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In Janine Adomeits Roman geht es um ein Geschwisterpaar, dessen Mutter an Multipler Sklerose erkrankt ist. "Die erste halbe Stunde im Paradies" ist bei allem Leid auch ein tröstliches Buch. Gewinnen Sie das Buch des Monats!
Anne arbeitet in der Pharmaindustrie. Sie ist der Inbegriff von Effektivität. Der Laptop immer aufgeklappt, jede Autofahrt mit dem Navi berechnet. Für menschliche Beziehungen ist kein Platz in ihrem Leben. Denn die regen auf, führen zu Schmerz.
Das Telefon klingelt, es ist Annes Bruder Kai. Wenn man so will das Gegenteil von Anne. Ein musischer Typ, ungewaschen, und mit einigen Drogenproblemen. Er bittet Anne um Unterschlupf. Und das führt die Geschichte über Rückblenden in die Vergangenheit, als Anne und Kai Teenager waren - enge Bande, aber dann wird die Mutter krank. Sie hat Multiple Sklerose, eine Krankheit, die unter anderem von Schüben gekennzeichnet ist, nach denen sich die motorischen Fähigkeiten der erkrankten Person meist verschlechtern.
Die Pflege der Mutter als große Herausforderung
Autorin Janine Adomeit hat selbst Pflegeerfahrungen gemacht. Fürsorge leisten, das könne sehr erfüllend sein, sagt sie, aber das habe auch Grenzen: "Wenn man emotional nicht reif dafür ist, kann einen das auch überfordern. Die beiden Kinder kümmern sich um die Mutter. Lange Zeit funktioniert das gut, weil es einen unglaublichen Zusammenhalt und ganz starke Solidarität auch in dieser Familie gibt. Das kippt aber, als sich Bedürfnisse ändern und die Kinder älter werden und versuchen auszubrechen."
Vor allem Kai fühlt sich eingeschränkt, heuert eines Tages auf einem Kreuzfahrtschiff an. Anne bleibt zurück. Der Roman ist zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart aufgeteilt, als die Geschwister, mittlerweile entfremdet, wieder zusammenkommen. In der Vergangenheit ist es oft schmerzhaft dokumentarisch. Die Krankheit nimmt der Mutter die Würde, sie braucht Windeln, Gehhilfen und es fehlt auch an Geld. Die Kinder müssen schneller erwachsen werden, als es gesund ist.
Außergewöhnlicher Roman voller Wärme und leisem Witz
"Das zentrale Thema in dieser Familie ist der Loyalitätskonflikt", sagt die Autorin. "Den hat man nicht nur in Pflegesituationen. Man möchte der Mutter gegenüber natürlich loyal sein. Das wollen eigentlich alle Kinder." Gleichzeitig wolle man darüber sprechen, was zuhause los sei, dass man sich unterscheide von anderen Kindern und Erwachsenen. Dass die Bedürfnisse da nicht so erfüllt würden.
Kai flüchtet sich in Drogen, Anne macht emotional zu. Das beschreibt Janine Adomeit vollkommen einleuchtend und sehr bewegend. Dabei ist das ohne Kitsch erzählt, sondern zugleich nüchtern, voller menschlicher Wärme und leisem Witz. "Die erste halbe Stunde im Paradies" ist bei allem Leid auch ein tröstliches Buch. Man versteht sehr gut, was die Figuren durchmachen, und dadurch fühlt man sich auch selber ein bisschen verstanden und gesehen. Das macht diesen Roman außergewöhnlich.
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