Leidenschaft und Struktur: So arbeitet Oldenburgs Literaturhaus-Chefin
Monika Eden ist einer von den Menschen, die den Kulturbetrieb am Laufen halten. Die Chefin des Oldenburger Literaturhauses brennt dafür, Menschen fürs Lesen zu begeistern - und schreckt dabei auch im Sommer nicht vor einem Haufen Büroarbeit zurück. Ein Porträt.
Bücherregale bis unter die Decke, Stapel mit Romanen auf dem Fußboden und ein Schreibtisch, der sich biegt: So stellt man sich das Büro einer Literaturhaus-Chefin vor. Aber in Monika Edens Büro sieht es ganz anders aus: "Ich habe es um mich herum gerne übersichtlich und klar strukturiert", erklärt sie. "Wenn sich hier die Stapel der unerledigten Arbeit türmen würden, hätte ich Sorge, dass ich den Überblick verliere."
Fünf bis zehn Projekte auf einmal
Eher Amtsstube als Kreativabteilung - und das nicht ohne Grund. Die Aufgaben der Leiterin des Literaturhauses, die einen Arbeitsvertrag bei der Stadt Oldenburg hat, sind nämlich extrem vielfältig. "Fachwissen ist Voraussetzung - also ein wahnsinnig guter Überblick über die Gegenwartsliteratur", so Eden. Das weitere Anforderungsprofil ihres Jobs beschreibt sie so: "Sie muss ein großes Organisationsgeschick haben, gut in der Einwerbung von Fördermitteln sein, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beherrschen und in der Lage sein, Menschen zu begeistern. Sie muss vor allem wahnsinnig gut strukturiert und organisiert arbeiten, weil sie gleichzeitig immer in fünf bis zehn Projekten steckt, die sich alle auf verschiedenen Entwicklungsstufen befinden."
Nur eineinhalb Stellen im Oldenburger Literaturhaus
Klingt nach viel Arbeit, die die Literaturhaus-Chefin bestimmt auf viele Schultern verteilen kann? "Man mag es kaum glauben, aber wir sind tatsächlich nur mit anderthalb Menschen hier", so Eden. "Ich bekomme oft E-Mails, in denen 'Liebes Literaturhaus-Team' steht. Ich schaue mich dann um und denke: Da habe ich wohl wieder allen anderen gleichzeitig Urlaub gegeben, wie dumm von mir."
Vor über 25 Jahren hat Eden das Oldenburger Literaturhaus mit aus der Taufe gehoben und gestaltet seitdem die verschiedenen Programme, wirbt Fördermittel ein und erledigt tapfer die Büroarbeit. Sie nehme das sportlich, sagt die große, schlanke Frau mit dem Zopf und dem kurzen Pony schulterzuckend. Man spürt, dass Eden für ihren Beruf und die Literatur brennt und dass sie es liebt, andere Menschen fürs Lesen zu begeistern.
Literarischer Landgang: Deniz Utlu reist durchs Oldenburger Land
Eines ihrer Lieblingsprojekte ist der Literarische Landgang, ein Reisestipendium für bereits etablierte Autor*innen durchs Oldenburger Land. Im September geht es los für Deniz Utlu, der dann zehn Tage lang unterwegs sein wird. Dafür hat Eden überall in der Region Partner gewonnen. "Bei der ersten Reise wird er für die Öffentlichkeit und die Partner weitgehend unsichtbar sein", erklärt Eden. "Da ist er vor Ort und weiß, wann er wo übernachtet. Ansonsten kann er unterwegs machen, was er will. Dann reagiert er auf das, was er da gesehen und erlebt hat, in irgendeiner Form mit einem literarischen Text. Und mit diesem Text gehen wir dann im Frühjahr des Folgejahres auf gemeinsame Lesereise und tragen die Literatur wieder in die Region."
Aufhören will die engagierte Leiterin des Oldenburger Literaturhauses erst, wenn sie keine neuen Ideen mehr hat. Aber damit ist wohl nicht so schnell zu rechnen. Denn natürlich tüftelt Eden schon an einem neuen Projekt.
Lesungen mit Michael Kumpfmüller und Iris Wolff
Doch auch eine Literaturhaus-Chefin braucht mal Urlaub. Eden wird daher in diesem Sommer nach Irland reisen. Sie findet, Dublin passe gut zu ihrem Beruf - und erzählt lachend: "Ich werde 'Ulysses' aber vorher nicht noch mal ganz lesen." Danach geht es für sie in Oldenburg weiter, zum Beispiel mit Projekten und Lesungen im Musik- und Literaturhaus Wilhelm13. Zu Gast sind dort unter anderem Michael Kumpfmüller (21. August) und Iris Wolff (27. August).
"Mein Büro liegt am Rand der Innenstadt", erzählt Eden. "Wenn ich mittags durch die Stadt gehe, treffe ich Besucherinnen und Besucher, die mich erkennen und ansprechen. Ich freue mich auch auf mein Publikum, wenn es wieder losgeht." Denn auch wenn Monika Eden viel am Schreibtisch sitzt, ist sie auch das Gesicht des Oldenburger Literaturhauses.