Schräg und absurd: Booker-Preisträger Shehan Karunatilaka
Neben dem Deutschen Buchpreis, der an Kim de l´Horizon für den Roman "Blutbuch" ging, gab es noch eine weitere wichtige Literaturauszeichnung: den Booker-Preis. Er geht in diesem Jahr an den Autor Shehan Karunatilaka aus Sri Lanka. Seine Geschichte hört sich erst einmal ein bisschen schräg und absurd an.
Der Kriegsfotograf Maali Almeida ist tot. Er wacht in einem Raum auf, der an eine Behördenstube erinnert. Aber er weiß einfach nicht, wer ihn umgebracht hat. "Er ist in einem Warteraum und weiß nicht, wo er sich anstellen soll. So sieht das Jenseits in diesem Buch aus. Für mich ist das schlüssig, dass das Jenseits so aussieht, wie das Leben hier unten." Das sagt der Autor Shehan Karunatilaka. Der Roman 'The Seven Moons of Maali Almeida' spielt im Jahr 1990 in Sri Lanka. Das Land ist erfasst von einem Bürgerkrieg, in dem bewaffnete Gruppen durch die Ortschaften ziehen und sich Selbstmordattentäter in die Luft sprengen. Die Liste der Verdächtigen ist also deprimierend lang. Doch die Zeit drängt, denn Maali hat nur sieben Tage Zeit, seinen Tod aufzuklären. Der Autor spielt mit der Absurdität des Alltags, die er in seine Welt des Jenseits, in eine Geisterwelt übertragen hat. Doch das ist nur die vordergründige, recht unterhaltsame Geschichte. Schon bald wird deutlich, worum es dem Autor eigentlich geht: Rache und Vergebung.
'The Seven Moons of Maali Almeida': Ein Buch mit Botschaft
Shehan Karunatilaka setzt sich in einer völlig ihm eigenen Art und Weise mit den großen Themen auseinander. Ein Buch mit einer Botschaft. "Meine Hoffnung ist, dass dieses Buch in zehn Jahren in einem Sri Lanka gelesen wird, indem klar ist, dass Rassismus, Korruption und Gewalt niemals funktionieren." Auf der Shortlist zum Booker-Preis standen insgesamt sechs Titel, die in englischer Sprache erschienen sind. Die Königsgemahlin Camilla überreichte die Trophäe. Der Gewinner erhält ein Preisgeld von 50.000 Pfund. Neil MacGregor, der Vorsitzende der Jury und ehemalige Direktor des Britischen Museums, sagte zur Begründung: "Der Booker-Preis proklamiert die Kraft des Buches, Leben zu verändern und manchmal auch die Welt. Deswegen fürchten die, die an der Macht sind, manchmal Bücher." Aber McGregor machte auch deutlich, dass es nicht um die Bedeutung und die Missstände alleine geht, sondern eben auch um Sprache, Geschichten und die Kraft der Wörter. "Beim Booker-Preis geht es aber auch um den Spaß, den man beim Lesen hat, bevor man das Buch mit Freunden bespricht." Beides hätten die Bücher der Shortlist in diesem Jahr geboten.