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"Cerrar los ojos": Spanische Filmperlen beim Filmfest Hamburg

Stand: 04.10.2023 09:00 Uhr

Preisgekrönte Dramen wie "Cerrar los ojos" des Altmeisters Víctor Erice und "Un amor" mit Laia Costa der Katalanin Isabel Coixet zeigen bis Ende der Woche großes spanisches Kino beim Filmfest Hamburg.

von Patricia Batlle

Beim gerade beendeten, renommierten Filmfest von San Sebastián in Nordspanien hat zum ersten Mal in 71 Jahren eine Regisseurin den Wettbewerb um die Concha de Oro gewonnen: Das Fluchtdrama "O Corno" um eine galizische Hebamme von Jaione Camborda erhielt von der Jury unter Vorsitz der Französin Claire Denis den Hauptpreis. Beim spanischen Festival erhielt auch einer der wichtigsten Filmemacher des Landes und des Weltkinos, Víctor Erice, einen Preis für sein Lebenswerk. Der neue Film des 83-Jährigen, "Cerrar los ojos", ist nun beim Filmfest Hamburg zu sehen.

"Cerrar los ojos": Vierter Spielfilm von Altmeister Víctor Erice

Noch ist nicht klar, ob der großartige, knapp dreistündige Film, der mit großem Erfolg beim Filmfest Cannes gezeigt wurde, hier einen Verleih bekommt - und damit einen Filmstart in Deutschland. Am Dienstag lief er beim Filmfest Hamburg im Alabama Kino. Es ist erst der vierte Spielfilm des spanischen Regie-Altmeisters - und schließt einen Kreis zu seinem Regie-Erstling, das gefeierte Drama "Der Geist des Bienenstocks", einer der wichtigsten spanischen Kinofilme überhaupt. Dieser steht bis zum 15. Oktober 2023 bei Arte in der Mediathek.

Im Drama von 1973 spielte die damals noch siebenjährige Ana Torrent ein Mädchen, das im Spanien kurz nach dem Bürgerkrieg zum ersten Mal einen Kinofilm ("Frankenstein") sieht und gleichzeitig erlebt, wie ein Fremder ins Dorf kommt. In "Cerrar los ojos" erzählt Víctor Erice erneut von der Magie und der Kraft des Kinos. Seine Hauptdarstellerin von damals wirkt hier erneut entscheidend mit - 50 Jahre später.

Ein Mann mit Zigarette am Schreibtisch betrachtet ein Dokument - Szene aus dem Film "Cerrar los ojos" © Filmfest Hamburg
Manolo Solo ist eine Art alter ego von Víctor Erice in "Cerrar los ojos". Er spielt einen Regisseur, dessen Dreharbeiten seines Films scheitern, weil der Hauptdarsteller für immer spurlos verschwindet.

Ein Regisseur, meisterlich gespielt von Manolo Solo, dreht einen Film - doch mitten in den Dreharbeiten verschwindet sein Hauptdarsteller (José Coronado) spurlos. Sein Verschwinden beschäftigt Jahrzehnte später eine Fernsehsendung, wo der Regisseur noch erhaltenes Filmmaterial zeigen - und am besten Kontakt zur lebenden Tochter (Ana Torrens) des Verschollenen aufnehmen soll. Es beginnt eine aufwendige Spurensuche von Madrid nach Almería in Südspanien. "Der Film handelt auch vom Kino von früher und von heute", sagt Hauptdarsteller Manolo Solo im Gespräch mit NDR Kultur. "Er handelt vom Gedächtnis, von unseren Erinnerungen, von dem was wir sein - und was wir nicht sein wollen."

Für Schauspielerin Torrens war es ein besonderer Dreh, weil sie über die Jahrzehnte Kontakt mit dem Regisseur behalten habe. "Es war bewegend. Er konnte mir mit einem Lächeln und einem Blick etwas sagen, ohne zu sprechen. Gleichzeitig verlangt er absolute Präzision. Alles bei ihm hat eine genaue Bedeutung. Das Licht, jeder Satz, jeder Gegenstand". Erices Kino sei eines, das den Zuschauer vieles erfahren lasse. "Sein Kino ist eine Reflektion über das Medium Kino - und über das Leben", so Torrens.

"Un amor" mit Laia Costa von Isabel Coixet beim Filmfest Hamburg

Ein Mann und eine Frau umarmen sich - Szene aus dem Film "Un amor" © Filmfest Hamburg
Laia Costa und Hovik Keuchkerian beeindrucken mit ihrem Spiel im intensiven Drama "Un amor" von Isabel Coixet. Es kommt 2024 ins deutsche Kino.

Ein weiteres Drama, das großen Erfolg beim Filmfest San Sebastián gefeiert hat, läuft ebenfalls bis Ende der Woche in Hamburg: Am Mittwoch, 4. Oktober ab 21:30 Uhr im Cinemaxx 1 und am Donnerstag ab 21:45 im Studio Kino. Der Film mit Laia Costa, die viele aus Sebastian Schippers Kinoerfolg "Victoria" kennen, handelt von einer Dolmetscherin und Übersetzerin, die für eine NGO für traumatisierte Flüchtlinge arbeitet.

Ausgebrannt von dieser Arbeit zieht sie sich zurück in eine einsame Gegend in La Rioja und erfährt ein anderes Dorfleben, als es ihr vielleicht vorgeschwebt hat. Sie lernt einen beeindruckenden Mann kennen, den alle nur "den Deutschen" nennen. Bald erlangt der wortkarge Koloss (Hovik Keuchkerian) eine viel größere Bedeutung in ihrem Leben, als sie sich anfangs vorgestellt hat. Es ist die Geschichte einer Obsession und von vielen Mini-Agressionen seitens der Nachbarn, die 30-Jährige durchlebt. Ein sehenswertes Drama, das voraussichtlich Anfang 2024 im deutschen Kino zu sehen sein wird. Hovik Keuchkerian erhielt beim spanischen Filmfest die Auszeichnung als bester Hauptdarsteller.

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Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 01.10.2023 | 19:30 Uhr

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