"#behindthemask": Marcel Gregory Stocks Porträts mit Maske
In der Pandemie verschwinden Gesichter hinter Masken. Der Bildband #behindthemask zeigt diese wohl sichtbarste Folge der Corona-Zeit und ist damit ein spannendes Zeitdokument.
Gesichtsausdrücke verraten häufig mehr als Worte. Erst recht sieht man, ob jemand verärgert, irritiert oder ängstlich schaut - ganz gleich, was die Person dabei sagt. Das vergangene Jahr hat uns aber darüber hinaus gelehrt: Um Emotionen in Gesichtern lesen zu können, braucht es nicht einmal das ganze Gesicht. Auch mit einem Stofftuch vor Mund und Nase kann jemand die innere Stimmung nicht ganz verbergen.
So mag das Maske-Tragen in Corona-Zeiten viele Menschen zwar nerven; trotzdem lässt sich erkennen, ob der oder die Andere mit einer bunten Maske großen Wert auf Mode legt, ob jemand nachlässig die eigene Nase heraushängen lässt oder der Mitwelt geschriebene Botschaften wie "Peace" oder "Love" präsentieren möchte.
Die Mund-Nasen-Bedeckung - sichtbare Folge der Pandemie
In dem Buch "#behindthemask" dokumentiert der Fotograf Marcel Gregory Stock Gesichter, die hinter Masken verschwinden und dabei doch lächeln, oder traurig, resigniert, amüsiert dreinblicken: eine fotografische Bilanz nach einem Jahr Mund-Nasen-Bedeckung.
Es ist ein Bild, wie wir es von der Kinoleinwand kennen: Nachdem die Liebenden diverse Irrungen und Wirrungen hinter sich gebracht haben, kommt es zum langersehnten Tête-à-Tête. Die Kamera fährt heran, wir sehen ihre Gesichter in Großaufnahme. Er senkt seinen Kopf, sie hebt ihre Lippen.
Das Foto von Marcel Gregory Stock zeigt allerdings kein Traumpaar der Filmgeschichte. Hauptdarsteller seiner Kussszene sind Margarete und Bernhard Rompel, ein deutsches Rentnerpaar. Noch etwas ist anders als im Kino: Während die beiden ihre Lippen aufeinander pressen, tragen sie einen Mund-Nasen-Schutz.
Erkennbare Emotionen trotz Gesichtsmaske
Maskengegner beklagen, die Leute auf der Straße sähen aus wie lebende Zombies. Hinter ihren Schutzmasken sei kein menschlicher Ausdruck zu erkennen. Das Porträt der Rompels beweist das Gegenteil: Trotz des Zellstoffs, der die untere Hälfte ihrer Gesichter verhüllt, ist die Wärme und Verbundenheit der beiden auf Anhieb sichtbar. Tiefe Lachfalten rund um die Augen erzählen von der Freude, die das Paar nach mehr als 60 Ehejahren noch immer aneinander findet.
Auch flirten ist mit Maske möglich
Die Idee zu dem Fotoprojekt "#behindthemask" kam Marcel Gregory Stock, als er im Supermarkt einen Flirt zwischen einem Kunden und einer Kassiererin beobachtete.
Sie sind sich sympathisch und nehmen intensiven Blickkontakt auf, lachen mit ihren Augen. Beiläufig wechselt die Kassiererin ihre Maske. Offenkundig, um dem charmanten Mann für einen kurzen Moment ihr Gesicht zu zeigen. Leseprobe
In 60 deutschen Städten hat der Fotograf rund 160 Menschen porträtiert. Darunter Prominente und Politiker wie Ben Becker, Dieter Hallervorden und Jens Spahn. Aber auch Freunde, Verwandte und völlig Unbekannte posieren für Stock mit und ohne ihre Maske: Männer und Frauen, die in der Pflege arbeiten, bei der Feuerwehr oder der Polizei.
"Ich bin fasziniert von der Kreativität und Anpassungsfähigkeit der Menschen, die Maske schnell in ihre Lebenswelt zu integrieren", begeistert sich der Fotograf.
Individualität zeigt sich in der Wahl der Maske
Die Bilder erinnern an die ersten Monate der Pandemie, als Mund-Nasen-Bedeckungen noch Mangelware sind. Glücklich, wer eine Nähmaschine besitzt. Oder jemanden kennt, der damit umgehen kann. Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige lässt sich aus seinem violetten Scheitelkäppchen - dem Pileolus - eine Maske schneidern. Violinistin Sabrina Werner entscheidet sich für einen Stoff mit grünen Glitzerpailletten, Unternehmer Harald Meisenbach wählt als Motiv sein Lieblingstier. Auf seinem Gesichtsschutz grinst in Mundhöhe ein breitmäuliger Froschkönig. So, als warte er auf eine Prinzessin.
Masken mit Katzenschnauzen, Blumenmustern, Strass-Steinchen, im Leopardenlook oder einfarbig - passend zur Polizei-, Postboten- oder Lokführerinnen-Uniform. Auch Schriftzüge sind ein beliebtes Motiv: Kiss you later! - Smile! - Stay safe, stay strong, stay beautiful!
Erinnerung an die Zeit der Pandemie
Der Autor Björn Eenboom - selbst Träger einer Maske mit Schottenkaro - ergänzt die Bilder durch Interviews, in denen die Fotografierten berichten, wie Covid 19 ihren Alltag verändert hat. Nach einem Jahr Pandemie ist das keine Lektüre, die fesselt. Alles Gesagte haben wir so oder so ähnlich schon einmal gehört.
In Zukunft allerdings werden sowohl die Fotos als auch die Erzählungen ein spannendes Zeitdokument sein. Ein Buch, das uns zurückbeamt in die Coronakrise. Ein Jahr, das uns - neben vielem anderen - gelehrt hat, niemals die Überraschungen zu unterschätzen, die das Leben für uns bereithält.
#behindthemask
- Seitenzahl:
- 224 Seiten
- Genre:
- Bildband
- Zusatzinfo:
- Mit Interviews des Journalisten und Autoren Björn Eenboom. Hardcover, ca. 220 Abbildungen, Format 19,3 x 26,1 cm - Erscheinungsdatum: 26. März 2021
- Verlag:
- Frederking & Thaler
- Bestellnummer:
- 9783954163465
- Preis:
- 24,99 €