Wasser und Meer: Evangelisches Gesangbuch mit norddeutschem Twist
Dieses Jahr feiern wir 500 Jahre evangelisches Gesangbuch. Passend dazu wird seit einigen Jahren an einer Neuausgabe gefeilt. Das Besondere: Es sollen eigene regionale Teile entstehen, auch für Norddeutschland.
"Die Liederkommission sichtet etwa 10.000 Lieder. Wir wollen in einer Datenbank ungefähr 2.000 Lieder versammeln. Das ist, weil es so viel Liedgut gibt, sehr aufwendig", sagt Hans-Jürgen Wulf. Er ist Landeskirchenmusikdirektor der Nordkirche und an der Gestaltung des Regionalteils für das neue Gesangbuch beteiligt. "Die Idee dahinter ist, dass wir als Kirche zwischen den Meeren - mit Nähe zu Skandinavien, zum Ostseeraum und zur Nordsee - ein Stück eigene Identität haben, die sich vermutlich im Stammteil nicht komplett abbilden lassen wird."
Besondere Verbindung zum Wasser
Der Regionalteil wird mehrere Themengebiete enthalten: Wasser und Meer sind für den Norden besonders wichtig. "Damit ist nicht nur gemeint, dass es bei uns Sturmfluten gibt, sondern dass wir zu dem Element Wasser eine besondere Verbindung haben, nicht zuletzt bei den großen Tauffesten, wie sie an vielen Orten stattfinden", erklärt Wulf. Andere Themen sind laut Wulf die Ökumene, gerade im Ostseeraum, Liedgut aus Partnerkirchen oder plattdeutsche Texte und die lokale Musiktradition mit alten und neuen Liedern wie zum Beispiel von Manfred Schlenker, 2023 verstorbener Komponist und Kirchenmusiker.
Regional bedeutet dann nicht mehr nur von Harburg nach Helgoland: "Ich freue mich, dass es eine Initiative gibt, zu überlegen, ob Hannover, Braunschweig, Oldenburg, Bremen - also die Landeskirchen, die hier im Norden sind - mit der Nordkirche zusammen einen Regionalteil machen", sagt Wulf.
Großer Umbruch beim evangelischen Gesangbuch
Für das aktuelle Gesangbuch gibt es seit 2012 ein Beiheft nur für Norddeutschland: "Himmel, Erde, Luft und Meer". Dieses wurde auch separat nach potenziellen Liedern für das neue Gesangbuch gesichtet. Es wird einen großen Umbruch geben, meint Hans-Jürgen Wulf: "Das wird vermutlich heißen, dass ungefähr die Hälfte bis zwei Drittel des bestehenden Repertoires schlicht ausgetauscht werden und ein Drittel 'Altbestand' bleibt."
Alles, was nicht ins gedruckte Gesangbuch passt, wird digital gesammelt, erklärt Wulf: "Eigentlich funktioniert das neue Gesangbuch nur im Zusammenhang mit dieser Datenbank, die deutlich größer und flexibler ist und die uns auch bei der Gestaltung des Buches neue Möglichkeiten eröffnet, weil wir Verzeichnisse auslagern und aktuell halten können. Sie stellt uns aber auch vor große Herausforderungen. Die Rechtefragen sind ein echtes Finanzproblem und eine richtige Verhandlungsaufgabe. Natürlich gibt es auch technische Herausforderungen." Kirche goes Internet - Weihnachten 2028 sollte das neue Gesangbuch fertig sein.