Stefan Gwildis: "Der Schimmelreiter"
Ein norddeutscher Soulsänger als Schimmelreiter. Die alte Geschichte von Deich und Sturmflut, von Aberglaube und Fortschritt ganz neu interpretiert: Stefan Gwildis eröffnete am 10. Oktober in Cuxhaven die Reihe "Der Norden liest". Der HamburgerJung hat aus der Novelle von Theodor Storm eine eigene Fassung konzipiert, musikalisch begleitet von Cello (Hagen Kuhr) und Klavier (Tobias Neumann).
Im Mittelpunkt steht der Deichgraf Hauke Haien, der gegen die Widerstände vieler Koog-Bewohner einen neuen modernen Deich baut und am Ende doch scheitert. Mit norddeutschem Slang und verstellter Stimme für die verschiedenen Figuren machte Gwildis aus der Lesung ein packendes Hörspiel und begeisterte das Publikum im ausverkauften Schloss Ritzebüttel. Am Ende, nachdem der Deichgraf Hauke Haien ins Meer gestürzt ist, herrschte absolute Stille im Saal, bevor das Publikum Gwildis und seine Musikerkollegen feierte.
Ein Bruder im Geiste
Im Gespräch mit Kulturjournal-Moderatorin Julia Westlake erzählte der Sänger, dass er schon als Jugendlicher von Hauke Haien begeistert war, weil er ein Typ sei, der seinen eigenen Weg gehe und sich nicht anpasse - Gwildis ein "Bruder im Geiste". Für ihn hat die Geschichte viele Anknüpfungspunkte zu Themen, die auch in heutiger Zeit wichtig sind - Eigensinn zu erkennen, Engagement zu zeigen und Eitelkeiten zu durchschauen. Als Zugabe sang Gwildis am Ende zwei Songs über den Sturm und den "Mond über Hamburg". Das atmosphärisch-dichte Hörspiel ist bereits als CD veröffentlicht.
Über Stefan Gwildis
Der 1958 geborene Stefan Gwildis hat mit dem Duo Aprillfrisch und den Strombolis seit den Achtzigern einen festen Platz in der Hamburger Musikszene. 2003 wurde er mit deutschen Bearbeitungen von Soul-Songs überregional berühmt. Seitdem gehört er zu den populärsten deutschen Sängern - mit zahlreichen Hits und ständig ausverkauften Konzerten.