Bücher-Bann in den USA: Keine Bibel für junge Schulkinder
In den USA findet ein Kampf um Bücher statt: Sehr konservative und auch religiöse Kreise versuchen, bestimmte Bücher aus Bibliotheken zum Beispiel in Schulen zu verbannen. Jetzt hat es auch die Bibel getroffen.
Freigabe der Bibel erst ab der Oberstufe
Das Buch der Bücher hat keinen Sonderstatus in den USA, nicht mal im tiefreligiösen Bundesstaat Utah. Der Buchausschuss eines Schulbezirkes hat dort kürzlich beschlossen, die Bibel aus der Bücherei zu entfernen. Sie hätten entschieden, dass die Bibel nur für die Oberstufe geeignet sei, sagte Chris Williams, der Sprecher des Schulbezirks im Lokalfernsehen. Aber: Wegen der Vulgarität und Gewalt, soll die Bibel nun nicht mehr an jüngere Kinder und Teenager ausgegeben werden. Ein Bibel-Bann ausgerechnet in Utah, wo mehr als die Hälfte der Bevölkerung gläubige Mormonen sind - das klingt wie eine Realsatire.
Der Grund: Zu pornografisch, zu vulgär
Tatsächlich trieft die Beschwerde, die Unbekannte eingereicht hatten, vor Sarkasmus. Voriges Jahr hatte der Staat Utah ein Gesetz verabschiedet, das pornografische und unanständige Inhalte in Schulen verbietet. Wenn das auf ein Buch zutrifft, so argumentierten die Beschwerdeführer, dann sei das wohl die Bibel. Und dazu lieferten sie seitenweise Zitate, die den zuständigen Ausschuss überzeugten. "Wir versuchen alles, um das neue Landesgesetz über sensibles Material in unseren Schulen zu befolgen", rechtfertigt sich der Sprecher des Schulbezirkes.
Sexuelle Aufklärung unerwünscht
Dass Bücher für ungeeignet erklärt und aussortiert werden, ist in den USA nichts Neues. Bisher ging es meistens um vermeintlich pornografische Inhalte oder vulgäre Sprache. Nun sind die am häufigsten verbannten Bücher solche, die sich mit sexueller Orientierung beschäftigen. "Ich möchte nicht, dass meine Kinder etwas über intersexuelle Familien oder Bisexualität oder Transgender oder irgendetwas Sexuelles lernen. Ich möchte, dass sie Wissenschaften lernen", sagt Catalinas Double, die Vorsitzende der Organisation Mütter für Freiheit. Moms for Liberty ist eine ultrakonservative Organisation, die sehr erfolgreich Eingaben gegen Bücher schreibt, durch die Kinder ihrer Meinung nach sexualisiert werden.
Bücher verbannen, Kultur auslöschen
LGBTQ-Aktivist*innen glauben, dass es den Konservativen um mehr geht. "Bücher zu verbannen ist keine neue Taktik. Es geht darum, unsere Geschichte und Kultur auszulöschen. Und wenn junge Leute keinen Zugang zu Büchern haben, die sie repräsentieren, fühlen sie sich isoliert", sagt Devon Ojeda vom Nationalen Zentrum für die Gleichstellung von Transgender-Menschen. Im vorigen Schuljahr wurden 2.500 mal Bücher aus Schulbibliotheken entfernt - vor allem in konservativen Staaten wie Texas, Florida und Utah, meldete jüngst PEN America.
Leseclubs gegen die Zensur
Die Republikaner dürften das Thema mit Blick auf die Wahlen nächstes Jahr weiter pushen. Allerdings ist die Stimmung zumindest in Teilen des Landes eine andere: Die Opposition wachse, weil die andere Seite es übertreibe", sagt Chris Finnen, ein Aktivist gegen Zensur im Sender NPR. Die Leute würden sauer und dann aktiv und gründen zum Beispiel Leseclubs, die sich verbannten Büchern widmen.