Blutig und freizügig: Besuchern wird übel bei Oper "Sancta"
In Stuttgart musste sich der Besucherservice bei den ersten beiden Aufführungen der Oper "Sancta" um 18 Menschen kümmern. Es gab drei Arzteinsätze. Vorab hatte das Theater vor der Oper gewarnt.
Die Wienerin Florentina Holzinger hatte die Oper "Sancta" bereits im Mai für das Mecklenburgische Staatstheater inszeniert. Am 5. Oktober feierte "Sancta" nun an der Stuttgarter Staatsoper Premiere. Vor dem ersten Opernabend hatte das Haus mit einer Altersfreigabe ab 18 Jahren und fett gedruckten Hinweisen deutlich gemacht: Es wird blutig und freizügig. Die Staatsoper empfiehlt die Performance auf der Website ausdrücklich nur Zuschauern, die "wagemutig auf der Suche nach neuen Theatererfahrungen sind" und warnt wegen der gezeigten auch sexuellen Gewalt explizit vor Retraumatisierung. Trotz aller Warnhinweise musste sich der Besucherservice dann aber schon bei den ersten zwei Aufführungen um insgesamt 18 Menschen kümmern. Sie hätten zum Teil über Übelkeit geklagt, so der Sprecher der Staatsoper, Sebastian Ebling. In drei Fällen habe ein Arzt dazugeholt werden müssen.
Lesbischer Sex am Kreuz und nackte Nonnen
Es war die erste Operninszenierung von Holzinger. Die Performancekünstlerin sorgt seit Jahren für Aufsehen in der Theaterwelt und das Mecklenburgische Staatstheater hatte sie mit "Sancta" bereits aufgemischt. Vorlage für ihr Debüt war "Sancta Susanna" - Paul Hindemiths Oper hatte sie elektrisiert und inspiriert. Bei Holzinger wird daraus lesbischer Sex am großen Kreuz, eine Glocke mit lebendigem Klöppel, die Sixtinische Kapelle wird eingerissen und neu gestaltet, Jesus stürmt als Hippie das Opernhaus, und nackte Nonnen tanzen auf einer Rollschuhbahn - dazu Musik von Heavy Metal über Techno bis Rachmaninow.
Performancekunst "kein Fake, sondern echt"
Das Stück läuft trotzdem weiter. Mit Blick auf die weiteren fünf geplanten "Sancta"- Abende soll nichts geändert werden, sagt der Pressesprecher Ebling. Die Premiere sei umjubelt gewesen und es seien im Wesentlichen Menschen dort gewesen, die "wussten worauf sie sich einlassen." Der Pressesprecher betont aber auch, dass Übelkeiten und Ohnmachten im Theater immer wieder vorkämen. Das könne auch mal bei einer längeren Wagner-Oper der Fall sein. Performancekunst sei eben "kein Fake, sondern echt". Bis zum 3. November ist Florentina Holzingers "Sancta" noch in der Staatsoper Stuttgart zu sehen.