Von "Ostfriesenwut" bis "Ostfriesennebel": Krimiautor Wolf zum 70.
Siebzehn Mal in Folge ist bereits ein Roman von Klaus-Peter Wolf auf Platz eins der Spiegel Bestsellerliste gelandet. Der Vielschreiber aus Norden ist besonders erfolgreich mit seinen Ostfriesenkrimis. Am 12. Januar ist er 70 Jahre alt geworden.
Der Autor mit den wuscheligen, weißgrauen Haaren läuft gerade mal ein paar Schritte durch das Café Ten Cate in Norden, da wird er schon von allen Seiten freundlich gegrüßt. Ein älterer Mann bittet um ein Foto. Eine Frau möchte ein Autogramm für ihren Sohn Lukas. Klaus-Peter Wolf hat immer verschiedene Autogrammkarten dabei, die er bereitwillig mit einer persönlichen Widmung versieht.
Ostfriesenkrimi-Fans im Einklang mit den Mördern
Das Café ist Schauplatz in den Ostfriesenkrimis und auch Pilgerstätte für die Fans, erzählt Klaus-Peter Wolf. "Die Leute kommen hier hin, wollen dann da sitzen, wo auch der Serienkiller gesessen hat, finden auch gleich den Platz, weil er auch immer einen Blick auf die Tür braucht und dann essen sie was der hier gegessen hat und es macht große Freude."
Der Autor badet gern im Fantrubel. Auch der Café-Inhaber freut sich darüber. Jörg Tapper verkauft nicht nur mehr Marzipanseehunde und Ostfriesentorte als früher. Er spielt jetzt auch bei Krimiverfilmungen mit - den Konditormeister und Café-Inhaber Jörg Tapper. Bei "Ostfriesenfeuer" forderte die Produktionsfirma vollen Einsatz. Er musste sich drei Tage freihalten für den Dreh, sagt der Konditor stolz. Er sollte nicht mal nur eben schnell durchs Bild laufen, sondern richtig dabei sein, so die Vorgabe. "Ich habe 'ja' gesagt und es macht Spaß und alle haben mir geholfen, dass ich auch richtig laufe."
Freunde und Nachbarn kommen in Krimis vor
Klaus-Peter Wolf bindet Freunde und Nachbarn in seine Bücher ein. Ein befreundeter Maurer wird im Buch zum Helden. Viele der Menschen und alle Orte gibt es auch im wirklichen Leben - so das Konzept des Autors. Klaus-Peter Wolf liebt das Schreiben - schon immer. Als Jugendlicher galt er deshalb als Sonderling. "Die anderen die gingen dann alle Fußball spielen", erinnert er sich. "Und ich saß zuhause und habe an einem Roman gearbeitet - mit 13 oder 14 Jahren. Ich habe mich oft als Außenseiter gefühlt."
Romanfiguren wichtiger als das eigene Leben
Bis heute habe er ein Faible für Außenseiter und auch für die menschlichen Abgründe. In seinen Ostfriesenkrimis treiben Serienkiller ihr Unwesen und die Kommissarin Ann Kathrin Klaasen fängt sie mithilfe ihres Gespürs. Klaus-Peter Wolf schreibt oft über grausame Verbrechen. Wenn er mitten im Roman steckt, raubt ihm das auch die gelegentlich eine Nacht, erzählt er. "Ich kann mich jetzt nicht hinlegen und Ann Kathrin Klaasen bei dem Sadisten im Käfig sitzen lassen. Dann könnte ich nicht schlafen, aber ich kann sie ja rausholen", sagt er.
Er schreibt dann weiter, bis seine Kommissarin befreit ist. "Dann ist es irgendwann morgens Viertel nach vier und ich denke. 'Oh Mann, Klaus-Peter, Du hättest schlafen sollen! Um sechs klingelt der Wecker.' Aber die Romanfiguren sind mir dann manchmal wichtiger als das reale Leben."
Klaus-Peter Wolf: Aus dem Ruhrpott an die Küste
Der Autor ist in Gelsenkirchen aufgewachsen. Später hat er dort als Gerichtsreporter für die Tageszeitung gearbeitet und parallel in Bochum Jura studiert. "Irgendwann sagte der Professor dann zu mir: 'Sag mal, musst Du nicht mal Scheine machen, oder sowas?' Der mochte mich, weil ich dauernd Fragen gestellt habe, immer aktiv dabei war."
Klaus-Peter Wolf antwortete, nein, er brauche keine Scheine. Er wolle doch nicht Rechtsanwalt oder Richter werden. Er wolle Kriminalromane schreiben. "Das war ein Bruch in unserem Verhältnis, kann man sagen. Da konnte der nicht drüber lachen", sagt der Autor.
Erfolgsautor erntete früher Spott
Über die Jahre habe er viel Spott geerntet, sagt der Autor. Er sei oft ausgelacht worden, wenn er erzählt hat, dass er Schriftsteller werden will - früher. Heute lacht niemand mehr. Ganz im Gegenteil. Die Fans sind hin und weg. "Wenn ich das lese, bin ich direkt in Norddeich. Ich kann das Meer riechen und höre die Möwen" sagt eine Café-Besucherin. Sie wohnt in der Schweiz und bezeichnet sich als Megafan.
Eine Familie aus Wuppertal hat sich Kuchen bestellt. Dem Mann gefällt die "Spannung und die Landschaft. Wir lieben die Landschaft hier und kommen immer wieder gern her." Seine Schwiegermutter bestätigt ihn. Sie lese die Bücher einfach gern, "weil die so natürlich sind."
Neue Romane in der Mache
"Wenn ich schreibe, bin ich wirklich glücklich und wenn ich vor meinem Publikum auftrete auch und ich hoffe, dass ich das noch eine Weile genießen kann", sagt Klaus-Peter Wolf. Bald bekommen die Fans auch neues Futter. Der neue Roman "Ostfriesenhass", erscheint am 24. Januar und der Autor ist auch schon dabei, den nächsten Krimi zu schreiben. "Ostfriesennebel" soll in einem Jahr erscheinen.