Ein Leben in Bildern
Vor 125 Jahren ließen sich einige Künstler in Worpswede nieder, darunter Heinrich Vogeler, dessen Barkenhof bald das geistige Zentrum der Künstlerkolonie wurde.
Gerade ist ein umfangreicher Werkkatalog seiner Gemälde erschienen, der der Kunstwelt eine Gesamtschau auf das malerische Werk dieses ungewöhnlich vielseitigen Künstlers eröffnet.
Beim Druck der Reproduktionen hat der Verlag Atelier im Bauernhaus besondere Sorgfalt walten lassen, so dass ein "Bildschönes Buch" entstanden ist.
Leben und Malen in Worpswede
"Er hat einige von diesen Dramen 'Dramen für Marionetten' genannt, dem rückschauenden Beobachter aber wird offenbar, dass das geheimnisvolle Leben des Bienenkorbes schon damals anregend auf ihn gewirkt hat, dass die kleinen kümmerlichen Arbeitsbienen vielleicht die ersten Vorbilder jener Mädchen waren, die in engem Nebeneinander irgendeinen rätselhaften Plan ahnungslos vollziehen", schreibt Rainer Maria Rilke, einer der ersten, die die Kunde von der Künstlerkolonie Worpswede in die literarische Welt getragen haben.
Die Rede ist jedoch vom flämischen Autor symbolistischer Dramen und eines Bestsellers über "Die Bienen", Maurice Materlinck. Gemeint haben können hätte Rilke aber auch den Jugendstilmaler Heinrich Vogeler, dessen Frauenfiguren mit ihren ins Leere gerichteten Blicken ebenfalls etwas von Marionetten haben, die einen "rätselhaften Plan ahnungslos vollziehen".
Vom Jugendstil zu Propagandabildern
Doch da gibt es noch einen anderen Heinrich Vogeler, den Kommunisten, der die Welt mit seiner Kunst verändern will, der 1931 in die Sowjetunion emigriert, wo er sein ganzes Talent in den Sozialistischen Realismus einzubringen versucht. Zwischen dem Jugendstilmaler und dem Schöpfer propagandistischer "Komplexbilder" liegen Welten. Im Krieg wird er evakuiert und gerät zwischen die Mühlsteine der Weltgeschichte. 1942 ist er in Kasachstan schlicht verhungert.
Heinrich Vogeler war ungemein vielseitig. Als Architekt auf der Höhe seiner Zeit, war er ein begnadeter Buchgestalter, dessen überbordende Illustrationen zum Schönsten gehören, was der Jugendstil überhaupt hervorgebracht hat. Als Designer besaß er ein geradezu unfehlbares Gespür fürs Dekorative.
Auch hier liegen Welten zwischen dem Gestalter der Gülden Kammer im Bremer Rathaus oder von Luxus-Artikeln wie Porzellan und Silberbesteck und dem Propagandisten im Dienste des Proletariats.
Was stand für ihn im Zentrum seiner Tätigkeit?
"Er selbst bezeichnete sich als Maler", sagt die Vogeler-Forscherin Rena Noltenius. "Es ist gar nicht so einfach, sich ein Bild von diesem Maler zu machen, seine Werke sind in alle Winde verstreut, vieles dürfte noch heute auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion zu finden sein."
Langjährige Forschungsarbeit
Rena Noltenius ist diesen Spuren nachgegangen und das Resultat ihrer langjährigen Suche ist in ein reich bebildertes Werkverzeichnis eingeflossen, das uns das bisher bekannte Gesamtwerk des Malers Heinrich Vogeler in seiner ganzen Vielfalt erschließt.
"Es sind wohl 360 Bilder, die ich zusammengestellt habe. Ich hatte einen Grundstock von Herrn Rief, dem Archivar des Worpsweder Archivs, er gab mir 180 Bilder. Ich habe nochmal 180 gefunden und die fand ich zum Beispiel auf Auktionen. Vogler hat ja unglaublich viel geschrieben, ich habe seine Briefe alle gelesen. Oft habe ich dadurch Bilder von ihm finden können, im Telefonbuch geguckt, damals hatte ich noch kein Internet, - ja und dann durch Hörensagen, dass jemand sagte: "Weißt du, dass da und da ein Vogeler ist?"
Also, es ist wirklich ein großes Werk geworden, und man hat einen sehr schönen Überblick und Einblick in Vogelers malerisches Werk.
(Hans-Heinrich Raab)
Heinrich Vogeler - Werkkatalog der Gemälde
- Seitenzahl:
- 264 Seiten
- Genre:
- Bildband
- Verlag:
- Verlag Atelier im Bauernhaus
- Bestellnummer:
- 978-3-88132-3277
- Preis:
- 48,00 €