Renitente Ente: Donald Duck zum 90. Geburtstag
"Donald ist ein sehr unverschämter Kerl, mit schlechten Manieren und schlechter Laune, und jeder mag ihn, auch ich." Gesagt hat das: Walt Disney. Jetzt ist Donald Duck schon 90 Jahre alt.
Micky Maus alleine wäre neunmalklug, alleskönnend, reizlos, langweilig. Erst ein Tollpatsch macht das Bild in der Disney-Welt komplett, und zwar kein so gutmütiger Trottel wie Goofy, sondern ein cholerischer, unberechenbarer, selbstmitleidiger Charakter voller Witz und Überraschung: Dieser notwendige Erpel heißt Donald Duck.
Beim ersten Auftritt hat die Ente zwar noch einen längeren Schnabel und kleineren Kopf, trägt aber schon ein Matrosenhemd und ist so renitent wie auch in Zukunft: Auf die Bitte der klugen kleinen Henne, ihr beim Mais-Säen und Ernten zu helfen, schützt Donald Duck, Vizepräsident des Mußestunden-Clubs, Magenschmerzen vor. Und wie so oft steht er am Ende als Verlierer da.
Donald Duck: Seine Klamotten bleiben 90 Jahre unverändert
Seit seiner Premiere am 9. Juni 1934 begleitet Donald Duck uns durchs Leben, sein Look, was die Klamotten betrifft bleibt unverändert. Und weil er auf dem Wasser unterwegs ist, bekommt er ein Matrosenhemd. Wir erleben ihn in Höhen und Tiefen seiner Liebe zu Daisy, seinen Wutanfällen, seinem schadenfrohen Gelächter und seinem Pech. Ob er Kopf voran im Briefkasten landet, er sich beim Hau den Lukas voller Wucht auf den Schädel haut oder ein von ihm geplanter Streich nach hinten losgeht.
Die berühmte Ente hat viele Zeichnerinnen und Zeichner
"Er ist an seinem Unglück oft selber schuld, und ihm dabei zuzusehen, das macht Spaß." Sagt Ulrich Schröder, einer seiner langjährigen Zeichner. Er betrachtet die vielseitige Ente auch mit unverhohlener Zuneigung, wie die meisten seiner Kollegen. Jan Gulbransson äußerte sich schriftlich zum Beispiel so:
Peinlich es einzugestehen: Als Biograph von Donalds Leben lebt man in einem moralischen Dilemma. Ich weiß nicht, wie es Kollegen ergeht, aber ich erhalte gelegentlich unter der Hand finanzielle Angebote: a) von Herrn Duck selbst. b) von drei persönlich betroffenen Jugendlichen. c) von einem anonym bleiben wollenden Milliardär. Forderungen, gewisse Ereignisse zu verschweigen oder zu schönen, erfülle ich natürlich nicht. Sollte ich also irgendwann Donald Duck zu sehr mit Lorbeer bekränzt haben, dann aus purer Zuneigung
Wenn wir von Donalds Zeichnern reden, dann darf ein Name nicht fehlen: Carl Barks. Er ist mit Disneys Enten, vor allem dieser, untrennbar verbunden. Er schuf 500 Donald-Geschichten auf genau 6.371 Seiten; deutsche Leser genossen viele davon in der unnachahmlichen Übersetzungskunst von Dr. Erika Fuchs. "Was starrst du mich an, oh Ungeheuer? Zuckt schon der Mörderdolch in deiner Hand?" oder "Wer wie ich das Lasso schwingt, die Beute stets zur Strecke bringt!" oder auch: "Nein, Onkel, tu das nicht! Die sind zu zweit und wir beide sind ganz allein!"
Die schimpfende Ente gibt nie auf
Feige ist Donald oft, wächst aber auch immer wieder über sich hinaus. Er hat einen Riesenspaß daran, seine Neffen zu ärgern, aber er ist auch der loyalste Onkel, den die drei sich wünschen können. Nie gibt er auf, auch wenn seine Träume immer und immer wieder zerschmettert werden. Ein echtes Vorbild. "Der hat alles, das ist das Tolle an diesen Figuren, dass sie so komplex sind, dass man alle Geschichten schreiben kann", sagt Zeichner Ulrich Schröder.
Donald Duck machte sogar Propaganda gegen die Nazis
Er hat sogar, als womöglich einzige Disney-Figur, einen zweiten Vornamen: Fauntleroy. Als Hauptfigur im Film "Der Fuehrer's Face" machte er Propaganda gegen die Nazis. 1943 mit einem Oscar ausgezeichnet. Donald Duck, ein vielseitiger Kerl, mit seinem eigenen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame und seinen Entenfußabdrücken im Zement vor dem Grauman's Chinese Theater. Donald bleibt wie er ist. Zahlreiche Veröffentlichungen würdigen Donald Duck, viele davon beim Egmont Ehapa Verlag erschienen: Der Dicke Donald, beispielsweise, oder ein Magazin zum 90.