"Wonderland": Bildband zeigt Pilze als wahre Hingucker
In seinem Bildband macht der Fotograf Jan Vermeer Pilze zu wahren Hinguckern. Er arbeitet mit knalligen Farben und Kontrasten. Aber: Er belässt die Pilze immer in ihrer natürlichen Umgebung.
Was ist das? Wir blicken von unten gegen einen Schirm aus Lamellen, der von Adern durchzogen ist. Ein Gebilde das künstlich wirkt, fast wie aus Gummi - das aber gleichzeitig Wärme ausstrahlt. Denn von oben fällt Sonnenlicht durch diesen Schirm.
Es ist: der Trompeten-Pfifferling. Einer von vielen Pilzen, die der niederländische Fotograf Jan Vermeer auf den 192 Seiten von "Wonderland" zu wahren Hinguckern gemacht hat. Eine große Leidenschaft, die für ihn aus einem Zufall enstanden ist: "Ich bin in ein neues Haus gezogen. Und im ersten Jahr habe ich in dem großen Garten ein paar Pilze entdeckt. Ich fand das ganz aufregend - und habe angefangen sie zu fotografieren. Einfach, weil sie da waren. Und irgendwann ist die Idee entstanden, ein Projekt daraus zu machen. ich fand es herausfordernd, mich zu 100 Prozent auf ein Thema zu fokussieren."
Jan Vermeer wählt einen künstlerischen Zugang
Normalerweise ist Jan Vermeer auf der ganzen Welt unterwegs. Er fotografiert Zebras in Tansania, Eisberge in der Antarktis oder Lagunen auf den Seychellen. Seine Pilzbilder dagegen sind alle in den Niederlanden entstanden - und haben sich im Laufe der Zeit verändert: "Nach ein paar Monaten war ich wirklich von der Pilzwelt gefangen, habe mich in jeder freien Stunde auf die Suche begeben. Und dann habe ich mich gefragt: Gelingt es mir auch, Pilz-Fotos mit einem eher künstlerischen Zugang zu machen? Das war der Beginn des nächsten großen Schritts innerhalb des Projekts."
Jan Vermeer spielt mit Perspektiven und Bildausschnitten, arbeitet mit knalligen Farben und Kontrasten. Aber: Er belässt die Pilze immer in ihrer natürlichen Umgebung. Die ist mal klar erkennbar - etwa bei der Totalen eines Fliegenpilz-Feldes, inmitten von braunen Blättern und dunkelgrünem Moos, so wie es wohl fast jedem schon bei Waldspaziergängen begegnet ist. Dann wieder lässt sich die Umgebung nur erahnen, vor allem bei Makro-Aufnahmen, die den Hintergrund komplett ausblenden. Auf denen winzige Tautröpfchen groß wie Glaskugeln sind. Auf denen Natur plötzlich abstrakt wird, obwohl nichts hinzugefügt oder verändert wurde: "Es ist in der Naturfotografie oft Gang und Gäbe, bei Bildern von Pilzen eine Extra-Beleuchtung zu verwenden oder Wasser zu versprühen, um das Ganze etwas kunstvoller wirken zu lassen", sagt Vermeer. "Aber ich habe mir gesagt: Das ist nicht, was ich will. Die Pilze selbst sind in ihrer Form und Farbigkeit so wundervoll - das will ich herausstellen. Und da kann es schon mal ein bis zwei Stunden dauern, bis ich den richtigen Winkel und das richtige Objektiv gefunden habe."
Informative Texte liefern Faktenwissen
Über seine Vorgehensweise hat Jan Vermeer auch Texte für den Bildband verfasst. Es geht darum, was Pilze überhaupt sind und wie sie leben, welche Rolle sie bei großen wissenschaftlichen Entdeckungen gespielt haben - aber auch darum, welche Foto-Ausrüstung er mit auf seine Streifzüge durch Wiesen und Wälder nimmt. Die Texte liefern knappe Impulse, genau in der richtigen Länge, um einen zwischen den Fotografien nicht mit zu viel Faktenwissen aus dem bunten Wunderland zu reißen. Denn das ist es tatsächlich. Festgehalten auf faszinierend fremdartigen Bildern, die die Grenze zwischen Naturfotografie und Kunst schwammig werden lassen.
Wonderland. Die geheimnisvolle Welt der Pilze
- Seitenzahl:
- 192 Seiten
- Genre:
- Bildband
- Verlag:
- teNeues
- Bestellnummer:
- 978-3-96171-510-7
- Preis:
- 39,90 €