Das Konzert
Montag, 22. Mai 2023, 20:00 bis
22:00 Uhr
"Die Atmosphäre ist zauberhaft. Das ist ein eingeschworener Kreis von Klavierenthusiasten, die wirklich aus der ganzen Welt kommen: Es war jemand aus den Vereinigten Staaten Amerikas da, der mich nach dem Konzert angesprochen hatte, ein Rezensent aus Japan - aus aller Herren Länder kommen die Leute, verbringen die ganze Woche da, wie so eine Wallfahrt, und abends freut man sich dann auf die Konzerte. Das sind ja wirklich unbekannte Stücke, die man sonst nicht unbedingt im Konzertleben antrifft - und die Begeisterung ist groß." So beschriebt Matthias Kirschnereit das Husumer Klavierfestival, das im vergangenen Jahr bereits zum 35. Mal stattfand.
Matthias Kirschnereit: Zweimal beim Festival "Raritäten der Klaviermusik"
Trotz seines Renomées als Pianist ist Matthias Kirschnereit, der in Hamburg lebt und in Rostock lehrt, 2022 erstmals beim Festival "Raritäten der Klaviermusik" aufgetreten - und das dann gleich zweimal. Aufgrund einer Erkrankung war er für einen Kollegen eingesprungen. Das länger geplante Konzert mit Werken von der Spätrenaissance bis ins 20. Jahrhundert wurde aufgezeichnet - Sie können es heute zusammen mit einem Interview mit dem Interpreten noch einmal erleben.
Vier Pianistenleben für unentdeckte Schätze
"Natürlich gehört der Standardkanon aus den wichtigsten Werken dazu: aus dem Barock, aus der Wiener Klassik, der Romantik, dem 20. Jahrhundert. Das bildet sozusagen die Basis, das ist ganz klar. Aber ich schätze mal, dass vier Pianistenleben nicht ausreichen, um sämtliche Schätze zu heben. Und da ist es natürlich ein willkommener Anlass, sich mit ausgefallenem Repertoire zu beschäftigen! Ich erinnere mich, dass mehrmals ein Mailverkehr hin- und herging mit mir und dem Intendanten Peter Froundjian, der dann sagte: 'Nein, Herr Kirschnereit, das ist mir jetzt zu bekannt, das passt nicht so gut, könnten Sie nicht das und das spielen.' So ist, glaube ich, ein sehr ungewöhnliches Programm entstanden, gerade auch für Husum, wo ja doch vieles aus der Hoch-Zeit des Pianismus aufgeführt wird, viel Romantisches, viel Salonhaftes. Und da passte mein Programm so gar nicht hinein. Ich weiß nicht, ob überhaupt jemals auf dem Steinway-Flügel dort Renaissancemusik gespielt wurde, und Beethoven und Clementi wird ja auch relativ selten gemacht", so Kirschnereit.
Mehrere Werke von Beethoven, die kaum aufgeführt werden, bildeten zusammen mit einer Sonate von Clementi den ersten Teil, bevor Matthias Kirschnereit in der zweiten Konzerthälfte eine breite stilistische Palette anbot, und mit der Zweiten Sonate von Alberto Ginastera am Ende ein wahres pianistisches Feuerwerk entfachte.
Eine Sendung von Chantal Nastasi.