Bildband zeigt Braunschweig als Geisterstadt
Ein Tag im April auf dem Burgplatz in Braunschweig. Es ist 15 Uhr, schönstes Frühlingswetter. Dennoch herrscht auf dem sonst von Touristen bevölkerten Platz am Braunschweiger Dom gespenstische Leere. Es ist die Zeit, in der das Coronavirus für den Ausnahmezustand sorgt und die Zeit still steht. Der Fotograf Stefan Schroeder hat die Bilder aus jenen Wochen mit der Kamera festgehalten. Aus den charakteristischen Orten ist ein Bildband entstanden: "Lockdown Braunschweig". Ein Spaziergang mit dem Fotografen.
Inzwischen ist der Burgplatz vor dem Braunschweiger Dom wieder mit Menschen gefüllt. Spaziergänger schlendern über den Platz mit seinen Fachwerkbauten. Im April hat sich aufgrund der Corona-Krise das Stadtbild auf zugleich bizarre und faszinierende Weise gewandelt. "An diesem Tag war relativ wenig los. Ich möchte fast sagen - gar nichts", erzählt Fotograf Stefan Schroeder. "Auf mich hat das eine besondere Faszination im positiven Sinne ausgeübt.". Die Architektur, die historische Kulisse, sei einfach schön, solche Momente erlebe man sonst nur bei einem Spaziergang um 5 Uhr morgens.
Leere Straßen, verlassener Bahnhof - Braunschweig als Geisterstadt
Leergefegte Straßen und Cafés, ein verlassener Bahnhof, weite und stille Marktplätze, Einkaufspassagen ohne eine Menschenseele, einsam austreibende Kirschblüten, geschlossene Spielplätze. Fast schon gespenstisch wirken die Fotos. Eine surreale Mischung aus beängstigender Geisterstadt und friedlicher Idylle. Gleich zu Beginn sei Stefan Schroeder klar gewesen, dass er das festhalten müsse. "Es soll jeden daran erinnern, wie sich die eigene Stadt mal verändert hat", sagt der Fotograf. "Wie es zu dieser historischen Zäsur gekommen ist, wie sich das ausgedrückt hat."
Der Bildband zeigt rund 50 charakteristische Orte Braunschweigs in einem einzigartigen Stimmungsbild. So machen die Fotos deutlich, dass das Leben in der Stadt während der Ausgangsbeschränkungen nahezu stillstand. Besonders klar wird das auf dem Bild einer sonst sehr belebten Straße in der Innenstadt: "An jenem Freitagnachmittag war dieser Straßenzug bei der Tourist-Info wie ausgestorben."
Corona: Fotos als Nachweis der Entschleunigung
Mittlerweile fließt auch der Verkehr in der Stadt wieder normal. Während der Corona-Wochen hat Stefan Schroder eine leere Autobahn und eine Industriestraße fotografiert, um auf die Entschleunigung aufmerksam zu machen: "In der Gesamtschau ist es ein Aspekt einer Zeit, der nicht in Vergessenheit geraten darf." In dem Moment, wo er das Foto gemacht habe, habe er daran noch nicht gedacht. "Wenn man das Zusammenspiel von Licht und Perspektive in dem Moment sieht und einen Kilometer in die Ferne blickt und rundherum ist einfach nichts - das drückt diesen Science-Fiction-Charakter aus."
Liebe zur Fotokunst im Studium entdeckt
Die Liebe zur Fotokunst entdeckte Stefan Schroeder während seines Studiums in Braunschweig. Seine Bilder sind bedrückend, emotional, abstrakt, überwältigend und ehrlich. Anfangs sollte es lediglich ein Familienalbum werden: "Ich dachte, dass das ein besonderer Moment ist - vielleicht für die eigenen Kinder, für die Bekannten, die in dieser heißen Phase nicht die Möglichkeit hatten, bestimmte Plätze aufzusuchen. Für mich war das eine eigene Faszination, die die Bilder, die Schauplätze ausgeübt haben."
Lockdown Braunschweig
- Seitenzahl:
- 63 Seiten
- Genre:
- Bildband
- Verlag:
- Husum
- Bestellnummer:
- 978-3-96717-013-9
- Preis:
- 9,95 €