"Rache der Fledermaus" am Thalia Theater verstört und hallt nach
"Die Fledermaus" zählt zu den berühmten Operetten von Johann Strauß. Jetzt ist sie am Hamburger Thalia Theater zu erleben - in einer ungewöhnlichen Fassung. Die Regisseurin Anna-Sophie Mahler verbindet die Operette mit einem zeitgenössischen Stück von Thomas Köck.
Statt schmissiger Ouvertüre gibt es dumpfes Brummen zu hören. Schon in den ersten Minuten wird klar, was dieser Abend nicht ist. "Das hier ist keine Operette", schallt es von der Bühne. Was dann? Das Ensemble tritt mit großen Tiermasken auf, in denen die Köpfe ganz verschwinden. Das heliumgeschwängerte Stimmchen gehört dem Frosch, der schnell klar macht, was stattdessen passieren soll: "Das hier will die Wunde zelebrieren, in der wir alle vegetieren."
Heißt: Erinnern an das, was später nicht mehr erinnert werden kann, weil dann nicht nur viele Tiere, sondern auch die Menschen ausgestorben sein werden, so der pechschwarze Abgesang von Thomas Köck mit dem sperrigen Titel "und alle tiere rufen: dieser titel rettet die welt auch nicht mehr". Gepaart mit Operettenmusik von Strauß, denn die kommt doch noch.
Regisseurin Mahler bricht Operette geschickt auf
Ziemlich unvermittelt setzt die Operettenhandlung ein: Gabriel von Eisenstein, der sich gebärdet wie ein Wolf, muss eine Gefängnisstrafe antreten und will sich vorher mit seinem Freund Dr. Falke auf einem Fest des Prinzen Orlofsky noch einmal richtig amüsieren. Goldene Hosen, Fuchsjäckchen, später auch Fuchsmaske - dieser Prinz ist ebenfalls Mensch und Tier zugleich. Vor allem in den Bildern finden die beiden so verschiedenen Vorlagen zusammen, das empfanden auch einige Gäste im Publikum: "Es war zu Anfang für mich nicht ganz einfach, den Zugang zu bekommen. Bis ich dann erkannt habe, dass über die Masken die verschiedenen Tierarten ja dargestellt wurden, die immer wieder erwähnt wurden, weil sie ausgestorben sind."
Viel ist in der Operette von Tieren die Rede, Anna-Sophie Mahler nimmt das wörtlich. Trotzdem fügt sich beides nicht mühelos zusammen. Insbesondere der Anfang wirkt forciert, obwohl die Regisseurin die Operette geschickt aufbricht - und nicht verrät. Arno Waschk hat die Musik großartig arrangiert, es wird viel und ganz wunderbar gesungen, nur: Lustig ist der Abend nicht und für Operettenfreunde schwere Kost.
Schlichte und deutliche Botschaft
Die Botschaft dieser "Fledermaus" ist schlicht und deutlich: Wir stehen am Abgrund und tun - nichts. Am Ende erklingt noch das Lacrimosa aus Mozarts Requiem. Und es wird eine Liste der Tiere verlesen, die schon ausgestorben sind. Das verstört, hallt nach - doch in Erinnerung bleibt auch ein Ensemble, das schlicht begeistert.
"Rache der Fledermaus" am Thalia Theater verstört und hallt nach
Regisseurin Anna-Sophie Mahler verbindet die Operette mit einem zeitgenössischen Stück von Thomas Köck. In Erinnerung bleibt ein Ensemble, das schlicht begeistert.
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Thalia Theater
Alstertor
20095 Hamburg