"Die Dreitagemordgesellschaft": Agatha Christies Haushälterin ermittelt
In ihrem Krimi "Die Dreitagemordgesellschaft" lässt Colleen Cambridge die Haushälterin der berühmten Schriftstellerin Agatha Christie ermitteln. Ein klassisch konstruierter Krimi mit vielen Verdächtigen.
Allein der Schauplatz dieses Buches ist für Fans klassischer britischer Detektivromane aus den 1930er-Jahren ein Fest:
Mallowan Hall war ein bescheidenes Herrenhaus mit fünfzehn Gästezimmern, zwei Arbeitszimmern für die Herrschaften und einer Reihe von Wohnzimmern und Salons. Es stand in den dicht bewaldeten Hügeln von Devonshire, unweit von Cornwall. Leseprobe
Ein Toter in der Bibliothek
In diesem Haus lebt die britische Krimi-Schriftstellerin Agatha Christie mit ihrem zweiten Mann Max Mallowan und verblüffend viel Personal. Da wären Butler, Zimmermädchen, Küchenhilfen, Gärtner und die Haushälterin Phyllida Bright. Die findet auf ihrem morgendlichen Hausrundgang einen Toten in der Bibliothek:
Der unerwartete Anblick entlockte ihr ein leises Keuchen, weckte Befürchtungen und kurz darauf ihren Ärger. Als hätte ich heute nicht schon genug zu erledigen, dachte sie, und ihre Lazaretterfahrung machte sich sogleich bemerkbar. Sie kniete sich hin und prüfte, ob der Mann wirklich tot war. Leseprobe
Dem Mann steckt ein Füllfederhalter in der Halsschlagader - eine sehr skurrile Art zu sterben. Phyllida, von Colleen Cambridge als sehr moderne, tatkräftige und pragmatische Frau beschrieben, fasst sich rasch und ruft die Polizei. Aber da die jede intellektuelle Brillanz vermissen lässt, beschließt die Haushälterin ihrem großen Vorbild Hercule Poirot nachzueifern und den Fall selbst aufzuklären. Zeit hat sie dafür eigentlich kaum, denn auf Mallowan Hall ist am Tag vor dem Mord eine große Gästeschar eingetroffen. Charles Waring, der Tote, war einer von ihnen. Er hatte sich als Journalist der "Times" ausgegeben. Jedoch:
Der Inspektor schürzte die Lippen, sodass sich sein Schnurrbart sträubte und aussah wie eine Rosshaarbürste. "Ich hatte mein Büro angewiesen bei der Times anzurufen (...). Jetzt erfahre ich, dass für die London Times niemand namens Charles Waring gearbeitet hat." Leseprobe
Wer aber ist Charles Waring dann und was wollte er auf Mallowan Hall?
"Die Dreitagemordgesellschaft": Altmodischer Krimi
"Die Dreitagemordgesellschaft" ist ein klassisch konstruierter Krimi mit vielen Verdächtigen auf engstem Raum. Colleen Cambridge schreibt gewollt altmodisch und dezent humorvoll. Ihre Geschichte ist charmant und an keiner Stelle sinnlos gewalttätig oder gar blutrünstig, obwohl es bald eine weitere Tote zu beklagen gibt.
Und Agatha Christie, so behauptet es die Autorin, lässt sich durch den Mord in ihrem Haus zu dem Miss-Marple-Krimi "Die Tote in der Bibliothek" inspirieren, den sie 1942 tatsächlich schreibt.
Phyllida Bright hat am Ende tatsächlich ihren großen Hercule-Poirot-Auftritt. Allein diese Szene lohnt die Lektüre.
Die Dreitagemordgesellschaft
- Seitenzahl:
- 365 Seiten
- Genre:
- Krimi
- Zusatzinfo:
- Aus dem Englischen von Angela Koonen
- Verlag:
- Lübbe
- Bestellnummer:
- 978-3-7857-2819-2
- Preis:
- 16 €