Arbeiten im Akkord: Das Weihnachtsmärchen am Ohnsorg Theater
Manche Weihnachtsstücke wie "Hase und Igel" im Ohnsorg Theater werden bis zu drei Mal am Tag aufgeführt - meistens mit denselben Schauspielerinnen und Schauspielern, die im Akkord arbeiten. Das hat Auswirkungen.
75 Vorstellungen in vier Wochen: Das ist ein echtes Brett. Ida-Marie Brandt vom Ensemble im Ohnsorg Weihnachtsmärchen weiß abends manchmal wirklich nicht mehr, wer sie ist: "Man ist wirklich verwachsen. Ich bin verwachsen mit diesem Kaninchen." Sie spielt Nickel, die Gehilfin des Hasen. Die Identifikation ist so hoch, dass sie sogar den Frühstücks-Smoothie angepasst hat - "mit Feldsalat, der Rolle entsprechend".
"Hase und Igel" am Ohnsorg: Hohes Pensum mit Spaß bewältigen
Ida-Marie ist eine von fünf jungen Schauspielerinnen und Schauspielern, die gerade fast täglich auf der Bühne stehen, um bis zu drei Mal das Märchen vom Hasen und dem Igel zu spielen. Um halb acht sitzt der erste in der Maske, vor 18 Uhr kommt keiner von ihnen aus dem Theater raus. "Das ist ein hohes Pensum, aber es macht unfassbar viel Spaß. Natürlich geht man am Abend nach Hause und sagt: Okay, ich weiß, was ich heute getan habe. Wir hüpfen, wir springen viel rum, es ist auch körperlich sehr anstrengend, aber die gute Laune trägt einen durch das Stück", sagt Stephan Leitmeier. Er spielt den Hasen im Stück.
Leitmeier ist in Sachen Weihnachtsmärchen tatsächlich ein alter Hase. Es ist sein drittes Mal. Er liebt es einfach, vor Kindern zu spielen, "weil jede Vorstellung anders ist. Die Kinder rufen rein, kommentieren und das macht es natürlich spannend. Damit schleicht sich auch nicht wirklich eine Routine ein, weil man immer reagieren muss." Das berichten sie alle, wie toll es sei, vor Kindern zu spielen, auch Quatis Tarkington, der den Maulwurf spielt: "Wie sie Freude haben, bei uns zu sein, und ihre Energie, die zu uns kommt. Das ist total schön."
Christian Richard Bauer: Tagsüber Igel, nachts Dracula
So lässt sich auch die hohe Taktzahl gut weg stecken. Wenn es einen von den fünf wirklich etwas heftiger erwischt hat, dann Christian Richard Bauer. Er musste einspringen: "Ich bin überraschenderweise der Igel. Ich war es aber gestern Morgen noch nicht. Ich wurde um acht Uhr aus dem Bett geklingelt und um neun Uhr stand ich mit Textbuch als Igel auf der Bühne, weil der Kollege krank ist."
Nach fünf Vorstellungen brauche er das Textbuch nicht mehr, jetzt mache es auch ihm Spaß. Und das, obwohl er zusätzlich zum Ersatzigel-Spielen abends als Hauptbesetzung auf der Bühne steht, als Dracula im Imperial Theater: "Gestern bin ich mal vor Mitternacht ins Bett gegangen, was ich sonst nie tue. Das ist dann schon ein Zeichen, dass ich wirklich sehr, sehr müde war."
Weihnachtsmärchen-Engagement ist wichtig nach der Pandemie
Manchmal, sagt Nele Larsen, das Igelinchen - des Igels Freundin -, könne es schon sein, dass nachmittags die Luft raus sei "und man ein bisschen müde, bescheuert - salopp gesagt - wird. Dann bringen wir uns gegenseitig zum Lachen. Man weiß gar nicht mehr: Haben wir die Szene eigentlich heute schon gespielt? Oder müssen wir die noch? Wo sind wir gerade? Welchen Tag haben wir?"
Finanziell ist so ein Engagement für die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler extrem wichtig. Da kommt viel Geld rein - Geld, das in Corona-Zeiten oft gefehlt hat. Keiner will jetzt krank werden: "Vor Corona hat man quasi mit dem Kopf unterm Arm gespielt. Man ist selbst mit der dicksten Erkältung hierher gegangen. Das darf man jetzt nicht mehr", erzählt Ida-Marie Brandt. Deswegen meiden sie große Menschenansammlungen und tragen noch viel Maske. Denn sie wollen durchziehen.
Arbeiten im Akkord: Das Weihnachtsmärchen am Ohnsorg Theater
Manche Weihnachtsstücke werden bis zu drei Mal am Tag aufgeführt - meistens mit denselben Schauspielerinnen und Schauspielern. Das hat Auswirkungen.
- Art:
- Bühne
- Datum:
- Ende:
- Ort:
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Ohnsorg-Theater, Großes Haus
Heidi-Kabel-Platz 1
20099 Hamburg - Preis:
- ab 20,16 Euro