Hafen und St.-Petri-Kirche in Buxtehude © Stadt Buxtehude Foto: Arnold Deibele

St. Petri in Buxtehude: Eine Furtwängler-Orgel

Stand: 16.04.2024 16:36 Uhr

In der St. Petri-Kirche in Buxtehude befindet sich eine selten gut erhaltene Orgel der niedersächsischen Orgelbauerfamilie Furtwängler.

Diese Philipp-Furtwängler-Orgel wird noch regelmäßig für Konzerte genutzt und zieht sowohl lokale als auch internationale Organisten und Musikliebhaber*innen an. Sie ist ein wahrer Schatz für die Stadt Buxtehude und trägt zur kulturellen Vielfalt der Region bei. Diese Orgel ist nicht nur ein musikalisches Instrument, sondern auch ein Symbol für die handwerkliche Kunst und das künstlerische Erbe vergangener Zeiten.

Kurzinfo zur Orgel

Adresse
Kirchenstraße 2, 21614 Buxtehude

Orgelbauer
Philipp Furtwängler

Entstehungsjahr und Epoche
1859 (Frühromantik)

Disposition
52 Register, 3 Manuale, 1 Pedal

Gut zu wissen
Diese Orgel ist ein selten gut erhaltenes Exemplar von Philipp Furtwängler, einer traditionsreichen niedersächsischen Orgelbauerfamilie.

Die große Orgel in St. Petri in Buxtehude ist eine der bedeutendsten norddeutschen Orgelbauten der frühen Romantik. Von sanften Flötenklängen bis hin zu kraftvollen Trompetenklängen erfüllt diese gut erhaltene Orgel den gesamten Kirchenraum. Mit insgesamt 52 Registern auf drei Manualen und einem Pedal gehört sie noch heute zu den größten der Region. Traditionelle Klangfarben erlauben eine angemessene Darstellung barocker Werke, beispielsweise von Johann Sebastian Bach. Die typischen Grundstimmen wie Salicional oder Violoncello empfehlen die Orgel für Werke der Romantik, zum Beispiel von Felix Mendelssohn Bartholdy, Johannes Brahms oder anderen. Sie ermöglichen es dem Organisten, eine breite Palette an musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten zu nutzen.

Der Prospekt, die Vorderseite der Orgel, ist künstlerisch verziert und wirkt eher grazil, doch dahinter verbergen sich 3.300 Pfeifen aus Metall und Holz. Die größten haben eine Länge von knapp fünf Metern, die kleinsten Pfeifen sind nur etwa zwei Zentimeter groß. Die Luft, die sie zum Klingen bringt, kommt von großen Keilbälgen, die sich im Turm hinter der Orgel befinden. Noch heute kann die Orgel ohne Strom betrieben werden.

Weil die sogenannte "Zinnpest" die Orgelpfeifen beschädigt hatte, musste die Orgel aufgearbeitet werden. Ihr drohte der Abriss, denn die Schäden waren so groß, dass sie als nicht restaurierbar galt. Viele Buxtehuder Bürger*innen setzen sich mit Spendensammlungen dafür ein, dass die Orgel erhalten bleiben konnte. Dies geschah schließlich durch die Firma Alfred Führer. So konnte 1985 die wiederhergestellte Orgel in Buxtehude eingeweiht werden.

Eine weitere Restaurierung wurde 2006/2007 durch den Orgelbauer Rowan West (Altenahr) durchgeführt, wodurch die Orgel weiterhin stabilisiert, klanglich verfeinert und optimiert werden konnte.

Gut zu wissen

Sie befindet sich in der St. Petri-Kirche, einer historischen Kirche aus dem 13. Jahrhundert, und fügt sich perfekt in das gotische Ambiente der Kirche ein - dabei wurde sie nach einem Unglück erbaut: Im Jahr 1853 vernichtete ein Turmbrand die 1701 fertiggestellte Orgel von Arp Schnitger. Doch schon sechs Jahre später stellte Philipp Furtwängler aus Elze eine neue Orgel fertig.

Neue Chororgel nach Rowan West

Am 14. April 2024 wurde in St. Petri eine weitere Orgel mit einem großen Festgottesdienst eingeweiht: eine neue Chororgel nach Plänen von Rowan West. Für die Bürger*innen in Buxtehude ein wahrer Grund zur Freude, denn die Fertigstellung verzögerte sich durch einschneidende Ereignisse: Eigentlich handelte es sich um die Restaurierung der Hillebrand-Orgel von 1974. Die hohen Kosten konnten dank viel Initiative von Buxthuder Bürger*innen alleine durch Spenden finanziert werden. Für die Restaurierung konnte der australische Orgelbauer Rowan West gewonnen werden, der 2007 bereits die Furtwängler-Orgel überarbeitet hatte.

Verzögerungen durch Flutkatastrophe und Todesfall

Im Jahr 2021 wurde die Orgel zu diesem Zweck in Wests Werkstatt nach Altenahr überführt, wo sie eine Woche später durch die verheerende Flutkatastrophe im Ahrtal zerstört wurde. Ein neuer Wiederaufbau in St. Petri wurde geplant, für den abermals Spenden gesammelt wurden. Im Sommer 2023 sollte die Orgel fertig werden. Im Mai 2023 verstarb der Orgelbauer Rowan West und sein Bruder Greg West übernahm sein Werk, um es zu vollenden. Die Orgelbauer Winfried Puschmann und Christoph Keinert konnten das Instrument schließlich nach Rowan Wests Plänen in Gedenken an ihn 2024 fertigstellen.

Das Instument hat 848 Pfeifen und ist mit seiner barocken Klangästhetik eine ideale Ergänzung der romantischen Furtwängler-Orgel. Zusätzlich zu den beiden Hauptorgeln in St. Petri steht in der Kirche noch eine dritte Orgel: eine Kirschner-Truhenorgel mit nur sieben Registern.

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