Originelle Bilderbücher für die Ferienzeit
In "Molly, Trappel und das große Knack" geht es um die alltäglichen Geräusche, und das Buch "Alles nur Märchen?" analysiert den Wahrheitsgehalt alter Geschichten auf witzige Weise.
"Molly, Trappel und das große Knack" von Jonna Struwe und Arabell Watzlawik
Wir sind alle den ganzen Tag von Geräuschen umgeben, lauten und leisen, aber die meisten beachten wir gar nicht. Für ihre Geschichte hat Jonna Struwe genau hingehört - zusammen mit ihrer Protagonistin Molly. Die schleicht sich morgens in Papas Schlafzimmer, und schon das Quietschen der Tür verrät sie. Aber Papa will weiterschlafen - Molly muss allein das Frühstück machen.
"Klacker-Klacker" - Krallenpfoten trappeln hinter ihr auf dem Boden. "Willst du auch was zum Frühstück, Trappel?", fragt Molly. Aber Trappel will lieber spielen. (…) Leseprobe
Der Hund schnappt sich Mollys Stoffhasen und eine wilde Jagd um den Küchentisch beginnt. Molly hört deshalb nicht, wie Papa auf seinen Hausschuhen in die Küche schlurft.
Ein ganz normaler Morgen also, aber Jonna Struwe richtet sozusagen ein Stethoskop auf die alltäglichen Geräusche - mit fantasievollen Lautmalereien. "PFÖH-PFÖH" schnauft der Hund im Schlaf, "HOHO" ächzen die Dielen unter Papas schweren Schritten, mit einem "SWISCH" schiebt Molly den Hocker zum Kühlschrank. Das macht Spaß beim Vorlesen - vor allem als plötzlich ein ungewöhnliches Geräusch auftaucht: Es macht "KNACK". Molly findet schließlich die Geräuschquelle, aber sie muss genau lauschen und andere Alltagsgeräusche rausfiltern, bevor sie weiß, wer für dieses "KNACK" verantwortlich ist.
Eine wunderbare Idee für ein Bilderbuch, großartig umgesetzt - auch in den Illustrationen von Arabell Watzlawik, die nicht nur witzige und variantenreiche Bilder für die Geschichte findet, sondern auch alle Klänge lebendig werden lässt. Für Kinder ab vier, die gern etwas mehr Text im Bilderbuch mögen.
"Alles nur Märchen?" von Catherine Cawthorne und Sara Ogilvie
Haben wir uns nicht alle schon mal gefragt, ob die Prinzessin auf der Erbse wirklich durch 20 Matratzen hindurch eine Erbse spüren kann? Ob Wölfe wirklich Großmütter auf einen Haps verschlingen können? Und ob man wirklich ein ganzes Haus aus Lebkuchen bauen kann? Kann man - um das schon mal vorwegzunehmen: Das größte Lebkuchenhaus, das jemals gebaut wurde, war so groß wie ein Tennisplatz.
Märchen meets Fact Checking - die britische Autorin Catherine Cawthorne analysiert den Wahrheitsgehalt der alten Geschichten auf witzige Weise. Die drei kleinen Schweinchen etwa hätten sich eigentlich in Sicherheit wiegen können. Im Märchen pustet der Wolf die Häuser aus Stroh und Holz einfach weg - aber:
Können Wölfe überhaupt pusten? Nein, können sie nicht! Ihre Lippen sind anders als die der Menschen. Sie können sie gar nicht so spitzen, wie sie müssten, um Luft herauszupressen.
Würde ein Haus aus Stroh so leicht wegfliegen? Nö. Häuser aus Heuballen können sogar einem Hurrikan standhalten.
Leseprobe
Das einzige Tier, das ein Haus wegpusten könnte, ist ein Wal - Grauwale schießen Luft mit bis zu 720 km/h aus ihrem Blasloch. Solche und andere Fakten lassen die alten Geschichten in ganz neuem Licht erscheinen! Man muss allerdings wissen, dass die Briten ihren Kindern andere Märchen beziehungsweise andere Versionen erzählen. "Jack and the Beanstalk" kennt in England jedes Kind, "Hans und die Bohnenranke" ist bei uns nicht so verbreitet. Aschenputtel tanzt in der englischen Version mit Glasschuhen und es spielt eine in einen Kürbis verwandelte Kutsche eine Rolle. Ja, das ist dann auch die Disney-Version, vierjährigen Kindern allerdings möglicherweise nicht geläufig.
Aber abgesehen davon ist dieses Märchen-"Sachbuch" ein großer Spaß für Eltern und Kinder ab vier - mit reichlich Aha-Effekten und zum Niederknien illustriert von Sara Ogilvie.