Katrin Sass: Vom DEFA-Filmstar zur Usedom-Kommissarin
Spätestens seit dem überragenden Erfolg von "Good Bye, Lenin!" zählt Katrin Sass zu den großen deutschen Schauspielerinnen. Die gebürtige Schwerinerin wurde am 23. Oktober 65 Jahre alt.
Die Kindheit von Katrin Sass, so schreibt sie in ihrer Autobiografie "Das Glück wird niemals alt", war geprägt von herrlichen Kindertagen, der ungeliebten Schulzeit und ihrer Schauspielerinnenmutter Marga Heiden. "Sie hat angefangen im Ballett, dann war sie Soubrette, das ging bei ihr alles. Und dann ist sie irgendwann auf diese plattdeutsche Bühne gegangen. Das war wirklich ihr Leben, das habe ich als Kind mitgekriegt. Es gab eigentlich nur das Theater. Und ihre drei Kinder, das hat mehr der Mann gemacht. Das war wirklich ideal, was dieser Mann geleistet hat: Unser Vater", erzählte Sass vor ein paar Jahren im Interview mit NDR 1 Radio MV.
Katrin Sass: Erster Erfolg mit "Bis dass der Tod euch scheidet"
Nach Schule und Postlehre geht es für Katrin Sass auf der Karriereleiter steil nach oben. Schauspielstudium in Rostock, erste Theaterauftritte und - noch als Studentin im dritten Studienjahr - die ersehnte große Filmrolle, 1979 in Heiner Carows Film "Bis dass der Tod euch scheidet". "Das war die Eintrittskarte und gleichzeitig für mich natürlich mit 20 das Gefühl: Das ist es. Film. Das Gefühl hatte ich tatsächlich, dass die Kamera mehr meins ist, als die Bühne. Danach ging es mit 'Die Verlobte' los, eine kleinere Rolle und dann kam aber schon 'Bürgschaft für ein Jahr', 'Das Haus am Fluss', 'Fallada', 'Der Traum vom Elch'. Ich war ziemlich verwöhnt."
Durch den Alkohol verlor sie ihre Rolle als Kommissarin
Katrin Sass ist auf der Erfolgsspur. Sie lernt die Theaterszene in Halle und Leipzig kennen, dreht DEFA- und Fernsehfilme in Ost-Berlin, gewinnt 1982 mit dem Film "Bürgschaft für ein Jahr" den Silbernen Bären auf der Berlinale - eine kleine Sensation. Aber es gab auch harte Zeiten. Nach dem Mauerfall ist zunächst Sendepause für Sass, dann geht es vielversprechend weiter, mit der Rolle der Kommissarin Tanja Voigt im Polizeiruf 110 - bis man sie wegen ihrer alkoholbedingten Aussetzer schließlich rausschmeißt.
"Die haben mich schon zurecht gefeuert, das war mit mir nicht mehr machbar", erinnerte sie sich 2003: "Dann war das auch zu Ende, die Familie trennte sich, mein Mann kriegte natürlich auch Probleme, weil er mit mir auch nicht mehr leben konnte. Und so saß ich in Mecklenburg völlig alleine, ohne Arbeit, ohne Geld. Da wusste ich nicht mehr, wie ich da jemals rauskomme. Weil dieser Freund Alkohol dann hart zugeschlagen hat."
Heute ermittelt Sass als Karin Lossow im "Usedom-Krimi"
Das war Mitte der 90er-Jahre. Aber Katrin Sass hat sich wieder aufgerappelt, eine Therapie gemacht, ist zurückgekommen und hat auch wieder Rollen bekommen. Zunächst in Michael Kliers Film "Heidi M", ihre Rückkehr auf die Filmbühne, und wenig später in Wolfgang Beckers "Good Bye, Lenin!", ihrem vielleicht erfolgreichsten Film. "Es war die härteste Arbeit, die ich überhaupt nach der Wende gemacht habe", erzählt Sass.
"Mit Wolfgang Becker zu arbeiten ist schon hart, aber eben richtig gut. Eine Kollegin von mir aus dem Osten, die meine Nachbarin spielt, die Christine Schorn, die kam irgendwann rein und sagte, 'es ist eine ungeheure Spannung, aber es riecht hier nach Kunst'. Das fand ich so toll und so treffend, weil ich das Gefühl auch hatte."
Inzwischen ist die Liste ihrer Kino- und Fernsehfilme kaum noch zu überschauen. Dazu gehört die Rolle der Dunja Hausmann in der ARD-Serie "Weissensee". Und auch mit 65 ist noch nicht Schluss: Seit 2014 spielt Sass die Staatsanwältin Karin Lossow in der Kriminalfilmreihe "Der Usedom-Krimi".