"The Mushroom Queen": Putziger Abend ohne Erkenntnisgewinn
Am Sonnabend wurde das Stück "The Mushroom Queen" im Malersaal des Deutschen Schauspielhauses uraufgeführt. Das Stück der jungen Regisseurin Marie Schleef beginnt mit fein dosiertem Grusel - und endet als Bettvorleger mit Pilzgeschmack.
"Bist du vielleicht schwanger?" Markus John spielt einen Ehemann, der eines Morgens seine Frau nicht wiedererkennt. Sie macht komische Grunz-Geräusche, will plötzlich Sex am Morgen, aber auf den Käse mit Pilzkulturen zum Frühstück verzichtet sie lieber. Im Körper der Ehefrau (gespielt von Ute Hannig) steckt die "Mushroom Queen", die Pilzkönigin. Die echte Ehefrau wurde von ihr kurzerhand unter die Erde befördert, jetzt hat sie ihre Gestalt angenommen: langes rotes Haar, weißes Nachthemd. Es ist eine feindliche Übernahme: die Körperfresser kommen.
Ohne Worte: "The Mushroom Queen" am Deutschen Schauspielhaus
Der Theaterabend von Regisseurin Marie Schleef beginnt mit fein dosiertem Grusel - und endet als Bettvorleger mit Pilzgeschmack. Das Stück kommt ohne gesprochene Worte aus, stattdessen gibt es Soundteppiche, zu denen sich das vierköpfige Ensemble sachte bewegt. Es wirft einen Blick, hebt einen Arm, grinst dämonisch, tastet sich über den knisternden Teppich. Eine Kurzgeschichte von Liz Ziemska bildet die Grundlage für den Theaterabend, der aber leider keine Spur poetisch oder choreografisch interessant ist.
Das Publikum ist gespalten. "Ich fand das ganz schrecklich, das ganze Stück hätte man auch in drei Minuten durchspielen können", sagt ein Zuschauer. Manche vermissen den Text oder eine Handlung, andere sind ziemlich begeistert: "Es war sehr schön, sehr mystisch, sehr pilzig", erzählt eine Zuschauerin lachend. Ein anderer meint: "Dalí hätte seine Freude gehabt!"
Trotz Camembert-Bett: Ein fader Pilzabend im Malersaal
Salvador Dalí, der Meister des Surrealen, ist doch etwas spannender als dieser fade Pilzabend. Der spielt in einer modernen Wohnung, mittendrin ein kreisrundes Bett, das an einen Camembert erinnert: klar, Camembert - Pilzkultur! Eine Terrassentür weist in den Garten. Videos zeigen, wie die echte Ehefrau, gelangweilt von ihrer mehr als neunjährigen Ehe, ausbricht, im Garten auf ihre Doppelgängerin trifft und selbst in einen Pilz verwandelt wird.
Außerdem gibt es noch zwei Hunde. Maximilian Scheidt steckt mit putzig klimpernden Augen im weißen Fellkostüm; Sachiko Hara spielt den klügeren, stets wachen, braunen Hund. Beide riechen den Braten, Pardon, den Pilz, sofort. Irgendetwas stimmt nicht. Frauchen sondert plötzlich den Geruch nach Kaninchen aus und schmiert grünen Schmodder an die Scheibe. Derweil versucht die echte Frau durch die Erde hindurch, pilzig zu wuchern und sich zurückzuverwandeln.
Regisseurin Marie Schleef: Pilze ändern Sichtweisen
"Pilzhyphen leben von allem, was verwest, wie Kaninchenkacke und verrotteten Beziehungen" heißt es in einem einführenden Text aus dem Off. Der Pilz als Ausdruck einer Transformation in etwas Neues. Aber reicht das als Message? Die Regisseurin liefert im Programmheft eine mögliche Erklärung. Sie hält Pilze für beispielhaft, Sichtweisen zu ändern, will sie gar als Bild für weibliche Literatur begreifen, die man ebenso, oft unsichtbar, langsam ans Tageslicht zupfen sollte. Geht's noch eine Nummer kleiner?
Denn was hier als Tiefenforschung versprochen wird, bleibt ein putziges Theatererlebnis ohne Erkenntnisgewinn. Aus dem Camembert-Bett dringen irgendwann Pilzgewächse, an einem hängt ein nackter Fuß der Ehefrau. Es ist ein bisschen wie im Musical "Der kleine Horrorladen", nur ohne Musik. Der Abend kapert die Sinne und lässt Leere zurück.
"The Mushroom Queen": Putziger Abend ohne Erkenntnisgewinn
Am Sonnabend wurde das Stück nach einer Kurzgeschichte von Liz Ziemska im Malersaal des Deutschen Schauspielhauses uraufgeführt.
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- Bühne
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Deutsches Schauspielhaus, Malersaal
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