John Carpenter: Der Meister des Horrors
Der Meister des Horrors John Carpenter ist 76 Jahre alt geworden. Arte zeigte 2023 zu Ehren des US-Regisseurs in der Mediathek das Porträt "Big John Carpenter" und den Klassiker "The Fog - Nebel des Grauens".
In der Arte-Dokumentation "Big John Carpenter", die bis zum 14. April 2023 verfügbar ist, spricht der Regisseur über seine Liebe zur Musik und über seine Bewunderung für den Hitchcock-Komponisten Bernard Herrmann. In einem unscheinbaren Mittelklassewagen fährt Carpenter rauchend durch Los Angeles, besucht mit dem Filmteam die Straße, in der er 1978 seinen Horror-Klassiker "Halloween" mit Jamie Lee Curtis drehte und erzählt in seinem historischen Lieblingskino von ersten Filmerlebnissen.
Horrormaestro erzählt von "Halloween" mit Jamie Lee Curtis
Carpenter schwärmt im Film von Western-Regisseuren wie Howard Hawks und John Ford. Er erklärt, dass er seine Science-Fiction-Filme, Horrorschocker und Actionthriller am liebsten mit kleinen Budgets drehte, um den Einfluss der Studios zurückzudrängen. Er schwärmt von seinen Schauspielern und Schauspielerinnen und sinniert über die USA.
Das mordende Auto in dem Film "Christine", ein Alien, das in "Das Ding aus einer anderen Welt" die Forscher einer Polarstation dezimiert, der Psychokiller Michael Myers in "Halloween", die Horrorgestalten in "The Fog - Nebel des Grauens" - seine Filme seien aus der Lust am Kino, an der Action, an der Unterhaltung entstanden, sagt Carpenter.
"The Fog - Nebels des Grauens": Horrorklassiker von 1979 in Arte Mediathek
"The Fog - Nebel des Grauens" gehört zu den Klassikern von Horrormaestro John Carpenter. Erzählt wird die Geschichte der beschaulichen Stadt Antonio Bay an der Küste Kaliforniens, die mitten in der feierlichen Vorbereitung zum 100-jährigen Bestehen des Ortes steht. Als unheimliche Dinge geschehen und ein schreckenerregender Nebel vom Meer aufzieht, ahnt noch niemand, dass eine Horde zombieartiger Untoter gekommen ist, um für ein lange zurückliegendes Verbrechen grausame Rache zu nehmen.
Speziell in "The Fog" setzt Carpenter weniger auf blutige Effekte, sondern vielmehr auf eine Atmosphäre ungreifbarer Bedrohung. Dazu trägt nicht zuletzt auch die unheimliche, vom Regisseur selbst komponierte Musik bei. Die Hauptrollen des Klassikers von 1979 spielen Adrienne Barbeau, die danach auch in Carpenters "Die Klapperschlange" mitwirkte, und Jamie Lee Curtis, der kurz zuvor in "Halloween" der große Durchbruch gelungen war.
"Die Klapperschlange": Kurt Russel muss US-Präsidenten retten
Ein weiterer Horrorklassiker Carpenters ist etwa "Die Klapperschlange" von 1981. Ende 2022 lief der Film am 1. November erneut im Kino an: als Wiederaufnahme in restaurierte 4K-Abtastung. Darin ist Snake Plissken, alias Kurt Russell ein abgebrühter Pragmatiker. Der Häftling wird auf eine Kamikaze-Mission geschickt: New York ist eine von Kriminellen bevölkerte abgeriegelte Zone. Aus dieser Verbrecherhölle soll Plissken den amerikanischen Präsidenten herausholen.
Wie alle Filme von John Carpenter hält auch "Die Klapperschlange" der Wirklichkeit einen düsteren Zerrspiegel vor. Die USA sind ein Land der Entgrenzung und Ausgrenzung geworden. Jeder kämpft gegen jeden, in New York gibt es Gladiatorenkämpfe. Durch vermüllte Straßen, geborstenen Beton und verwüstete Hochhäuser bewegt sich die Kamera zu dem für John Carpenter typischen kühlen Elektrosound, den er für fast alle seine Filme selbst komponierte.
Science-Fiction in "Sie leben!": Aliens in Menschengestalt
Doch Carpenters Filme reflektieren zugleich ihren eigenen Unterhaltungsanspruch. Sein wohl politischster Film "Sie leben!" ist eine Abrechnung mit Ronald Reagans Wirtschaftspolitik der 80er-Jahre. Die USA sind im Griff von Aliens, die einen hemmungslosen Kapitalismus propagieren. Die Außerirdischen kriechen in die Menschen hinein, ersetzen deren Körper, was ein Leitmotiv von John Carpenters Science-Fiction-Filmen ist. Doch zum Glück findet der Held, ein arbeitsloser Ölarbeiter einen Kasten mit Sonnenbrillen. Wer sie aufsetzt, kann die totenschädelartigen Köpfe der Aliens unter den menschlichen Gesichtern sehen.
Auch hier erweist sich John Carpenter als Alleskönner, verantwortlich für Regie, Drehbuch und Musik. Und auch der Film "Sie leben!" ist durchdrungen von der für John Carpenter typischen Selbstironie. Allein die Szene, in der der Held eine von gierigen Außerirdischen bevölkerte Bank aufmischt, ist eine Freude. Und auch hier wird klar, dass John Carpenters Humor nie geschaffen war für den großen kommerziellen Ernst von Hollywood.