Flämische Autorin Lize Spit: Bodenständig und erfolgreich
Gastland bei der diesjährigen Leipziger Buchmesse sind die Niederlande und Flandern. Lize Spit gehört zur jüngeren Autorinnen-Generation, deren neuer Roman gerade frisch erschienen ist.
Der 9. März 2024 ist ein besonderer Tag für die flämische Autorin Lize Spit. An dem Tag wurde der Film "Débâcle" als bester flämischer Film des Jahres mit dem belgischen Filmpreis "Magritte" ausgezeichnet. Der Streifen basiert auf Lize Spits erstem Roman "Het smelt", auf Deutsch "Und es schmilzt". Ein Buch, dem die Autorin viel zu verdanken hat: "Es ist das Buch meiner Karriere. Ich glaube nicht, dass ich noch einmal etwas schreiben werde, das solch eine Wirkung hat. Ich bin wirklich dankbar dafür. Denn nun bin ich Schriftstellerin - wegen dieses Buchs."
2016 erschien der Roman, da war Lize Spit noch keine 30. Ein Bestseller in Belgien und den Niederlanden, vielfach mit Literaturpreisen ausgezeichnet, in 15 Sprachen übersetzt – ein großer Erfolg mit Schattenseiten. "Zum ersten Mal hatte ich ein Buch geschrieben und zum ersten Mal verstand ich, wie der Literaturbetrieb funktionierte", erzählt die Autorin. "Nicht nur was Interviews und Presse angeht, sondern auch wie Menschen versuchen, dein Leben mit deiner Arbeit zu vergleichen. Es hat ein paar Jahre gedauert, bis ich meine eigene Stimme beim Schreiben wiedergefunden habe."
Schwierige Familienverhältnisse im Debütroman
Lize Spit wuchs in einem kleinen Dorf in Flandern auf, das in abgewandelter Form auch Schauplatz ihres Romans ist. Sie kommt aus schwierigen Familienverhältnissen mit einer alkoholkranken Mutter. Einige Aspekte davon finden sich auch in "Und es schmilzt" wieder. Was dazu führte, dass Medien und Fans auf dem Höhepunkt des Hypes das Dorf quasi überrannten, an Häusern klingelten und die Leute nach Lize und ihrer Familie ausfragten.
Für Lize Spit selbst ist ihr Debüt eine Collage aus Wirklichkeit und Fiktion: "Als ich meinen ersten Roman geschrieben habe, hatte ich das Gefühl, dass ich das Dorf als einen hässlichen Ort dargestellt habe, wo sich niemand und um den anderen kümmert. Und das stimmt nicht. Jetzt habe ich versucht, das wiedergutzumachen."
Lize Spit: Bodenständig, reflektiert und sehr freundlich
Deshalb spielt auch ihr drittes Buch wieder in dem fiktiven Ort "Bovenmeer", der schon Schauplatz ihres Debüts war. Gerade ist "Der ehrliche Finder" auf Deutsch erschienen und Lize Spit geht auf Lesereise. Neben Frankfurt und Hamburg macht sie Station auf der Leipziger Buchmesse, wo die Niederlande und Flandern Gastland sind. Was sie dort genau erwartet, weiß sie allerdings noch nicht.
Im Online-Interview wirkt Lize Spit bodenständig, reflektiert und sehr freundlich. In ihrer Brüsseler Wohnung habe sie sich ins Schlafzimmer zurückgezogen, weil es dort leiser sei, erklärt sie. Offen spricht sie über ihre Mutter, die vor einem Monat gestorben ist. Und verrät sogar, dass sie an einem neuen Buch schreibt: "Es wird 'Autobiographie meines Körpers' heißen. Und es wird um Körper und Intimitäten gehen." Zum ersten Mal will Lize Spit versuchen, autofiktional zu erzählen. Sie möchte etwas Neues ausprobieren, intuitiver schreiben, ohne festen Plan. Noch arbeitet sie an ihrem vierten Buch. Im Herbst soll es in Belgien bereits erscheinen. Und wird sicher wieder für viel Aufmerksamkeit sorgen.