Theater der Zukunft? AXIS-Festival am Volkstheater Rostock
Theater, Tanz, bildende Kunst und Literatur - all das wurde am Wochenende beim AXIS-Festival im Volkstheater Rostock verbunden. Eine Annäherung daran, wie Theater in der Zukunft aussehen könnte?
Während die Besucher draußen von Palmen, Liegestühlen und südländischem Urlaubsflair empfangen werden, pulsieren drinnen bereits die Bässe durch die Gänge des Volkstheaters. Videoinstallationen begleiten die Besucher zum Großen Saal.
Tara Nome Doyle zieht das Rostocker Publikum in ihren Bann
Im Großen Haus präsentiert Sängerin Tara Nome Doyle mit ihrer Band ihr für AXIS entwickeltes Programm "Songs for the Forrest". 26 Jahre alt ist die Berlinerin mit norwegisch-irischen Wurzeln. Sie meint: "Beim Schreiben der Lieder in der Waldhütte in Norwegen habe ich so ein zeitloses Gefühl und eine innere Verbundenheit, was ich natürlich sehr gerne auch dem Publikum vermitteln will." Mal stark und stimmgewaltig, dann wieder mit einer intimen Verletzlichkeit: So zieht Tara Nome Doyle das Rostocker Publikum in ihren Bann.
AXIS-Kurator: "Viel Zuspruch bekommen"
Martin Hossbach organisiert seit Jahren Festivals wie AXIS in Berlin. Er hat das Programm für diesen Abend zusammengestellt. Hossbach, braune Haare, Bart, leger gekleidet, wirkt nahbar. Er ist während des ganzen Festivals mittendrin. "Es ist gar nicht so einfach, sich ein Festival vorzustellen, was es noch nicht gab, weil das kann ich ja nur machen an meinem Schreibtisch", so Hossbach. "Natürlich finde ich all die Künstler*innen, die ich eingeladen habe, toll. Aber das heißt noch lange nicht, dass das Publikum die auch toll findet. Aber ich habe da bisher sehr viel Zuspruch bekommen. Die Rostockerinnen und Rostocker haben uns sehr gut aufgenommen."
Nach dem Konzert: zwei szenische Lesungen. Im kleinen Foyer präsentieren Schauspieler Ausschnitte aus dem neuen Buch "No Limit" von Jens Balzer. Hier stehen die 90er-Jahre im Fokus.
Werke von Norbert Bisky auf LED-Leinwand
Die Inszenierung auf dem Theatervorplatz steht unter dem Titel "Hurensöhne - über die Schönheit und Notwendigkeit des Schimpfens" nach einem Essay von Juliane Liebert. Dann sind auf einer großen LED-Leinwand Werke des Malers Norbert Bisky zu sehen: bunt, abstrakt und dynamisch wechseln die Bilder. Dazu eine kraftvolle Performance des Berliner Ensembles INFINITUM gemeinsam mit Tänzern des Theaters zu elektronischer Musik.
Im Publikum sind viele staunende Gesichter zu sehen, viele Füße wippen im Takt der Musik, viele schauen gebannt zu. "Uns gefällt es großartig, von uns aus kann es jedes Jahr so ein Festival geben", erzählt eine Frau. Ein Mann stellt fest: "Man hat gemerkt, dass immer mehr junges Publikum den Weg hierher gefunden hat, was ich sehr begrüße."
Festival soll alle zwei Jahre im Volkstheater stattfinden
400 Menschen sind an diesem Abend ins Volkstheater gekommen - 500 hätten Platz gehabt. Für Kurator Hossbach hat sich die Arbeit gelohnt: "Ich bin total begeistert. Für mich ist das Experiment aufgegangen. Es waren viele Menschen da, es gab viele glückliche Gesichter. Das Programm ist relativ fordernd gewesen, hat aber glaube ich niemanden überfordert."
Nach dem Festival ist vor dem Festival: Alle zwei Jahre soll das AXIS Festival von nun an im Volkstheater gefeiert werden.