"Popcorn süß-salzig" von Lena Hach: Jugendroman mit dem gewissen Extra
Lena Hach ist für ihr Buch "Fred und ich" für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert worden. Mit "Popcorn süß-salzig" hat die Berliner Kinderbuchautorin wieder einen mitreißenden Roman hingelegt.
Auch dieses Buch von Lena Hach ist wieder etwas ganz Besonderes. Auf den ersten Blick eine witzig erzählte Teenie-Alltagsgeschichte mit guten Charakteren und rasanten Dialogen: Die 16-jährige Ruby ist wenig begeistert, als Guillaume sie bittet, die Fake-Freundin seines Kumpels Phil zu werden - um dessen Ex eifersüchtig zu machen. Ruby lehnt ab, sie kennt "Fake Dating" als Trope, also als ein erzählerisches Motiv in Büchern und Filmen, und weiß, dass die Beteiligten am Ende immer zusammenkommen.
Aber dann lernen sich die beiden zufällig kennen - nach einem Zusammenstoß im Sekretariat. Als Ruby ihrer Mutter davon berichtet, liefert die eine literaturwissenschaftliche Analyse der Situation:
"Ihr seid mit den Köpfen gegeneinandergestoßen?", fragt meine Mutter ungläubig.
"Mein Kopf, sein Kinn", präzisiere ich. "Eine völlig unfaire Ausgangslage." Meine Mutter sieht mich interessiert an.
"Du weißt schon, was das war, oder?"
"Schmerzhaft?"
Sie lacht. "Ein Meet Cute."
Wen wundert’s, dass die Bestsellerautorin im Raum noch mehr Tropes im Alltag erkennt als ich.
Leseprobe
Ruby schreibt ihre eigene Geschichte
Rubys Mutter ist Autorin von Liebesromanen, was Ruby ziemlich unangenehm ist; ihre Mitschüler sollen davon möglichst nichts wissen. Aber sie hat natürlich alle Bücher der Mutter gelesen, kennt sich deshalb aus mit den gängigen Tropes und Klischees dieses Genres und streut ihr Wissen in ihre eigene Geschichte ein. So findet man regelmäßig am Seitenrand eine Art Lexikoneintrag, zum Beispiel hier zum Stichwort Meet Cute:
Zwei zukünftige Turteltauben treffen auf unterhaltsame Weise zum ersten Mal aufeinander. Die Möglichkeiten sind unzählig, bewährte Klassiker sind "der vertauschte Koffer" und "das vor der Nase weggeschnappte Taxi". (Letzteres führt aus gutem Grund meist zu einer anderen beliebten Trope: Haters to Lovers) Leseprobe
Ein interessanter Mehrwert für die Leser: Man lernt nebenbei, wie man eine Geschichte analysiert, aber nicht wie im Deutschunterricht, wo es darum geht Metaphern, Ellipsen und Oxymora im Text zu suchen, sondern viel lebensnäher anhand von Tropes und Elementen aus Liebeskomödien.
"Popcorn süß-salzig": Mitreißender Jugendroman
Ruby und Phil verstehen sich dann übrigens erstaunlich gut und entdecken ihre gemeinsame Leidenschaft für Filme. Ja, natürlich ist das eine Friends-to-Lovers-Geschichte und natürlich wird es auch noch richtig dramatisch, unter anderem weil Rubys Mutter beschließt, diese Geschichte als Plot für ihr nächstes Buch zu nutzen - was zu vielen Verwicklungen führt.
Auf weniger als 200 Seiten hat Lena Hach hier wieder einen mitreißenden Roman hingelegt - mit dem gewissen Extra, das wirklich nicht alle Kinderbücher auszeichnet. Apropos Kinderbuch: Der Verlag empfiehlt "Popcorn süß-salzig" ab 12 Jahren - 13 wäre sicherlich passender, mit Blick auf den Inhalt und das Alter der Protagonisten.
Popcorn süß-salzig
- Seitenzahl:
- 192 Seiten
- Genre:
- Jugendbuch
- Zusatzinfo:
- ab 12 Jahren
- Verlag:
- Mixtvision
- Bestellnummer:
- 978–3–95854–214–3
- Preis:
- 16 €