Adriana Altaras packt aus
Mit pubertierenden Teenagern ist nicht zu spaßen. Wenn Eltern noch dazu aus zwei verschiedenen Kulturen kommen und über dem Ganzen auch noch die Nazi-Zeit und das deutsch-jüdische Zusammenleben von heute schweben, dann braucht es jemanden wie Adriana Altaras, um das Ganze mit Humor zu erzählen. Den hat die gebürtige Kroatin bereits in "Titos Brille" bewiesen. Jetzt erscheint mit "Doitscha. Eine jüdische Mutter packt aus" die Fortsetzung. Im Rahmen von Der Norden liest präsentierte Altaras am 11. Dezember in Hannover ein Familienporträt, das sich gewaschen hat.
Explosive Vater-Sohn-Beziehung
Mit "Titos Brille" gab Adriana Altaras 2011 ihr schriftstellerisches Debüt. Für die Geschichte ihrer jüdischen Eltern, die mit Tito als Partisanen gegen Hitler-Deutschland kämpften, wurde sie von Kritikern gefeiert. "Eine berstende Lust am Beobachten, Reflektieren, Pöbeln, Spotten" bescheinigte ihr Deutschlandradio Kultur.
Mit "Doitscha. Eine jüdische Mutter packt aus" erscheint jetzt sozusagen die "Next Generation". Im Zentrum steht die explosive Beziehung zwischen dem Vater, der als einziger "Doitscha" in einer jüdischen Enklave seinen Mann stehen muss, und dem erstgeborenen Sohn, der diesem sein Deutschsein bei jeder Gelegenheit aufs Brot schmiert. Und natürlich die Mutter, die zwischen allen Stühlen thront, die Familie zusammenhält und obendrein den Einflüsterungen der Toten ausgesetzt ist.
Neben dem Familienporträt gibt es noch einen zweiten Handlungsstrang: Adriana Altaras lässt an ihren Dreharbeiten für den dokumentarischen Film "Titos Brille" teilhaben. Die Wahl-Berlinerin nimmt Leser mit auf eine Reise in die Vergangenheit ihrer Familie, nach Gießen, an die Adria - und nach Zagreb. Der Film kommt an dem Tag in die deutschen Kinos, an dem Adriana Altaras in Hannover liest.
In der Welt herumgekommen
Adriana Altaras wurde 1960 in Zagreb geboren, lebte ab 1967 in Italien, später in Deutschland. Nach dem Schauspielstudium in Berlin und New York spielte sie in Film- und Fernsehproduktionen und inszeniert seit den 90er-Jahren an Schauspiel- und Opernhäusern. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, wie Bundesfilmpreis, Theaterpreis des Landes Nordrhein-Westfalen, Silberner Bär für schauspielerische Leistungen.
Moderator des Abends: Christoph Bungartz