"Die Blechtrommel" in Rendsburg: Oskar Matzerath als Punk
Im Roman "Die Blechtrommel" erzählt Nobelpreisträger Günter Grass von Oskar, der nicht mehr wachsen will und mit einem hohen Schrei Glas zerspringen lässt. Die Bühnen-Adaption feiert am Sonnabend im Landestheater Schleswig-Holstein in Rendsburg Premiere.
Tom Wild spielt diesen Oskar Matzerath - und er ist alles andere als klein und zierlich. "Der Oskar misst ja im Buch nur 92 Zentimeter und so einen Schauspieler hat man ja sowieso nicht. Das heißt, man kann sich ohnehin nur annähern - und dann muss man es auch gar nicht machen", begründet Regisseur Moritz Peters die Abweichung von der Romanvorlage.
Außerdem ist Wild als trommelnder und schreiender Oscar erwachsen und gewachsen, als er in einer "Nerven- und Heilanstalt" auf ein buntes und wirres Leben zurückblickt, in dem er im Alter von drei Jahren beschlossen hatte, "nun nicht mehr zu wachsen".
Tom Wild als beeindruckender Schreihals
Für Darsteller Wild ist es ein Ritt über zwei Akte Intensivtheater, der alles an Kraft, Ausdauer und schauspielerischem Können abfordert. Und wie ist es mit dem Schrei, der Gläser zerspringen lässt, Glasfassaden und sogar die Brille der unliebsamen Lehrerin?
Da sollte Wild eigentlich soundtechnisch unterstützt werden. Aber nach einer Probe hatte sich das von selbst erledigt: "Ich komme halt sehr hoch". Das geht durch Mark und Bein. Alles Glas schreit Oskar kaputt, sobald ihm etwas nicht passt. Seine Blechtrommel setzt er dabei unterstützend ein.
Klares, schnörkelloses Bühnenbild
Das Bühnenbild in Rendsburg ist klar und schnörkellos. An den Ecken der quadratischen, etwa zehn mal zehn Meter großen Spielfläche in der Mitte stehen weiße Rohrskulpturen, die an Ruinen erinnern und unfertig wirken.
"Das spielt ja in diesem aufkommenden Nationalsozialismus. Außerdem ist im Roman die ganze Architektur der Stadt extrem wichtig. Dieses Danzig der 1920er-Jahre ist nicht nur die Kulisse, sondern ein eigener Teil der Erzählung", erklärt Regisseur Peters.
Oskar-Matzerath-Rolle als Punk angelegt
Am äußeren Rand der Bühne sind an den drei weißen Wänden ringsherum Kleiderhaken angebracht. Hier schlüpfen die Schauspielerinnen und Schauspieler, die während der Vorstellung immer auf der Bühne bleiben, in ihre Kostüme und damit in verschiedene Rollen.
Nur Wild bleibt Oskar. Von einem lieben unschuldigen Sympathie-Träger ist er allerdings weit entfernt: "Wir beginnen den so, dass er quasi wie so ein erster Punk ist. Ein Punk, der sich gegen die Gesellschaft auflehnt. Auch den aufkommenden Nationalsozialismus versucht er so zu bekämpfen, indem er sich verweigert, sich rauszieht und die Erwachsenen angreift", sagt Peters.
Inszenierung folgt der Buchvorlage, nicht dem Film
Und es ist alles dabei: Der weite Rock der Großmutter, die Aale, die Seitensprünge, und Oskars wilde Waldmeister-Brausepulver-Experimente mit Maria, dargestellt von Imke Frieda Sander.
Die "Blechtrommel"-Inszenierung am Landestheater folgt selbstverständlich dem Buch von Günter Grass und nicht der Romanverfilmung. Es wird noch viel, viel mehr erzählt. Hier beginnt Oskar wieder zu wachsen und erlebt die Wirren der Nachkriegszeit wie im Zeitraffer. Aber mehr wird nicht verraten.
"Die Blechtrommel" in Rendsburg: Oskar Matzerath als Punk
Die Inszenierung am Schleswig-Holsteinischen Landestheater folgt dem Buch, nicht dem Film: Premiere ist am Sonnabend.
- Art:
- Bühne
- Datum:
- Ende:
- Ort:
-
Stadttheater Rendsburg
Hans-Heinrich-Beisenkötter-Platz 1
24768 Rendsburg - Preis:
- ab 12 Euro