolle sehen
2000 von der Queen geadelt, darf er sich nun Sir nennen. Aber da steht er eh schon längst über den Dingen. Er agiert eben in einer eigenen Klasse für sich, und gibt sein Können an andere weiter. Seine Meisterklassen zu "Schauspielen im Film" sind immer ausgebucht. Bei BBC Radio 4 hat er verraten, dass er, wenn das Publikum sagen würde, guck mal, was für ein wunderbarer Schauspieler Michael Caine ist, alles falsch gemacht hätte. Die Zuschauer müssten nicht ihn, sondern seine Rolle sehen und sollten sagen: Was passiert wohl jetzt mit Harry Brown?
Burghart Klaußner über Michael Caine: Ein Gentleman
In dem gleichnamigen Film von 2009 spielt er den Titelhelden, einen Ex-Marine, der als Kriegsveteran gnadenlos gegen seine kriminelle Umwelt ins Gefecht zieht. Caines Synthese als Schauspieler, Filmstar und der ihm eigenen Persönlichkeit hat auch Kollege Burghart Klaußner ziemlich beeindruckt: "Ich habe Michael Caine bei Woody Allen gesehen und habe gedacht: Der passt doch hier gar nicht rein, der ist viel zu bürgerlich. Aber siehe da, er passt wie die Faust aufs Auge. Und als ich ihn wieder sah, einmal bei der Berlinale als Ehrengast, sitzend, im hohen Alter von vermutlich 85, da dachte ich: Oh, Gentlemen never get old."