"Elektra" in Lübeck: "Ein seelischer Kriminalroman"

Stand: 26.01.2024 15:49 Uhr

Vor 40 Jahren hat Brigitte Fassbaender die "Elektra" selbst gesungen, und zwar auf den großen Bühnen rund um den Globus. Heute, mit 84 Jahren, sorgt sie als Regisseurin für Aufsehen. In Lübeck inszeniert sie jetzt die Oper von Richard Strauss.

von Linda Ebener

Auf der Bühne werden verschiedene Räume angedeutet, vorne zum Beispiel steht ein langer Tisch mit Stühlen. Hier hält sich Hauptdarstellerin Elektra auf. Eine Frau mit langen grauen Haaren und weit sitzenden Klamotten. Sie ist traurig, denn ihr Vater wurde ermordet und zwar von ihrer Mutter und deren neuem Freund. Diesen Tod will sie rächen. Regisseurin Fassbaender ist fasziniert von dieser Rolle. "Die Elektra kommt den ganzen Abend nicht von der Bühne runter, die singt ununterbrochen in den fantastischsten Tessituren und muss ihre Grenzen von oben bis unten ausloten, das ist geballte Kraft in jeder Beziehung."

Dänin Trine Møller singt Elektra

Am Theater Lübeck wird die Elektra von der Dänin Trine Møller gesungen. Für sie ist es eine große Ehre, unter der Regie von Fassbaender zu singen. "Sie ist eine erstaunliche Frau, und sie hat ihr ganzes Leben lang mit einer solchen Tiefe und einem solchen Stil gespielt. Alleine mit ihr in einem Raum zu sein, ist schon ein Erlebnis."

Brigitte Fassbaender: Weltkarriere als Mezzosopranistin

1961 startete Fassbaender ihre Weltkarriere als Mezzosopranistin an der Bayerischen Staatsoper München. Seit 1995 ist sie vor allem als Regisseurin tätig und hat bislang an die 100 Inszenierungen erarbeitet. In Richard Strauss’ "Elektra" hat sie selbst schon mitgespielt. "Das ist eine geballte Ladung von Emotionen, was da auf der Bühne stattfindet. Das ist der Rachefeldzug der Elektra, die den Mord an ihrem Vater rächen will. Es gibt drei wunderbare Frauenrollen in dem Stück: Chrysothemis, Elektra und Klytämnestra. Jede dieser drei Frauen trägt ein unglaubliches Schicksal mit sich." Das werde auf der Bühne verhandelt und zwar mit gewaltigen Ausbrüchen. "Das ist ein tolles Stück, ein seelischer Kriminalroman sondergleichen."

Rachegedanken der Elektra

Elektra ist rastlos, sie geht auf der Bühne immer wieder auf und ab, fasst sich an den Kopf und überlegt, wie sie am besten mit dem Tod ihres Vaters umgehen kann. Ihre Schwester will, dass wieder Harmonie in der Familie einkehrt, doch für Elektra steht fest, ihre Mutter muss sterben.

Für Sängerin Møller eine der schwierigsten Frauenrollen. "Elektra ist sehr entschlossen. Sie ist eine sehr starke Frau. Ihr Hauptthema ist, dass sie sich am Anfang in einem Zustand befindet, in dem sie glaubt, nicht selbst handeln zu können." Während des Stücks wird Elektra klar, dass sie handeln muss und dann lässt sie ziemlich blutige Dinge geschehen. "Es gelingt ihr, ihre eigene Mutter und deren Freund zu töten. Das ist ihr einziges Lebensziel."

Brigitte Fassbaender lässt Sängerinnen Freiraum

Obwohl Regisseurin Fassbaender selbst schon oft in der Oper Elektra gesungen hat, lässt sie Møller und den anderen Sängerinnen Freiraum sich zu entfalten, erzählt die Dänin. "Sie weiß, wann sie uns einen Hinweis geben, und wann sie einen Schritt zurücktreten muss. Das hat sie für mich in dieser Produktion auf die erstaunlichste Art und Weise getan, indem sie mir die Möglichkeit gegeben hat, frei zu sein und meiner eigenen Kreativität freien Lauf zu lassen."

Überzeugende Trine Møller als Elektra

Fassbaender ist zufrieden mit ihrer eigenen Version. "Ich habe versucht, es so spannend wie möglich zu machen, es ist ein Seelenkrimi und ich habe drei wunderbare Sänger, Schauspielerinnen von höchster Sensibilität und Intelligenz. Das kann man selber nie beurteilen, aber die Leistungen der Sänger und Sängerinnen auf der Bühne, die beeindrucken mich tief und alle sind motiviert und voll bei der Sache." Die Oper "Elektra" von Strauss ist ein emotionales Stück und das überträgt sich auch ins Publikum. Mit einer überzeugenden Elektra, der die Rastlosigkeit und der Unmut bei jeder Bewegung und jedem Ausdruck ins Gesicht geschrieben sind.

Die Premiere der "Elektra" ist Samstagabend um 19:30 im Großen Haus im Theater in Lübeck. Karten gibt es noch im Vorverkauf und an der Abendkasse.

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"Elektra" in Lübeck: "Ein seelischer Kriminalroman"

Brigitte Fassbaender findet die Frauenrollen im Stück "Elektra" von Strauss besonders beeindruckend, es sei eine geballte Ladung von Emotionen.

Art:
Bühne
Datum:
Ende:
Ort:
Theater Lübeck
Beckergrube 16
23552 Lübeck
Telefon:
0451/399600
E-Mail:
kontakt@theaterluebeck.de
Preis:
67 Euro
Öffnungszeiten:
Di - Fr 10.00 - 18.30 Uhr
Sa 10.00 - 13.00 Uhr
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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Moin! Schleswig-Holstein – Von Binnenland und Waterkant | 26.01.2024 | 19:00 Uhr

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