Internationale Tanztage: Hochkarätige Compagnien in Oldenburg
Am Freitag haben die Internationalen Tanztage am Oldenburgischen Staatstheater begonnen. Compagnien aus der ganzen Welt - unter anderem Haiti, den USA und China treten bis zum 26. März in Oldenburg auf.
Scheinbar schwerelos kreist eine der Tänzerinnen von Système Castafiore in der Luft zwischen Lichtstreifen hindurch über die fast dunkle Bühne im Oldenburgischen Staatstheater. Der Trick: Sie hängt kaum sichtbar in einem Klettergeschirr. Weiter vorn im roten Kleid singt Camille Joutard mit klarer und ausdrucksstarker Stimme. Videoprojektionen machen die Bühne zum unendlichen Kosmos oder zu einer felsigen Urzeitwelt. Dann ein Schreck, die Sängerin sackt zusammen, ein Schwächeanfall. Sie geht hinter die Bühne. Zum Schlussapplaus zeigt sie sich aber glücklicherweise wieder.
"Théorie des Prodiges": Fabelhafter Start ins Festival
Trotz des Zwischenfalls wird "Théorie des Prodiges" (auf Deutsch: Theorie der Wunder) ein beeindruckender Tanz-Abend. Skurrile Fabelwesen treten auf - eines mit einem Augapfel als Kopf. Sie stellen Wunder dar, wie den Ursprung des Lebens, die Entstehung der Sprache oder das Unendliche, das alles mit selbstironischem Witz. Eine Show aus Magie und Naturwissenschaft. "Wenn man alles nur rational sieht, wird die Welt ein trauriger Ort. Man braucht auch die Fantasie, die Magie, die Metaphysik", sagt Regisseur Karl Biscuit. "Das Sujet unserer Show, das ist diese Beziehung zwischen dem Magischen und dem Rationalen. Beides kann nebeneinander existieren, wie der Mond und die Sonne."
Tanztage in Oldenburg sind politischer geworden
"Système Castafiore" ist eine von insgesamt zwölf Gruppen bei den Internationalen Tanztagen in Oldenburg. Sie präsentieren Choreografien zu ganz unterschiedlichen Themen, wie Klimawandel oder das Leben als queerer Mensch. Das Festival ist politischer geworden.
"Das finde ich toll an so einem internationalen Festival, dass man den Fokus auch für das Große oder für den Überblick in der Welt aus der Perspektive der Kunst, also der Kunstschaffenden, kriegt", sagt der Theaterintendant Christian Firmbach. "Am Ende geht es um Demokratie und Toleranz, um Offenheit und Vielfalt. Und das verkörpert dieses Festival deutlich."
Internationale Ensembles in Oldenburg
Die Compagnien kommen aus Haiti, den USA, China und verschiedenen europäischen Ländern. Brahim Bouchelaghem aus dem französischen Roubaix tanzt ein Hiphop-Solo - eine Hommage an seinen algerischen Vater. Mavin Khoo aus London einen klassischen indischen Tanz. Es kommen auch große Ensembles wie die 20-köpfige Ballettcompagnie des Mährisch-Schlesischen Nationaltheaters aus Tschechien oder das chinesische Beijing Dance Theater.
Der Intendant will mit dem Festival ein vielfältiges Publikum ansprechen. "Und dann haben wir auch vieles für die Kleinen in der Exerzierhalle", sagt Firmbach. "Da gibt es einige schöne Programme. Das gefällt mir besonders, dass wir da auch diese Formate anbieten und die mitnehmen."
Nicht zuletzt tritt auch die Oldenburger BallettCompagnie auf. Und die profitiert nicht nur auf der Bühne vom Festival. "Was besonders schön ist, dass wir es sogar arrangiert haben, dass die Ballett-Compagnie sogar einmal gemeinsam mit der Beijing-Gruppe trainieren wird", sagt Ann-Kristin Meivers vom Theater. Und vielleicht springt auch ein Funke ins Publikum über, denn das Theater bietet Workshops auch für Laien und außerdem Konzerte und Tanzpartys.
Die Internationalen Tanztage am Oldenburgischen Staatstheater gehen noch bis zum 26. März.