Energiegeladen und mit vergnügtem Lachen: Lilo Pulver ist 95
Ihr vergnügtes Lachen ist Liselotte Pulvers Markenzeichen. Sie ist eine der beliebtesten Darstellerinnen des deutschen Nachkriegskinos und auch bekannt aus der "Sesamstraße". Am 11. Oktober ist sie 95 Jahre alt geworden.
Geboren wird sie 1929 in Bern in der Schweiz. Vater Fritz, ein Ingenieur, und Mutter Germaine Pulver, sind zwar an Kunst interessiert, können aber nur davon träumen, Maler und Opernsängerin zu werden. Liselotte besucht zunächst die Handelsschule, aber dann entscheidet sie sich für die Schauspielerei. Sie nimmt Unterricht und steht bald auf der Bühne.
Durchbruch mit "Ich denke oft an Piroschka"
1949 bekommt sie ihre erste kleine Filmrolle in der Komödie "Ein Seemann ist kein Schneemann". Bereits 1955 erlebt sie ihren Durchbruch in der Liebeskomödie "Ich denke oft an Piroschka". Der Film spielt in Ungarn und Pulver ist ein Provinzmädchen, in das sich der Schriftsteller Andreas verliebt, gespielt von Gunnar Möller. Der Regisseur Kurt Hoffman beweist damit ein gutes Gespür für Pulvers Talent zur Komik. Zehn Filme drehen Hoffmann und Pulver miteinander, allesamt Komödien.
Liselotte Pulver verkörpert lange Zeit den Typus des etwas burschikosen, fröhlichen Mädchens. Sie gibt sich neugierig und engagiert und mit einem Hang zur Aufmüpfigkeit und Unordnung. Im "Wirtshaus im Spessart" (1957) verkleidet sie sich als junger Handwerker. Wegen des Erfolgs werden gleich zwei Fortsetzungen gedreht, 1960 "Das Spukschloss im Spessart" und 1967 "Herrliche Zeiten im Spessart". Pulver spielt oft Hosenrollen. "Weil ich eben so dünn war", erzählt sie vor einigen Jahren der "Süddeutschen Zeitung".
Charakterrolle in Filmsatire "Eins, zwei, drei"
Pulvers internationale Karriere beginnt mit anspruchsvollen Parts wie dem der jungen Elisabeth in Douglas Sirks "Zeit zu leben und Zeit zu sterben" (1958), einer tragischen Liebesgeschichte während des Zweiten Weltkriegs in Berlin. Ihr Können als Charakterschauspielerin beweist sie erstmals in ihrer Rolle in Billy Wilders Filmsatire "Eins, zwei, drei" (1961), deren Tanzszene auf einem Kneipentisch in Ost-Berlin sie international bekannt macht. Der Film floppt zunächst, mittlerweile gilt er als Klassiker. "Bis heute einer meiner besten Filme. Obwohl ich nur eine Nebenrolle gespielt habe. Übertreiben, das habe ich einfach am liebsten. Aber das alles hab' ich Wilder nur nachgespielt. Er hat immer alles vorgespielt", erinnert sich Pulver später.
Heirat mit Schauspieler Helmut Schmid
Bei einem Dreh funkt es zwischen ihr und dem Schauspieler und Theaterregisseur Helmut Schmid. Sie heiraten, der Sohn Marc-Tell und die Tochter Charlotte Mélisande werden geboren. Es beginnt eine zunächst glückliche Zeit. Dann folgen schwere Schicksalsschläge. 1989 begeht Pulvers drogenabhängige Tochter Suizid. Drei Jahre später stirbt Helmut Schmid. Lilo Pulver verarbeitet das in ihrer Autobiografie "... wenn man trotzdem lacht. Tagebuch meines Lebens" (1993) und in "Was vergeht, ist nicht verloren: Drehbuch meines Lebens" (2019).
Populär bis heute
Seit Mitte der 1960er-Jahre sieht man die Schauspielerin seltener im Kino, dafür findet sie neue Aufgaben im Fernsehen. Von 1977 bis 1983 moderiert sie mit großem Erfolg neben Henning Venske und Uwe Friedrichsen in der Kinderserie "Sesamstraße". Populär ist sie bis heute: 2011 bekommt sie einen Stern auf dem Berliner "Boulevard der Stars", 2018 einen "Bambi" für ihr Lebenswerk. Die Schauspielerin lebt in einer Seniorenresidenz in Bern. Ihre Villa am Genfer See bewohnt ihr Sohn mit seiner Familie. Dass Liselotte Pulver auch aktuell noch gern witzelt, zeigte vor wenigen Wochen ihre Antwort auf die Frage des "Oberbayerischen Volksblatt", ob es einen neuen Mann in ihrem Leben gebe: "Nein, aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Er müsste schön, reich und lustig sein."