Douglas Sirk: Wie ein Hamburger zum Hollywood-Regisseur wurde
Douglas Sirk entdeckte Rock Hudson und drehte unter anderem mit Lauren Bacall und Tony Curtis. Geboren wurde die Filmlegende am 26. April 1897 in Eimsbüttel - und zwar als Hans Detlef Sierck.
Als kleiner Buttje verbringt Hans-Detlef Sierck aus Eimsbüttel seine Zeit im Kino: im Central an der Eimsbütteler Chaussee oder im Royal am Eppendorfer Weg - Kinos, die es lange nicht mehr gibt. Hier wird die Grundlage für die Legende des Douglas Sirk gelegt.
Douglas Sirk: Vom Theater zum Film
Bevor aus Detlef Sierck Douglas Sirk wird, macht er Karriere in der Weimarer Republik - erst am Theater, unter anderem dem Thalia Theater, ab 1934 dann beim Film, bei der UFA. Er ist es, der Zarah Leander entdeckt und Mitte der 1930er-Jahre aus ihr einen Star macht.
"Etwas wie einen Star witterte ich in ihrem Gesicht. Ich sagte ihr, mir gefiele sie sehr gut für den Film. Wir waren sofort auf du und du. Sie sagte, lass uns jetzt zum Abschied Champagner trinken", erzählt Douglas Sirk später in einer Doku. "Zu neuen Ufern" und "La Habanera" sind Kassenschlager. Den Erfolg kann er aber nicht genießen. Er ist in zweiter Ehe mit einer Jüdin verheiratet. Seine erste Frau soll ein bekennender Nazi sein und macht ihm deshalb Schwierigkeiten. 1937 geht er mit der zweiten Frau in die USA. Seinen einzigen Sohn muss er in Deutschland zurücklassen. Er wird ihn nie wieder sehen, denn der fällt später an der Ostfront in der heutigen Ukraine.
Karrierestart in Hollywood mit Anti-Nazipropaganda
"Wir hatten niemals in unserem Land diese Prärien gesehen, diese Weiten des Horizonts. Dieses unendliche Reiten und fahren können auf Pferden. Diese gewissen Wildheiten von Sitten, die dort herrschten." Douglas Sirk redet von Amerika. In Hollywood bekommt er zunächst Aufträge für Anti-Nazipropaganda. Zu dieser Zeit wird aus Detlef Douglas. Zu Beginn der 1950er-Jahre beginnt er große Erfolge zu feiern: "Was der Himmel erlaubt" und "Solange es Menschen gibt" sind Klassiker.
Douglas Sirk erfindet das Melodrama neu
Albert Wiederspiel ist der Chef vom Filmfest Hamburg, bei dem jedes Jahr der Douglas Sirk-Preis verliehen wird. "Das sind Filme, die Melodramen der 1950er-Jahre, die man bis heute gerne guckt", sagt Wiederspiegel. "Er hat das Genre - das Melodrama - de facto neu erfunden, mit wunderbar grellen Farben. Man muss wirklich auf Farben achten - Das ist Technicolor bis zur x-ten Potenz."
Damals meckern die Kritiker, es sei Kitsch. Später sagen Regiemeister wie Rainer Werner Fassbinder oder Pedro Almodovar, dass Douglas Sirks Stil sie nachhaltig geprägt hat. Die Filmgeschichte verdankt ihm auch einen ihrer größten Stars: Rock Hudson. Acht Mal besetzt Douglas Sirk den anfangs noch recht unbekannten Hudson in der Hauptrolle. "Douglas und ich verstanden uns einfach blind. Er sagte immer, wie wäre es wenn du... und ich unterbrach dann immer und sagte: Ich weiß, was du meinst", sagte Rock Hudson später in einem Interview.
Wenig Würdigung in Sirks Heimatstadt Hamburg
Nach seinem größten Erfolg "Solange es Menschen gibt" hört Douglas Sirk praktisch von einem Tag auf den nächsten auf. Er hat genug vom Filmemachen. Er zieht in die Schweiz, unterrichtet gelegentlich und stirbt 1987 in Lugano. Seinen Platz in der Filmgeschichte hat er sicher. Dass er in seiner Heimatstadt Hamburg nicht mehr gewürdigt wird, wundert Festivalchef Albert Wiederspiel: "Ich vermisse ein bisschen eine Douglas-Sirk-Straße. Oder zumindest eine Erinnerungsplakette." Und so bleibt in Hamburg von Douglas Sirk nur der Preis, der einmal im Jahr verliehen wird. Vielleicht gibt es - was das Andenken an ihn angeht - ja irgendwann noch ein Happy End.