Festgottesdienst: Schweriner Dom mit neuen Uecker-Fenstern
Der in Mecklenburg geborene Künstler Günther Uecker hat für den Schweriner Dom vier neue Fenster entworfen. Die ersten beiden wurden nun im Rahmen eines Festgottesdienstes eingeweiht.
Intensives Blau dominiert die neuen Kirchenfenster, die Günther Uecker für den Schweriner Dom entworfen hat. Zwei der Entwürfe des Projekts "Lichtbogen" sind fertiggestellt und wurden am Sonntag im Beisein des Künstlers während eines Festgottesdienstes eingeweiht. Die zehn Meter hohen und drei Meter breiten Fenster in typisch barocker Bogenform leuchten auf der Nordwestseite des Querschiffes im Schweriner Dom. Uecker zeigte sich sehr berührt. Als er sich nach der Predigt an die Gemeinde wenden wollte, hatte er Tränen in den Augen, die Stimme versagte ihm. Nach dem Gottesdienst sagte der Mecklenburger dem NDR, das Projekt bringe ihm die Heimat wieder näher. "Am Meer würde man sagen: Das Wasser ist bewegt. Ich woge. Ich woge auch auf den Symphatien der Menschen hier. Und das berührt mich ganz stark."
Idee für den "Lichtbogen" entstand 2009
"Was kann einen Dom nach außen öffnen?" Das sei für ihn eine Ausgangsfrage am Anfang des Projektes gewesen: "Dass das Seherische wieder in den Menschen einzieht. Nicht etwas zu betrachten, sondern etwas zu öffnen, was einfällt - und die Einfalt überwindet durch Seherisches", so Uecker. "Es ist der Lichtbogen, der uns mit dem Universum verbindet." Die Idee zur Neugestaltung der bislang farblosen Fenster war 2009 entstanden, als der inzwischen 93-jährige Uecker im Dom an seiner Ausstellung "Dialog" arbeitete. 2017 präsentierte er auf großen Tüchern seine Vorschläge für die Fenster, mit denen er an die gotische Tradition der altehrwürdigen Kirche anknüpfen will. "Mit den wunderbaren Uecker-Fenstern bekommt Schwerin ein Kunstprojekt von internationalem Rang", so Mecklenburg-Vorpommerns Kulturministerin Bettina Martin (SPD), sie seien ein Beleg dafür, "dass in den Denkmalen des Landes Raum für zeitgenössische Kunst ist".
"Es fehlten die Farben"
Der Schweriner Dom ist 852 Jahre alt und damit eines der ältesten Bauwerke der Stadt. In der bewegten Geschichte sind viele farbige Fenster verloren gegangen - sie wurden durch einfache Glasscheiben ersetzt. Für Volker Mischok, 22 Jahre lang Dompastor in Schwerin, gab es immer ein Gefühl der Unvollständigkeit. "Es fehlten die Farben. Einmal, die durch das Licht draußen in den Raum kommen. Aber die eben auch an den Säulen und an den Wänden spielen. Denn diese Farben sind ein ganz wesentlicher Bestandteil einer gotischen Kathedrale. Sie lösen diese Wände noch einmal auf. Und so war der Raum weiß und so ein bisschen statisch."
Uecker stammt aus Mecklenburg
Bekannt wurde Günther Uecker vor allem mit seinen reliefartigen Nagelbildern. Seit den 1950er-Jahren lebt er in Düsseldorf, wo er sich nach seinem Kunststudium der von Heinz Mack und Otto Piene gegründeten Gruppe Zero anschloss. Zu seiner Kunst gehört auch die Beschäftigung mit Religionen. Seiner Heimat Mecklenburg fühlt er sich immer noch sehr verbunden. Er wurde 1930 in Wendorf, einem Dorf östlich von Schwerin, geboren. Aufgewachsen ist er an der Ostsee auf der Halbinsel Wustrow, die seit den 1930er-Jahren erst von der Reichswehr und später von der Roten Armee unter Beschlag genommen wurde. Seit 1990 ist Uecker immer wieder einmal auf die auch heute noch abgesperrte Halbinsel zurückgekehrt.
Kirchenfenster in Hessen hergestellt
Ueckers Entwürfe wurden in den Glasstudios Derix im hessischen Taunusstein auf Kunstglas umgesetzt. Dabei sei - immer im engen Ausstausch mit Uecker - von dem blauen Glas an bestimmten Stellen Farbe weggeätzt worden, so Frederik Richter vom Glasstudio Derix. "Alle unsere Mitarbeiter sind Künstler. Aber wir verstehen uns eigentlich als verlängerter Arm vom Künstler. Es ist schon so, dass wir versuchen, so gut wie möglich den Künstler zu kopieren. Allerdings ohne das eigentliche Gefühl des Ganzen zu verlieren."
Viele Förderer und Spenden
Die Kosten für diese beiden Fenster belaufen sich nach Angaben des Förderkreises des Schweriner Doms auf insgesamt etwa 350.000 Euro. Sie werden aus Mitteln der Ostdeutschen Sparkassenstiftung, der Sparkasse Mecklenburg-Schwerin, des Kulturministeriums von Mecklenburg-Vorpommern sowie durch kirchliche Gelder und Gelder des Förderkreises bezahlt. Der Förderkreis des Schweriner Domes hoffe, die Finanzierung des dritten und des vierten Fensters noch in diesem Jahr sichern zu können und sei weiter auf der Suche nach Sponsoren, hieß es. Bereits seit dem 7. September wird im Dom eine Fotoausstellung von Anna Lenz über Günther Uecker präsentiert. Zu sehen sind 40 großformatige Aufnahmen, die den Künstler bei der Arbeit zeigen.